Erinnert ihr euch noch an die Grabgestaltungstrilogie? Die beschert mir nach wie vor die meisten Besuche über Google auf diesem Blog, weil sich noch mehr Menschen Gedanken über Grabgestaltung mit Steinen machen. Ich denke, ein Update ist fällig.

Die Original-Trilogie findet ihr hier:

Die Winterbepflanzung bestand aus Erika (Ich biiin so schaaarf auf Erika … Nicht) und ich war froh, dass dieses Zeug endlich vom Grab verschwand. Es gibt nichts würdeloseres als Heidekraut auf Friedhöfen. Das ist geronnene Einfallslosigkeit, wo es doch im Dekoladen um die Ecke eine Vielzahl wunderschöner Plastikblumen gibt, die auch im Winter für knallige Farbakzente in den ewigen Jagdgründen sorgen können.

Ich war also frohen Mutes, ein wenig Frische in den Tod zu bringen, hatte aber das Beharrungsvermögen von Mutter Zeilenende unterschätzt. Während ich jubilierte und in der Gärtnerei alles auf Friedhofstauglichkeit inspizierte – von den Geranien abgesehen, die zu nichts taugen – hatte Mutter Zeilenende sich in den hinteren Teil der Gärtnerei verzogen. Und weil ich nicht folgte, zog sie mich einige Augenblicke später hinterher, am Ohrläppchen gepackt als sei ich ein Fünfjähriger. Dabei bin ich mindestens schon sechs, ich kann nämlich lesen, jawohl! Das Zeilenende stampft einmal wütend mit dem Fuß auf.

Wieso der hintere Teil, wieso Beharrungsvermögen? Ganz einfach. Was pflanzt man im Frühjahr auf Friedhofsgräber? Richtig, Stiefmütterchen! Nicht, dass ich etwas gegen Stiefmütterchen hätte, vor Allem die aus Hänsel und Gretel finde ich sehr einfallsreich und pragmatisch, aber immer nur Stiefmütterchen sind doch langweilig. Vielleicht doch ein paar Bellis, Mutter Zeilenende? Nein? Och schade.

Gesagt, getan, Pflanzen für die Ecken wurden ebenso gekauft wie für eine Schale. Dumm nur, dass Herrn Zeilenende Srs. Bruder und Schwägerin auch eine Schale zusammengestellt und dann auf dem Friedhof platziert haben. Ohne dieses Detail zu erwähnen. Zum Glück mit gelben Blumen in der Mitte, das ließ sich dann doch in mein Designkonzept integrieren. Und nach einem Jahr Steinen sieht das Grab immer noch ordentlich und gepflegt aus, ohne großen Aufwand zu produzieren. Nur der Grabstein müsste mal geputzt werden.

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26 Kommentare zu „Der Grabgestaltungstrilogie vierter Teil

  1. Spannend! Ich habe mal fix die anderen Artikel gelesen und bin einigermaßen überrascht, wie lange sich das nun schon hinzieht. Interessant auch, wie vielfältig und tatsächlich schön man Gräber gestalten kann. Ich bin immer von der klassischen, sehr arbeitsintensiven Bepflanzung ausgegangen und finde die moderne Varianten tatsächlich sehr schön.

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    1. Naja, Gräber bepflanzt man spätestens alle halbe Jahre neu, weil das Gepflanzte verblüht ist und die Menschheit dem Irrglauben aufsitzt, dass Grünzeug allein nicht ausreicht. Und selbst wenn sie es tut: Koniferen und so ein Sauzeug müssen regelmäßig in Form geschnitten werden, sonst sieht es furchtbar aus. Von daher bedeutet „Grabpflege“ tatsächlich eine langjährige Verantwortung.
      Was tatsächlich interessant ist: Wie vielfältig die Gestaltung geworden ist. Ich habe mich ja auf unterteilte Gräber beschränkt, allein durch die Bepflanzung kann man Gräber auch strukturiert gestalten. Wenn man will, tatsächlich auch ohne allzu viel Arbeit, aber mit einer naturnäheren Optik, mit Bodendeckern … Oder Rindenmulch.

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  2. Also ich bin ja sehr für Steinbrechgewächse und Tripmadam. Diese Pflanzen sind pflegeleicht und wegen der vielen Farben und Formen sogar zur Pflanzung von Ornamenten geeignet.
    Sepulkralgestalterische Grüße aus dem Garten 🙂

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    1. Das kann man natürlich auch machen, hat dann aber wieder mehr Mühe beim Anpflanzen statt nur die zwei Minibeete. Ich hätte, da ich mich mit der Gemüse-Idee nicht durchsetzen konnte, das Grab auch mit Phlox übersähen können.
      „Sepulkralgestalterisch“ gefällt mir übrigens. Das ist vor Allem doppeldeutig … Staffierst du heimlich Leichen aus? 😉

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  3. Oh, tolle Beiträge. Man ist ja immer noch sehr eigen mit der Grabgestaltung – der dörfliche TÜV lässt nicht alles durchgehen, auch wenn wir von unserem Opa gern ein paar Cherrytomaten geerntet hätten.

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    1. Die sind ja schlimmer als die Stasi … Wobei ich mich in Fällen verstorbener Tomatenzüchter auf das historische Vorbild des Herrn Ribbeck berufen würde. Andererseits sieht so ein Regenschutz auf dem Friedhof irgendwie albern aus. Vielleicht doch eher Kopfsalat? 😉

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    1. Ich für mich hätte ja gern eine verschließbare Gruft, damit ich selbstständig ein und aus gehen kann und mich nicht erst durch Erde wühlen muss, wenn mir nach „Night of the living dead“ ist. Aber ein Baum hat auch was. Noch besser natürlich gleich ein Grab im Park. Mit einem Bänkchen davor.

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  4. Für mich hat diese ganze Totengräberei echt etwas Anachronistisches. Vieles stammt da noch aus einer Zeit, als die Menschen über viele Generationen hinweg im selben Kaff lebten. Dennoch. Ist eine Grabstätte da, kann man das so sinnvoll oder sinnlos finden wie man will. Der Pflegebedarf ist gegeben. Und die Lösung Kies mit Blumenecken hat definitiv Stil.

    Ich wünsche mir ja für mich ein Gletschergrab – so was Ötzi-mäßiges. Aber ich fürchte, da ist Eile angesagt. Sonst wird das nix mehr… ☹

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    1. Was mich betrifft, ich habe im Leben ja schon so viel Mist erzählt, am Ende des Lebens wäre ich wahrscheinlich vorzüglicher Kompost. Das fände ich sehr sympathisch. Anachronistisch ist die ganze Sache schon … Irgendwie … Aber auch noch nicht ganz. Wir sind schon mobiler geworden, aber hier hocken die Leute schon wie die Glucken auf ihren Gräbern. Da ist die räumliche Nähe durchaus noch gegeben. Aber ich sehe Friedhöfe ja eh prosaisch. Sind auch nur Schrebergärten mit Langzeitdüngung.

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      1. Gut, es kommt immer auf die genauen Umstände an. Wenn es den persönlichen Wünschen entspricht ist das ja eine Sache. Anachronismus hin oder her. Aber vieles wird in dem Bereich ja gemacht, weil ‚man’ das halt eben so macht. Und, nicht zu vergessen, aufgrund dessen, was öffentliche Stellen so vorschreiben (was ich eigentlich als unstatthafte Einmengung in eine sehr private Angelegenheit betrachte).

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  5. In meinen Gärten stehen sehr viele Blumen die aus dem Friedhofsmüll sind. Viele bepflanzen mit mehrjährigen Stauden aber entsorgen diese nach ein paar Monaten. Ich nehm die dann und tu sie in den Garten. Das klingt Hippiemäßig, ist aber eine Straftat nämlich Diebstahl. Ohne Quatsch.

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    1. Genau so wie das Mitnehmen von Sperrmüll am Straßenrand. Was ich einigermaßen kurios finde. Was in den Schalen für das Grab an mehrjährigen Pflanzen übrig bleibt, ziehe ich anschließend auch immer in den Garten um. Es findet sich immer ein Plätzchen für die Pflänzchen.

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  6. Irgendwie finde ich Gräber traurig. Einerseits kann man sich zwar dort an den lieben Menschen erinnern, andererseits: Wird man an den Verlust nicht schon im Alltag häufig genug erinnert?
    Ich bin doch eher ein Fan von Verbrennungen und Urnen, die dann pflegeleicht irgendwo in Urnen-Wälder kommen. Kann man immer noch besuchen, muss man aber nicht, wenn man sich gerade nicht danach fühlt.

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    1. Ich finde Gräber als Wege der Selbstdarstellung ziemlich spannend. Darüber hinaus habe ich eigentlich gar keine emotionale Bindung zu ihnen. Die Urnenwälder finde ich interessant, kommt meinen ketzerischen Kompostwünschen entgegen.

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