Das Buchfresserchen lädt heute im Auftrag von BuboBubo zur Montagsfrage ein. Das Thema scheint mir von einer Challenge inspiriert zu sein, denn BuboBubo hat sich vorgenommen, die Bücher zu den Star-Wars-Filmen zu lesen. Weil es mal eine interessante Umkehrung der Frage ist, wohlan: Was gibt es zu Büchern zu sagen, die nach Filmen entstehen?

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Der gute Florian Born hat auf Phanwelten vor Kurzem einen interessanten Artikel geschrieben, warum Buchverfilmungen aus Prinzip Mist seien und er mehr Kreativität haben will. Sein Punkt war, dass die Darstellungsweise im Buch sich nur ungenügend im Film umsetzen ließe. Der Film sei auf eine visuelle Ästhetik angewiesen, die Buchvorlagen oft nicht mitdenken und es deshalb oft nötig machen, von der Vorlage gravierend abzuweichen. Der Film erzählt eine andere Geschichte als das Buch.

Das kann man auch als Argument für ein anderes Verständnis von Buchverfilmungen lesen: Eine Verfilmung ist eine Interpretation des Buchstoffes und sollte als Interpretation ernst genommen werden. Gleiches gilt für Bücher zum Film: Ein Buch zum Film muss über die bloße Beschreibung von Handlungen und die Wiedergabe von Dialogen seine eigene Interpretationsstärke ausspielen, im Falle des Buches bedeutet das im Wesentlichen: Was geht im Inneren der Akteure vor? Denn dies darzustellen gelingt einem guten Schauspieler oder Drehbuchautor zwar oft implizit, aber nie explizit. Es ist offen für Deutungen. Das ist die Leerstelle, in die ein Buch zum Film vorstoßen kann.

Vom Buch zum Film zu unterscheiden ist übrigens ein Phänomen, das vor allen Dingen Science Fiction betrifft. Paradigmatisch sind hier Star Wars, Star Trek und Doctor Who zu nennen. Es gibt zahllose Romane und Hörspiele, die im jeweiligen Universum spielen und sich der bekannten Figuren bedienen, im Falle von Star Trek geht es sogar so weit, dass es Bücher und Buchreihen gibt, in denen fast ausschließlich das Universum vorkommt, wohingegen die aus Film und Fernsehen bekannten Figuren nicht vorkommen/Gastfiguren in den Fokus gestellt werden. Diese Romane erzählen unabhängig von ihren Filmen neue Geschichten. Sie schaffen zwar keine neue Welt sondern bedienen sich einer Vorlage, aber machen etwas Eigenes draus. Ihnen das vorzuwerfen ist genau so wohlfeil, wie der Vorwurf an „normale“ Autoren, sie würden sich unserer Welt bedienen statt ihre eigene zu erfinden, wo die Bäume rosa sind und Gravitationswellen nicht existieren (oder so ähnlich).

Die Realität der wenigen „echten“ Bücher zum Film, die ich kenne, ist ähnlich ernüchternd wie die von Buchverfilmungen. Ich stehe dazu: Der Hobbit hat mir als Filmtrilogie insgesamt gefallen, weil er den Hobbit stärker als Vorgeschichte zum Herrn der Ringe inszeniert als dies die Vorlage hergibt … Bei allen Schwächen. Das mag daran liegen, dass ich kein so fundamentalistisches Verhältnis zu Tolkiens Werk habe wie seine Fans. Wenn es an die Harry-Potter-Filme geht, werde ich zwar nicht bösartig, aber richtig gut waren die auch nicht. Prädikat: Nett anzusehen. Umgekehrt hatten die Bücher zu den Star Wars Filmen für mich keinen Mehrwert, ebenso wie diejenigen Star-Trek-Bücher, die Episoden der Serie nacherzählen (denn auch die gibt es).

Ich finde die ersten Antworten zur Montagsfrage sogar recht lustig, denn für die Buchbloggerszene scheint das ein eher unbekanntes Phänomen zu sein. Die Bücher zu Filmen, die ich kenne, leisten auch nicht das, was ich oben skizziert habe, sondern erzählen nur das nach, was im Film geschieht. Und es liegt auf der Hand, wenn man wieder Florians Argument zur Hand zieht: Ein guter Film zeigt alles, was notwendig ist, um die Motivation seiner Charaktere zu verdeutlichen. Dazu gibt es zahlreiche filmerzählerische Mittel, man denke an Rückblenden, innere Monologe, die legendäre Szene des Schurken, der seine Pläne und Motivationen erläutert, damit die Welt ihn als Helden wahrnimmt, … Es braucht kein Buch zum Film.

Zugegeben, es hapert manchmal am „guten“ Film. Es gibt schlechte Filme wie es schlechte Bücher gibt. Manch guter Geschichte als schlechtes Buch würde man eine gute Verfilmung geradezu wünschen, andererseits zeugt es nicht gerade von Kreativität. Sich etwas Eigenes zu trauen. Was Bücher zu Filmen angeht, fällt das Verdikt härter aus: Ein Buch zum Film stellt bei einem guten Film keinen Gewinn dar, bei einem schlechten Film … Da das Buch nach dem Film gelesen wird: Wer tut sich ernsthaft ein Buch an, wenn der Film schon mies war? Der Film zum Buch kann wenigstens noch mit einem Trailer locken. 😉

 

35 Kommentare zu „Montagsfrage – Film zum Buch

  1. Hi 🙂
    Damit hast du meine Ansichten auch so ziemlich auf den Punkt gebracht. Wenn der Film gut war, interessiert mich das Buch nicht. Wenn der Film mies war, schon gar nicht – wenn das Buch erst danach erschien! Oft handelt es sich ja doch nur um ein einfaches nacherzählen.
    Erschien das Buch dagegen vorher, versuche ich immer erst das Buch zu lesen. Nicht um dann zu vergleichen. Meine Devise ist immer, Buch und Film dann getrennt zu betrachten. Aber es fällt mir einfach, wenn ich im Film die Geschichte schon etwas kenne, als wenn ich das Buch lese und weiß, das und das müsste bald passieren.

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      1. Es geht, der Hobbit ist z.B. auch anders verfilmt, aber da ist das Buch bei mir schon lange her und so kann ich alles getrennt voneinander betrachten.
        Bei manchen Filmen mache ich mir Suchbegriff so die Gedanken (wie bei Panem: Bücher waren toll, aber Filme fand ich auch gut umgesetzt) – alles perfekt geht am Ende ja doch nie…
        Aber es stimmt schon, dass man bei Vorkenntnis der Bücher auch einfach andere Bilder im Kopf hat, als es am Ende vielleicht umgesetzt wird.

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  2. Eine treffende Feststellung: Es braucht kein Buch zum Film. Umgekehrt sieht´s ganz anders aus. Aber ein Buch zum Film ist fast so unnötig, wie die Verfilmung von Computerspielen. Mit Schaudern erinnere ich mich da an einige Machwerke des großen Künstlers Uwe Boll. 😉

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  3. Bücher, die erst nach dem Film erschienen sind, habe ich bisher noch gar nicht gelesen, dazu kann ich nichts sagen. Aber es ist generell schon so eine Sache, ein Buch erst nach dem Film zu lesen. Bücher regen die Fantasie an und lassen meine Gedanken die dazugehörigen „Bilder“ erzeugen. Das geht irgendwie verloren, wenn ich zuerst den Film gesehen und die Bilder bereits im Kopf habe, sodass ich mir das Buch eigentlich gleich sparen kann, außer um vielleicht bewerten zu können, wie nah sich die Verfilmung am Buch orientiert.

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    1. Ich habe den großen Vorteil, dass ich nicht so visuell denke. Beim Lesen … Ach, Metaphern sind schwierig, ich habe selten konkrete Bilder im Kopf. Höchstens verschwommene Vorstellungen. Aber Lesen ist für mich auch eher sowas wie „inneres Vorlesen“. Richtiges Kopfkino ist bei mir selten, ich habe dann eher einen Erzähler im Kopf.

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    1. Ach naja. Ich fang meistens an und schreibe was. Und dann kommen die Ideen von selbst. Oder ich klaue einfach die von anderen. *gg*
      Der Absatz zu den „Spin-off-Büchern“ kam mir auch beim Korrekturlesen erst in den Sinn.

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  4. Ui Spannend. Mein Kopf tickt da ja meistens so, dass ich meinen eigenen Kinofilm entwerfe, wenn ich Bücher lese. Deshalb gehe ich ungern ins Kino, wenn ich die entsprechenden Bücher schon vorher gelesen habe. Meistens macht mir das vieles kaputt und auch beim erneuten Lesen hat der echte Film mein Kopfkino abgelöst. So geschehen damals bei Harry Potter. Nicht tragisch, die Filme waren schon nett umgesetzt und haben vieles von dem Zauber enthalten, der die Bücher schon zu etwas Besonderem gemacht hat. Beim Hobbit war ich böse, nachdem ich die Filme gesehen habe und habe mich danach noch mal hingesetzt und das Buch zum hundertsten Mal gelesen, um tatsächlich mein eigenes Kino wieder dazu im Kopf zu haben. Lediglich Martin Freeman durfte auch mit in meinen Film. Den mag ich einfach.
    Film zum Buch sehe ich hingegen, wie die meisten: Braucht es meistens nicht, wenn der Film gut war. Und wenn der Film schlecht war, wird das Buch selten besser sein. Wenn ein Buch hingegen die Fortsetzung eines Filmes wäre, fände ich das äußerst spannend. Da fällt mir aber gerade kein Beispiel ein.

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    1. Wie in einem anderen Kommentar erläutert, funktioniert mein Kopfkino ja weniger wie ein Kino, mehr wie ein Hörbuch. Was Buchfortsetzungen angeht. Neben den diversen Star-Wars-Romanen (die Geschichte ist krass ausgewalzt) gibt es auch Fortschreibungen der Star-Trek-Serien. Die zu Deep Space 9 finde ich sogar ziemlich gut.

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        1. Kein Interesse, wie die Rebellion weitergeht? 😉 Alles Andere ist nicht mein Genre … Ach, was es afair gibt und Fantasy ist: Eine Fortsetzung von Buffy als Comic. Mannmannnmann …. Meine grauen Zellen. Werden aschfahl.

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              1. ziegenkäse mit honig gibt’s auch im salat. bei datteln im speckmantel lasse ich mit mir reden. irgendwann frage ich dich nach deiner handynummer damit das hier nicht ausartet in den kommentaren 😄

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