Vor gar nicht allzu naher Zeit versprach ich dem Marinsche, etwas zum Thema Gänseblümchen zu schreiben. Dabei hatte sie nur den harmlosen Wunsch geäußert, ich möge ein paar Exemplare der Art Bellis Perennis herüberwachsen lassen, um Biggy zu verschönern. Deshalb als Zwischenruf von der Fedcon ein wenig „Botanik“.

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Nicht, dass Biggy Verschönerung nötig hätte. Biggy ist die Twiggy unter den Eulen. Sofern man Twiggy schön findet. Wenn nicht, dann ist Biggy eben nicht die Twiggy unter den Eulen, vielleicht eher die Beth Ditto. Das ist auch legitim, weil es sich zwar nicht reimt, aber beides mit B beginnt. Bleibt bezeichnenderweise beim Buchstaben. Also wird es auch eine Verwandtschaft geben. Wie dem auch sei: Biggy ist schön.

Biggy könnte durch Gänseblümchen eigentlich nur verunstaltet werden. Denn mal ehrlich: Gänseblümchen? Das Gänseblümchen ist der Löwenzahn unter den Blumen. Was ein alberner Vergleich ist, weil der Löwenzahn der Löwenzahn unter den Blumen ist. Nicht zu verwechseln mit dem Löwenmäulchen. Merke: Sieht es so aus, als würde es geplant in einem Beet wachsen, ist es ein Löwenmäulchen, wenn nicht, ist es ein Löwenzahn. Und wenn es dich hungrig anbrüllt, ist es egal, was es ist, dann solltest du hoffen, dass deine letzte Beichte nicht zu lang zurück lag, dann ist es ein Löwe mit Bärenhunger.

Ich möchte nicht weiter vertiefen, wie ein Löwe Bärenhunger haben kann, nur so viel: Die Natur ist weiter als viele Evangelikale. Die haben schon ein Problem damit, wenn ein Mann ein Mann bleibt, aber keinen Appetit auf ein Weib hat. Die Vorstellung, dass es mehr zwischen Männern und Nicht-Frauen gibt, als ihre Schulgläubigkeit sich träumen lässt, ist ihnen Häresie. Auch wenn ich bis heute nicht verstehe, was ein Bär, gefangen im Körper eines Löwen mit Hasen zu tun hat.

Nun haben wir botanisch angefangen und sind mitten in der Gender-Debatte gelandet. Andererseits ließe sich so erklären, wieso der Knöt-Erich aus Japan mal weiblich und mal männlich ist. Und dass es weibliche Spargelpflanzen gibt ist doch auch nur ein weiterer Beweis dafür, dass die Natur über eine gehörige Portion Humor verfügt. Gänseblümchen hingegen sind meines Wissens nach einhäusig und halten sich aus solchen Fragen heraus. Als Gänse-Blümchen müssen sie sich Identitätsfragen dennoch gefallen lassen. Sind sie nun Gänse oder Blümchen?

Ich mag, wie ich hinreichend oft erwähne, solche Entscheidungsfragen nicht. Für engstirnige Menschen geht wahrscheinlich nur Gans oder Blümchen. Glücklicherweise ist die Gans gemeinhein als dumm verschrien. Das ist zwar falsch, aber zurecht gilt die Gans als gemeines Tier. Leidgeprüfte Jogger in Gewässernähe können dies sicherlich bestätigen. Die Behauptung, sie sei dumm, würde übrigens erklären, wieso die Gans sich für ein Blümchen hält.

Um die Komplexität der Materie zu reduzieren, habe ich Mutter Zeilenende zum Thema Gänseblümchen gefragt. Sie schaute mich abschätzend an, als ob ich sie nicht alle hätte. Also nicht die Gänseblümchen, sondern allgemein. Wahrscheinlich hielt sie mich in diesem Moment für dümmer als der Volksmund alle Gänse dieser Erde zusammen. Sie räusperte sich (Mutter Zeilenende hat derzeit einen Frosch im Hals, so viel zu ihren Identitätsproblemen) und sagte:

„Du möchtest wirklich die Geschichte von den Bienchen und den Blümchen hören?“

„Nein, ich will das mit den Gänseblümchen verstehen. Wie kann eine Gans eine Blume sein und umgekehrt.“

„Achso. Ich dachte, du wolltest wissen, wie du auf die Welt gekommen bist.“

„Hä? Ich dachte, mich hat der Storch gebracht.“

„Naja … Da war ich nicht so ganz ehrlich zu dir. Also es gibt Bienchen …“

„Gänse! Gänse und Blümchen.“

„Nein, Zeilenende. Gänse bestäuben keine Blumen. Das tun Bienen. Und Schmetterlinge. Und übrigens auch Fledermäuse.“

„Wenn ich es mir recht überlege, möchte ich eine Fledermaus sein.“

„Genau deshalb heiße ich dich seit vielen Jahren mein Gänseblümchen, Zeilenende.“

Sie hat nicht wirklich „heiße dich“ gesagt, aber es klingt gut und darum geht es auch gar nicht. Worum es eigentlich geht:

Die Ähnlichkeit ist unübersehbar, oder?

Dieser Beitrag wurde nicht von Random Randomsen inspiriert. Auch wenn er verdächtig danach klingt. Ich lebe einfach nach dem Motto: Lieber schlecht geklaut als gut selbst gemacht.

25 Kommentare zu „Die wahre Natur der Gänseblümchen

  1. Wenn nun also dem Gänseblümchen der Spargel wächst, dann wird es zunehmend schwerer, dem Löwen mit Bärenhunger zu entrinnen, der eigentlich nur eine Gender-Debatte führen möchte, wozu er sich aber erst einmal Diskussionsanregungen auf der FedCon holen gehen muss.

    Oder so.

    Habe ich den Artikel jetzt richtig verstanden?

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    1. Ich habe ihn selbst nicht verstanden. Ich wollte eigentlich nur erklären, dass Mutter Zeilenende mich Gänseblümchen nennt. Spägestens beim Spargel bin ich aber wohl falsch abgebogen. War wahrscheinlich krummer Spargel, aber der schmeckt genau so wie Pornostar-Spargel … Ist nur günstiger. Ist wie im wahren Leben auch.
      Öhm … Also … Ja. Ich glaube, im Unterschied zu mir hast du verstanden, was ich letzten Endes sagen wollte, als ich mein Konzept vergessen und in Zungen gesprochen habe. War ja Pfingsten. Da passiert sowas schon einmal. 😊

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  2. Manchmal habe ich das Gefühl, ich stünde in der Botanik: Biggy? Twiggy? Wenigstens Beth kenne ich (o.k., an der kommt man ja nicht einfach so vorbei, sozusagen). Und nach einer kurzen Umfrage im www habe ich jetzt meine Bildungslücken geschlossen und kenne auch die %iggies, detto oder Ditto.

    „Mein Gänseblümchen“ ist ja süß!
    Kein Wunder, dass dir Mutter Zeilenende die schöne Mähr des Seins der kinderbringenden Störche nicht einfach plump verderben wollte. Vielmehr ermutigte sie zu einem Philosophiestudium und hoffte, dass du dort alles über die Wahrheit lernen und von Kant aufgeklärt würdest oder bei den Existenzialisten hinter das Nichts der Babies-schleppenden Vögel zu blicken vermögest.
    Ist es gelungen? Wer weiß? Also, ein „Wer-Wie-Was“ Buch über Fledermäuse als nächstes Geburtstagsgeschenk vormerken.

    Zum Bellis Perennis (mein Schullatein ist lange her, ich hätte das mal frisch und frei nach Cäsar mit „durch die pyrenäischen Kriege“ oder so ähnlich übersetzt; o.k. mein Latein ist nicht nur lange her, es ist auch grottenschlecht):
    Da mein grüner Daumen gerade mal so nachhaltig ist wie die Permanenz der Farbstifte meiner Tochter, hatte ich immer schon die Vermutung, dass die Gänseblümchen ein streng geheimer, aber mißlungener, wenn auch lieblich anzusehender Hybrid-Klon-Versuch zwischen Gans und Unkraut wären. Und als dann noch jene Exemplare mit den rosa Rändern hinzukamen, wurde mir klar, dass bereits an einer weiteren Stufe der Hybride gearbeitet wird: Die DNA von Prinzessin Lillifee, Hello-Kitty & Co wurde bereits entschlüsselt! Der Pinkisierung unserer Welt steht nichts mehr im Weg!

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    1. Ich gebe zu, ich habe an den Störchen schon gezweifelt, als ich einen Europäer getroffen habe, der im Winter Geburtstag hat. Da sind die Störche aber ja in Afrika. Endgültig irritiert war ich dann, als ich einen Afrikaner kennenlernte, der im Sommer … Das war sehr verwirrend. Ich bin froh, dass ich jetzt weiß, dass ich aus einem von einer Fledermaus bestäubten Gänseblümchen stamme. Die blühen ja ganzjährig. Als Geburtstagsgeschenk empfehle ich übrigens einen Aufsatzband von Thomas Nagel … Der hat sehr informativ darüber geschrieben, wie das so ist als Fledermaus … oder auch nicht. 😉
      Der Sache mit Prinzessin Lillifee gehe ich nach. Bislang dachte ich eigentlich, die rosa Gänseblümchen sind für die LGBT-Kinder … Deine Vermutung finde ich … beunruhigend. 😨

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  3. Keiner verknüpft naturkundliche mit soziologischen Betrachtungen so schön wie Du, samt Entstehungsgeschichten mit Mutter Zeilenende…..ich bin tief beeindruckt und auch Biggy wird amused sein…..vielen Dank dafür 😘

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              1. Aber keinen Rüssel an die Tascheneulen….wir müssen das hinkriegen das das mit den Flügelchen klappt….

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  4. Ein feiner Text über eines der schönsten Blümchen überhaupt mit Randbetrachtungen bei denen man die Nase schon über den Wegrand hinaus strecken muss.
    Ich würde dir dafür glatt einen Kranz aus Gänseblümchen oder Löwnzahn flechten. Das ist hübscher als der aus Lorbeeren, den du aber auch verdient hast. Für die Gedankensprünge und meine Morgenlektüre.

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    1. Von den Sprüngen habe ich auch immer noch Muskelkater. Da ich aber ohnehin über den Wegrand hinaus musste (Löwenzahn wächst mitunter auch auf dem Weg, Gänseblümchen sind dafür aber zu vornehm), habe ich es genossen, auf der Wiese zu tollen. Dort lassen wir die Gänseblümchen besser auch stehen, auch wenn ich mich über den Kranz freuen täte. im Grünen … da sind sie aber doch am Schönsten.

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  5. Ähnlichkeit? Klonen nennt man das. 😀
    [Also vergiss Störche und Bienchen – das waren irgendwelche Typen in gänseblümchenweißen Kitteln]

    Man lernt echt nie aus. Ich glaubte ja bisher, dass diese Dinger Gänzeblümchen heißen – weil es eben zur Gänze Blümchen sind und nicht halb ‚weder‘ und halb ’noch‘ wie der Löwenzahn.

    „Ich heiße dich mein Gänseblümchen.“ 😀
    Das gäbe doch eine herrliche Szene irgendwo in einem veröffentlichten Verkehrsmittel. Allerdings vorzugsweise mit etwas älteren Protagonisten als den echten Zeilenendes. Ein Sohn in den Achtzigern – und die Mama entsprechend im dreistelligen Bereich: «Muttiiii!?» «Ja, mein Gänseblümchen?»

    [Übrigens: Ich finde, da hast du sehr gut ’schlecht geklaut‘ gespielt. 🙂 ]

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    1. Huch … Blumen von dir, da werde ich ja rot wie … eine Rose? Nein, bietet problematische Implikationen? Geranie? Hasse ich. Nelke? Bin ich nicht Arbeiter genug für … Rot wie ein Hibiskus, das werde ich!
      Und jetzt muss ich Mutter Zeilenende nur noch dazu auffordern, diesen Dialog in der Bahn aufzuführen. 😊

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