Es wird Frühling. Draußen sitzen und grillen. Lange draußen sitzen. Es warm haben. Wein trinken. Das Zeilenende hat das getan. Deshalb muss er seine Gedanken sortieren.

Zunächst ein Hinweis in eigener Sache: In einigen Blogs werden meine Kommentare derzeit als Spam identifiziert, auch im deutschsprachigen Support-Forum, wie mir scheint. Ich werde wohl gleich eine Mail schreiben müssen, sofern ich eine Mailadresse für den Support von wordpress.com finde. Wer also unqualifizierte Bemerkungen unter seinen Beiträgen meinerseits vermisst, möge einmal bei den Spamkommentaren nachschauen. Wenn ihr Glück habt, habe ich mir einen Kommentar verkniffen, wenn ihr Pech habt, harrt da eine Bemerkung ihrer Freigabe.

Ich könnte jetzt meine Zeit damit verbringen, mich zu bemitleiden, weil mir am Morgen danach der Kaffee nie so recht schmeckt oder dass ich unkoordiniert durch die Gegend stolpere, während ich die Spuren des vergangenen Abends beseitige. Andererseits bestaune ich gerade eine Kolonie Fliegen, die in meinem Zimmer einen psychedelischen Tanz aufführen. Dabei habe ich keine Ahnung wo diese Fliegen herkommen. Außerdem habe ich zu einem „wirklichen“ Morgen danach schon genug geschrieben. Für Beschwerden dauerte der Abend nicht lang genug. Das Jungvolk war müde.

Ich erfreue mich also daran, dass die Sonne scheint und dass es draußen grün wird. Dass der gestrige Abend lustig war. Dass ich mir nachher vielleicht meinen Photoapparat greife. Dass ich am Donnerstag aufbreche zur diesjährigen Fedcon. Dass ich gestern gleich zwei Erkenntnisse hatte (vor dem Wein). Dass auf meiner Kaffeetasse mein Name steht, damit ihn nicht vergesse.

Die Tasse war ein Weihnachtsgeschenk meines Arbeitgebers. Das lässt wahrscheinlich tief blicken. Nicht in die Einfallslosigkeit meines Arbeitgebers, denn Tassen sind bei uns ein sinnvolles Geschenk. Auch der Name auf der Tasse ist eigentlich eine sinnvolle Idee. Mich beschleicht aber, wann immer ich die Tasse sehe, das dumpfe Gefühl, ich habe diese Tasse bekommen, weil ich

  1. meine Arbeit gern kaffeetrinkend erledige
  2. dementsprechend häufig eine Kaffeetasse in der Nähe habe
  3. bei meiner Arbeit alles um mich herum vergessen kann

Wirklich alles. Sogar meinen Namen. Deshalb hat mein Arbeitgeber ihn auf eine Tasse geschrieben: Ich stelle mir das so vor:

Jemand ruft einen Namen, sagen wir „Ulf“. Niemand meldet sich. Jemand glaubt, seine Lautäußerung sei missverstanden worden, die Anwesenden dächten, er habe laut aufgestöhnt: „Uff!“. Deshalb wiederholt Jemand seinen Ruf, vielleicht variiert: „Uhulf!“ Wieder reagiert niemand, weil nun alle glauben, Jemand sei Hobby-Birdwatcher und habe gerade einen Uhu gesehen. Jemand verzweifelt und ruft: „Wo steckst du blöder Idiot?!“ Ich habe derweil einen Gedanken beendet, höre den letzten Ruf und blicke auf die Tasse. Da steht „Ulf“ und nicht „Wo steckst du blöder Idiot“, also kann ich nicht gemeint sein. Auch wenn ich gern die Tasse sehen würde, auf die dieser Name passt. Ich freue mich darüber, dass ich einen Namen habe, trinke einen Schluck Kaffee und arbeite weiter. Oder beiße in ein Butterbrot:

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Die Überleitung war gekonnt, oder? Wir sehen hier, dass ich mich manchmal ein wenig doof anstelle: Links sehen wir ein Roggenvollkornbrot mit allerlei verschiedenen Saaten, ich musste Reste aus einer Partybrötchenaktion verbacken. Links ist ein sehr helles Brot, es besteht im Wesentlichen aus Dinkelmehl Type 630 (oder so, das helle Mehl jedenfalls) und Kartoffelmehl (die, um Verwechslungen zu vermeiden, eigentlich Kartoffelstärke heißt).

Warum stelle ich mich doof an? Sehr helle Brote treiben beim Backen stärker aus als Vollkornbrote. Ich hätte das Roggenbrot nicht so tief einschneiden müssen, während ich das Weißbrot ruhig stärker hätte einschneiden können, damit es an der Seite nicht aufreißt. Aber das Einschneiden von Brotlaiben ist eine Kunst für sich, mit der ich ohnehin kämpfe. Viel interessanter finde ich, dass Kartoffelmehl lt. Wikipedia ein Gleitmittel ist. Die Verwendung von Zutaten, die sich in der Küche finden, als vielseitiges Haus- und Gleitmittel ist mir ja nicht neu, ich sage nur Crisco. Dass das auch mit Kartoffelmehl geht, hätte ich nicht gedacht. Und wie geht Carrom: Ist das aus dem Kamasutra?

36 Kommentare zu „Frühling, Kommentare, Tassen, Brote

  1. Kartoffelmehl hätte ich eher in die Richtung „natürlicher Kleber“ gestellt (ich glaube mich zu erinnern, dass wir als Kinder aus Kartoffeln Uhu-Ersatz herstellten) – vielleicht liest du noch mal nach. Nur damit keine unangenehmen Überraschung entstehen, wenn…. naja, also wenn…. Ach, ne vergiss es. Berichte einfach darüber 😉
    Die Kette mit dem Namen rufen und dem nicht reagieren ist herrlich!
    Mit einem breiten Grinsen,
    liebe Grüße

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    1. Man kann durchaus mit Kartoffelmehl kleben und wenn es mit Gleitmitteln ja laufen soll wie geschmiert, ist man unter Umständen geleimt. Ein Gedanke, der mir so noch gar nicht gekommen ist. Wahrscheinlich konnte der wegen der Leimung auch nicht gleiten. Derweil habe ich aber das Geheimnis gelöst. So lang es trocken bleibt, kann man darauf gleiten. Befeuchtet man es, klebt man.
      Praktisch anwendbar ist das in der Küche. Man streue den Boden dünn mit Kartoffelmehl aus, schlüpfe in ein paar Filzpantoffeln und erfreue sich bei frühlingshaften Temperaturen dem Gefühl, auf einer Eislaufbahn zu stehen, bis man mit dem Kaffee schlabbert und feststellt, dass man die Küche nun nicht mehr verlassen kann. Was nicht tragisch ist, da es ja ein Sonntagsfestmahl zuzubereiten gilt. Wahrscheinlich mit Kartoffelklößen als Beilage. 🙂

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  2. Zum einschneiden vielleicht mal einen Obsoleszenz-Beauftragten hinzu ziehen, die machen quasi nichts anderes 😉 ansonsten sehen die Brote zum anbeissen resp. schneiden aus!

    Die Tassenstory: ’schgrischmischnischmehreinvorlachen 😀

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    1. Das Gefühl, obsolet zu sein, kenne ich auch, das ist einschneidend. Es gibt ja Menschen, die ihre Brote mit Rasierklingen einritzen, deshalb habe ich auch darüber nachgedacht, alternativ Soziale Arbeit mit dem Schwerpunkt Kinder- und Jugendpsychologie zu studieren. Ich verwarf den Gedanken, weil ich mir nicht sicher war, ob das jedermanns Humor sei. Als Therapieform allerdings eine Überlegung wert: Brot als Substitutionsmittel. Vom Leib zum Laib ist es so weit ja nicht.

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  3. Es beruhigt mich ungemein zu sehen, dass das mit dem Schneiden nicht nur mir so geht 🙂
    Für meinen Namen gibt es keine Tassen. Das macht mich traurig. Ich will auch mal eine schöne (!) Namenstasse haben. Seufz. Die stelle ich dann vor mich hin für alle die, die meinen Namen nicht aussprechen können. Obwohl der wirklich einfach ist. Nun denn. Danke für einen schönen Start in den Sonntag 🙂
    Liebe Grüße!

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    1. Das Schneiden scheint mir vor Allem auch eine Klingenfrage zu sein. Ich glaube, das Vollkornbrot habe ich mit einem recht rustikalen Wellenschliffmesser traktiert. Ich muss da mal eine Versuchsreihe zu machen. Was die Sache mit der Tasse angeht: Meine ist weiß uns sehr einfach, sehr unprätentiös. Was ich ausnehmend schön finde. Die Tassen schienen mir alle individuell per Hand beschrieben zu sein. Wir haben einige „exotische“ Namen – selbst ich finde im Handel seeehr selten Produkte mit meinem Namen drauf, da geht es mir wie dir.
      Da gehe ich die Reihe entlang. Dann komme ich mit Udo ans Reihenende und danach geht es mit Ulrich und Ulrike weiter. Das Zeilenende schaut dann immer traurig zwischen die beiden Reihen … Bis ihm einfällt, dass es ihm immerhin erspart bleibt, diese kitschigen „Ohne X ist alles doof“-Brettchen geschenkt zu bekommen.

      Auch wenn er sie nur kitschig nennt, um von dem Schmerz abzulenken, so etwas nicht zu bekommen. 😉

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  4. Echt, es gibt Tassen, auf denen „Zeilenende“ drauf steht?! 🙂 Ach so, nein, sinnerfassend lesen, Mama! Naja, es ist Sonntag und Muttertag, da dürfen wir Mütter ja bekanntlich fast alles (selber machen und auch noch dankbar dafür sein und so)
    Habe gerade nur so prophylaktisch in den Kommentare-Spam-Folder geschaut und tatsächlich dort noch ein Kommentar von dir gefunden!!!
    Nach welchem Prinzip das zugeordnet wurde, erschließt sich mir nicht. Ich vermute, es waren die Worte „Geheimnis“ und „Teilen“: das erste wirkt natürlich sofort verräterisch, das zweite philantropisch oder in der heutigen social network Zeit einfach nur, äh, normal. Hm, es muss wohl die verdächtige Kombination ‚geteilter Geheimnisse‘ sein, die den Algorithmus aktivierte. Oder es stecken gar keine 1er und 0er dahinter, sondern ein Praktikant, der sich einen Spaß daraus macht, beliebige Kommentare als spam zu markieren. Ich könnte mir das durchaus unterhaltsam vorstellen: „Ha! Das kommt in den Spam Folder. Schwups und weg! Hihi! Die wird schauen, wenn sie es ..hm …nicht findet…“ und dabei beißt er – sich seiner Plenipotenz erfreuend – in sein selbstgebackenes Brötchen

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    1. Oh, eine Tasse mit Zeilenende drauf wäre cool. „Ohne Zeilenende ist alles doof“, jetzt neu im Zeilenende-Fanshop. Dazu ein Zeilenende-Lätzchen mit Kuchenbildern und natürlich der Zeilenende-Schnaps, nur echt mit 102% Alkohol und Kaffeegeschmack. *gg*
      Du bist damit Blog Nr. 7 oder so, bei dem ich im Spamordner gelandet bin und langsam glaube ich auch an deine Theorie, gehe aber weiter und nenne es gezieltes Mobbing. Ich hoffe, der Praktikant hat sich weh getan, als er sich in sein Brötchen gebissen hat. (Und ich hoffe, dass Brötchen nicht nur hier in der Gegend ein Synonym für einen Teil des Körpers ist, an dem man Gleitmittel anwenden kann, um den Bogen zu schlagen … Jetzt neu im Zeilenende-Fanshop: Gleitmittel auf Kartoffelstärkenbasis. Für langanhaftenden Spaß!)

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  5. Bei mir war übrigens nix im Schpämordner. Lass uns nen Fanshop aufmachen. Ich hätte Schnaps mit 105% Alkohol und Schokogeschmack zu bieten. Und Miniaturschäfertiere. Und lauter Tassen mit meinem Namen. Jawohl! Ohne Kitsch. Oder nur für die die Kitsch wollen. Und dann richtig. Ich geh mir meine eigene Tasse töpfern und tanz mir meinen Namen drauf. Aber zuerst gehe ich aus der Sonne. 😄

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    1. Das wird ein Spaß. Die Minischäfertiere wahlweise aus Marzipan oder fußbemaltem Porzellan. Ich male auch mit den Füßen … Machen wir aber einen Warnhinweis dran: Vorsicht, abstrakter Kitsch. 🙂

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        1. Das ist das Schöne an der Con: Ich kann beiden Fandoms meine Treue halten … Dazu gibts Stargate, man entdeckt die ein oder andere neue Serie und in den letzten Jahren hat auch der Steampunk Einzug auf der Con gehalten. Ist allein zum Gucken ein Fest.
          Gerade die Classic-Leute sind aber einfach Helden meiner Kindheit.

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  6. Mein Expertentipp zu den Fliegen: Mal unterm Bett nachschauen, ob da eventuell eine verwesende Leiche liegt. Wenn du Glück hast, ist es sogar nur eine von einer der Katzen angeschlepptwordenseiende mausetote Maus.

    Mit den Tassen bin ich echt im Vorteil. Ich kralle mir einfach eine ‚random’ Tasse – und schon passt es. 🙂 Namenstassen finde ich ansonsten ja problematisch. Da sieht ja jeder gleich, wer nicht alle Tassen im Schrank hat. 😉

    Dass es da einen Spamkommentareordner gibt, wusste ich ja gar nicht. :/ Tatsächlich war da auch ein Zeilenendekommentar drin. Da sollte man wahrscheinlich öfters mal einen Blick reinwerfen.

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    1. Ich kann ja nur von mir ausgehen: Ich hatte im ganzen letzten Jahr vielleicht zwei oder drei Kommentare, die ich händisch freischalten musste, von daher: So wichtig ist es auch nicht.
      Um den Random-Name beneide ich dich hingegen … Aber jetzt geh ich mal gucken, ob vielleicht doch eine meine Kellerleichen hoch unters Dach gewandert ist.

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      1. Ich nehme mal an, dass die Kommentare im Spam-Ordner nach einer gewissen Zeit automatisch gelöscht werden. Es war nämlich von insgesamt bisher 51 Spam-Kommentaren die Rede. Aber im Ordner waren nur vier (wovon zwei dort nicht hingehört hätten).

        Ja, es gibt schon eine alte Bauernregel:
        Zähl’ täglich deine Kellerleichen
        Weil sie oft unters Dach entweichen

        [Wahrscheinlich hält sich das Gerücht hartnäckig, dass Dachbodenluft gut gegen Kellerleichenblässe sein soll. Und da ‚braun‘ ja aktuell so in Mode ist… 😉 ]

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  7. Bei mir ist heute zum Glück nichts im Spam-Ordner gelandet, ich habe extra nachgesehen. Und mal ganz ehrlich: So schlecht sehen die Brote nicht aus. Mancher Bäcker könnte sich da immer noch eine Scheibe abschneiden (Wortwitz, Wortwitz!)… 😉

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  8. Ach ja, ich könnte jetzt ein leckeres Butterbrot gebrauchen. Als ich Deine Brote sah, muss auch mein Magen Augen bekommen haben, er begann laut und unverschämt zu knurren. Ich glaube, ihm ist egal, wie die Brote eingeschnitten sind, die Hauptsache ist, sie schmecken 😉
    Bei mir ginge auch im Spam nichts verloren. Ich schaue da immer mal wieder rein, schließlich soll dort niemand verkümmern, der das nicht verdient hat. Na, und DEINE Kommentare kann man einfach nicht ungelesen und unbeantwortet im Spam lassen, so herzerfrischend, wie sie in der Regel sind 😀

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    1. Jetzt werde ich glatt ein wenig rot. Ich weiß ja gar nicht, was ich sagen soll, so wie du mit Komplimenten um dich schmeißt.
      Aber leider muss ich dir empfehlen, deinem Magen eine Sonnenbrille aufzusetzen, denn die verfressene Familienbande hat das Brot alles heute aufgemampft.

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