Willkommen zu Zeilenendes kleiner Backschule. Heute erzähle ich euch eine Geschichte über Geburtstagskuchen und beweise en passant, dass ich nicht nur lecker, sondern auch schön kann.

Geburtstage verlangen den Einsatz größerer oder kleinerer Mengen an Kuchen, je nach Aufwand der Feierlichkeit. Und es gibt gewisse Regeln, denen jeder Geburtstagskuchen unterworfen ist. Es gibt genau genommen zwei Regeln:

  1. Das Geburtstagskind hat einen Lieblingskuchen. Den will es unbedingt zum Geburtstag haben. Es wird auf Nachfrage: „Welchen Kuchen möchtest du haben?“ womöglich einen anderen Kuchen nennen. Das liegt aber nur daran, dass das Geburtstagskind Schuldgefühle hat, sich von dir jedes Jahr den gleichen Kuchen zu wünschen, obwohl du so vielfältig talentiert bist.
  2. Jeder Bäcker hat einen oder zwei Kuchen, der sein Trademark ist. Und den bringt er zum Geburtstag mit. Selbst wenn du ihn nicht magst.

Die selige Oma Zeilenende buk stets vorzüglich Frankfurter Kranz und Mohntorte. Zu Zeilenendes Geburtstag gab es immer Mohntorte, zu allen anderen Geburtstagen Frankfurter Kranz … Und an ihrem eigenen Geburtstag beide Kuchen.

Mutter Zeilenendes Trademarks heißen Käsekuchen und Käse-Sahne-Torte. Und auch wenn ich mir anmaße zu behaupten, einen besseren Käsekuchen als Mutter Zeilenende zu backen, ist meine Käse-Sahne-Torte kein Vergleich zu der ihren. Meine eigenen Trademarks sind Bienenstich und Mohntorte, deren Rezept ich im Nachlass der seligen Oma Zeilenende fand.

Die Lieblingskuchen derweil sind einem Wandel unterzogen. In Kindheitstagen galt für alle Zeilenende-Kinder: Autokuchen. Das war ein simpler Rührkuchen (Zeilenende: Schoko, Nesthäkchen: Vanille-Schokostücke, Bruderherz: Marmor), der in einer Form gebacken wurde, die wie ein Jeep aussah. Dieser Kuchen wurde mit Kuvertüre, Kerzen und reichlich Smarties garniert. Ein klassischer Kindergeburtstagskuchen. Die Form gibt es bis heute. Ich habe die Kolleginnen in der Bibliothek einmal damit erfreut.

Heutzutage ist die Sache anders: Bruderherz schwört auf Sachertorte, Nesthäkchen auf Nougat-Heferolle. Herr Zeilenende Srs. Herz hängt an Gedecktem Apfelkuchen. Mutter Zeilenende liebt Prinzregententorte. Und ihr zuliebe nehme ich einmal im Jahr die Arbeit in Kauf und backe eine Prinzregententorte. Mittlerweile kann ich das sogar ganz gut. Gern backe ich sie trotzdem nicht.

Mein eigener Favorit ist Schwarzwälder Kirschtorte. Obwohl ich noch nie selbst welche gebacken habe und auch kein großer Fan von Biskuit bin. Aber es ist nunmal so. Ich kann es nicht ändern. Schwarzwälder Kirschtorte ist die Ausnahme unter den Biskuits. Nun hatte Zeilenende zwar nicht Geburtstag, aber Lust auf Kirschen, Sahne und Schokolade. Er musste dringend den Missstand beheben, noch nie Schwarzwälder Kirsch gebacken zu haben. Dafür braucht er:

Mürbteig

  • 125g Mehl
  • 10g Kakaopulver
  • 1 Msp. Backpulver
  • 50g Zucker
  • 1 Päckchen Vanille-Zucker
  • 100g Butter

Biskuit

  • 4 Eier
  • 2 EL heißes Wasser
  • 100g Zucker
  • 1 Päckchen Vanille-Zucker
  • 75g Mehl
  • 30g Speisestärke
  • 10g Kakaopulver
  • 1 Msp. gemahlenen Zimt
  • 1/2 gestr. TL Backpulver

Füllung

  • Ein Glas Sauerkirschen
  • 30g Speisestärke
  • 25g Zucker
  • 3EL Kirschwasser
  • 800g Sahne
  • 40g Puderzucker
  • 1 Päckchen Vanillezucker
  • 3 Päckchen Sahnefest

 

Das war jetzt entschieden zu viel Auflistung, aber so ist das nun einmal. Die Schwarzwälder Kirschtorte benötigt viele Zutaten. Und ich bin ein entschiedener Verfechter des „Mürbteig als unterste Schicht“.

Wir beginnen deshalb ganz harmlos, indem wir alle drei Zutaten für den Mürbteig, außer der Butter, in eine Schüssel zusammenführen und gründlich vermischen. Dann kneten wir die Butter unter und machen eine schöne Mürbteigkugel daraus. In einer Springform von 28cm ausgerollt und bei vorgeheizten 200° Ober-/Unterhitze gebacken bildet das eine gute Grundlage für die Torte.

Bis hierher war es harmlos, aber nun folgt der Biskuit. Es gibt Hobby-Bäcker*innen, die den Biskuit verdammen. Mutter Zeilenende spielt mit ihren Biskuitböden meistens Frisbee, brüllt die Küche zusammen, gießt sich einen Eierlikör ein und lässt mich einen neuen Biskuit backen. Wenn sie überhaupt in die Verlegenheit kommt, einen zubereiten zu müssen. Meist behilft sie sich mit einem Schüttelteig, in dem Unmengen an Backpulver für das gewünschte Ergebnis sorgen.

Ich hingegen kann Biskuit backen. Er geht hoch, er wird schön und locker, er fällt nach dem Backen nicht zusammen. Ich finde nur, Biskuit schmeckt langweilig. Deshalb backe ich nicht gern Biskuit-Torten. Aber sei es wie es sei, für Schwarzwälder Kirsch mache ich eine Ausnahme. Die Sache ist ja auch einfach.

Es bedarf für Biskuit lediglich ein wenig Vorbereitung. Die Eier in eine Schüssel, die beiden Zuckersorten (ich habe Puderzucker genommen) in eine zweite Schüssel und die Mehlmischung (Mehl, Stärke, Kakaopulver, Zimt) in eine dritte Schüssel. Die Küchenmaschine ist dabei wieder einmal euer bester Freund: Eier hinein und auf höchster Stufe rühren lassen. Mindestens eine Minute lang. Dann den Zucker einrieseln lassen, was wieder eine Minute dauern sollte. Anschließend zwei weitere Minuten rühren lassen. Damit sind wir bei einer effektiven Rührzeit von mindestens vier Minuten. Das ist die Grundlage und das erste von zwei Geheimnissen eines guten Biskuits.

Das zweite Geheimnis ist das Mehl. Auch wenn ich Sieben für albern halte, das Sieben des Mehls sorgt im Biskuit-Fall für eine Gleichverteilung auf der Schaummasse in eurer Rührschüssel. Dadurch wird weniger „eingedrückt“. Dann folgt Geheimnis Nummer zwei für einen guten Biskuit: Die Mehlmasse NICHT unterrühren, sondern mit einem Kochlöffel mit Loch in der Mitte unterheben. Immer wieder vom Rand in die Mitte und nach oben führen, bis alles untergehoben ist. Dann ebenfalls in eine 28er Springform und ab damit in den Ofen. Bei vorgeheizten 170° 25-30 Minuten. Und wagt es ja nicht, die Ofenklappe zu öffnen, bevor der Biskuit durch ist. Macht ihr alles richtig, sieht er auch so schön aus wie auf dem großen Bild und lässt sich nach dem Auskühlen problemlos einmal durchtrennen.

Nun zu der Sache mit der Füllung: Die Sauerkirschen abtropfen lassen und den Saft auffangen. Von dem Saft braucht ihr 1/4l, der kommt mit etwa 25g Zucker in einen Topf. Und etwas von diesem Viertelliter Saft nehmt ihr, um damit Speisestärke anzurühren. Bringt den Kirschsaft zum Kochen, rührt die gelöste Stärke ein, gebt einen guten Schluck Kirschwasser (Das ist für diese Torte essentiell!) hinzu, rührt ordentlich, fügt die Kirschen bei und lasst die ganze Nummer auskühlen.Auskühlen ist wichtig, sonst schmilzt euch die Sahne.

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Letzter Akt: Wie man Sahne schlägt, muss ich euch sicher nicht verraten, oder? Wie ihr seht, macht meine Küchenmaschine das ganz doll. Und dann bastelt ihr eine Torte:

Mürbteig, Kirschmasse, Sahne, Biskuit 1, Kirschmasse, Sahne, Biskuit 2, Sahne. Dann am Rand mit Sahne einstreichen … Und wenn ihr noch Dekozeug von der Weihnachtsbäckerei übrig habt, könnt ihr das auch noch drüber streuen. Ich will mich ja nicht selbst loben, aber ist das nicht ein prachtvoller Anblick? … Okay, der Rand könnte schöner sein … Aber du siehst, liebe Vimala, mir geht es da nicht besser als dir. *g*

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Ergebnis der Tortenverkostung: Mjam, lecker. Lediglich das Kirschwasser … Ich persönlich werde es zukünftig nicht in die Kirschmasse geben, sondern den Boden damit tränken. Dennoch ist der Kuchen super: Vieeeel Glück zum Nichtgeburtstag! – Für mich? – Für dich! *sing*

27 Kommentare zu „Zeilenende kann auch schöne Torten

  1. Ooooooooo! Schwarzwälder Kirschtorte ist meine Lieblingstorte! Da könnte ich mich derart reinsetzen… Sieht fantastisch aus.

    Meine Mutter bekommt die auch ganz gut hin. Nur vergisst sie immer wieder etwas. Nicht an Zuraten, eher an Hilfsmitteln.

    Dazu gibt’s eine sehr schöne Anekdote: Bei einem Familienfest steuerte sie diese Torte bei. Der für die Kuchenausgabe zuständige Küchenangestellte schnitt die Kuchen/Torten an. Doch bei der Schwarzwälder Kirschtorte von meiner Mutter kam das Messer nicht durch. Sie hatte beim Backen einen Löffel im Teig vergessen — und mitgebacken. Das sorgte für einige Heiterkeit. 😂

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  2. Sie sieht sooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooo kööööööööööööööööööööööööööööööööstlich aus! 😋 Aber warum esst Ihr sie mitten in der Nacht? 🤔😳

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  3. angeschnitten erinnert sie mich an die Streuselsahnetorte von letztens, nur eben mit dunklem Teint…. wenn ich Sahne in Mengen lieben würde, wäre ich wieder nur begeistert 🙂

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    1. Sahnetorten sehen letztlich immer gleich aus, das stimmt. Und sie schmecken auch ähnlich. Wenn es nicht Schwarzwälder Kirschtorte wäre, würde ich aber auch jederzeit Streusel vorziehen. *g*

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        1. Verlockend, gell? Ich werde, wenn ich mal wieder die Muße habe, „richtig“ zu tüfteln und nicht nur Rezepte zu variieren, ein Crossover versuchen … Mit Crunch in den Kirschen vielleicht oder so. *gg*

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  4. Mir läuft hier gerade wieder ganz furchtbar das Wasser im Munde zusammen, zumal ich fast noch den leckeren Geschmack einer solchen zu einem 93. Geburtstag aufgefahrenen Torte im Mund habe. Ich hätte mich reinsetzen und um mich rum essen mögen. Deine erweckt ähnliche Gefühle in mir.
    Du solltest mal in Deinen Bewerbungen mit angeben, was Du für tolle Torten backen kannst. Vielleicht führt das endlich einmal zu einer erfolgreichen Bewerbung 🙄

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    1. Nicht lachen, aber das habe ich sogar schonmal gemacht. Für ein Volontariat bei einer Bäckerzeitschrift. ^^
      Die Schwarzwälder Kirschtorte wohnt ja zu unrecht vornehmlich auf den Geburtstagstorten älterer Herrschaften. Dabei ist sie so sexy, wie du sie beschreibst. 🙂

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