Das Buch-Fresserchen hat heute eine ausgesprochen schwierige Frage gestellt. Im Auftrag von Pretty Tiger fragt sie nach wirklich hässlichen Buchcovern. Das war eine sportliche Herausforderung, die ich angenommen und bewältigt habe. Wenn ihr jetzt aber intime Erkenntnisse von mir erwartet, muss ich euch leider enttäuschen.

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Ich stand so vor meinem Bücherregal und sinnierte. Ich zog Bücher hinaus mit bunten Covern (vornehmlich alte Kinderbücher), nicht vorhandenen Covern (alte Bertelsmann-Ausgaben), monotonen Covern (Star Wars, Star Trek, Reclam, Suhrkamp), reduzierten Covern (Diogenes) und noch vielen weiteren Covern. Aber alle passten sie irgendwie zu den Büchern und selbst die wenigen Cover, die ich nicht ansprechend fand, waren nicht hässlich.

Es war einigermaßen dramatisch. Tief in der Nacht stand ich in einer apokalyptischen Landschaft, herumgeworfene Bücher rings um mich her, ein Bücherregal umgeworfen, das andere gähnend leer. Der siberfarbene Mond schien zum Fenster herein und beleuchtete die Szene gespenstisch. Mitten darin der Held, das Gesicht in den Händen vergraben. Das Hemd zerrissen von einer heimtückischen Attacke wildgewordener Weiberliteratur, die mir an die Wäsche wollte, die Brust blutüberströmt von einigen Streifschüssen der Hemingway-Bücher (offenbar hatten die schon den ein oder anderen Drink zu viel).

Ein Schrei der Verzweiflung durchschnitt die Stille. Ein Tag voller Kämpfe gegen die Tücken der Technik, schiefe Einzüge von Druckerpapier, sperrige Formulierungen in Bewerbungsschreiben, antiquierte Kopiertechnik, die jedes Exemplar der gleichen Kopie neu einscannte, mein Ärger über das ganze Procedere, wurden nur partiell durch meinen neu designten Lebenslauf aufgewogen. Und jetzt drohte ich auch noch an einem Blogbeitrag zu scheitern! Der Held brach zusammen, wälzte sich heulend und kreischend auf dem Teppich, kroch mit letzter Kraft in seine Wiege und schlief daumennuckelnd ein.

Der nächste Morgen. Die ersten Sonnenstrahlen kitzelten den Helden vorwitzig an der Nase. Er hatte lang, tief und traumlos geschlafen. Er fühlte sich erschlagen – wie immer wenn er so lang liegen blieb. Doch in ihm war eine Idee gereift. Eine Erinnerung schob ihre langen, dünnen Spinnenbeine über die Ränder seines Bewusstseins. Mit einem Mal befand er sich nicht mehr in seiner Wiege, er stand in einem Kaufhaus, vor den preisreduzierten Mängelexemplaren und folgte seinem Jagdinstinkt. Plötzlich stoppte er.

Szenenwechsel.

Eine Bahnhofsbuchhandlung, erneut eine Kiste mit preisreduzierten Mängelexemplaren. Der Held jagte nach interessanten Büchern, griff sich ein Buch ums andere, wägte ab, überlegte, dachte nach. Plötzlich stoppte er.

Szenenwechsel.

Die gleiche Szene. Ein anderer Buchladen.

Szenenwechsel.

Die gleiche Szene. Ein anderes Kaufhaus.

Was war das verbindende Element? In allen Fällen war es ein Buch, dessen Inhalt ich bis heute nicht kenne, nicht einmal die Inhaltsangabe auf dem Buchrücken. Allein das Cover reicht aus, mir die Lust auf weitere Bücher zu nehmen und meinen Trieb zu sedieren.

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Quelle

13 Kommentare zu „Montagsfrage: Hässliche Buchcover

  1. Huiuiui, das ist wirklich schlecht. Mir hat mal ein entfernter Kollege ein Buch geliehen und gesagt das wär das Leben aus der Sicht eines Pädophilen. Ich hab´s ganz durchgearbeitet, aber Pädophilie kam nicht vor. Aber es war so wie Dein Cover hier, der Hauptprotagonist hat seinen Hund „Asphaltwolf“ gennant und eigentlich das gesamte Buch durch nur betont, wie hart das Leben ist. Logisch, wenn man als Haustier einen Asphaltwolf hat.

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    1. Wahrscheinlich ein Buch voller Metaphern, sodass man spontan keine Lust hat, alles aufzuschlüsseln. Aber wo du Experte bist: Was essen Asphaltwölfe denn so? Für den Fall, dass ich mal einem begegne.

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  2. Ich muss hier mal ganz laut sagen:
    Das ist mein Lieblingsbuch auf Lebzeiten!!! 😀
    Ich habs bestimmt schon an die 20x gelesen und es von der Autorin unterschreiben lassen.
    Klar, das ist alles Geschmackssache, aber ich mag das Cover sogar (vielleicht auch nur weil ich es schon so oft verträumt angestarrt habe).
    Ist wirklich eine gaaanz süße Liebesgeschichte zwischen Lucas (dem Wandler) und Sascha (der Medialen, Menschen denen Gefühle so hartnäckig abtraniert wurden, das keiner mehr weiß wie sie sich anfühlen und besondere Fähigkeiten haben).
    LG, Kaddes

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    1. Ich hatte ja befürchtet Widerspruch zu ernten, als ich mich meinen Vorurteilen hemmungslos hingegeben habe. 😉
      Ich hab für den Artikel zumindest mal nachgelesen, dass die Autorin ziemlich erfolgreich ist, bis zur Inhaltsangabe konnte ich mich aber wieder nicht durchringen, weil da wieder DIESES COVER war. Es ist in der Tat einfach nur das Cover. Deine Kurzfassung klingt ja eigentlich ganz reizvoll (auch wenn ich Twilight furchtbar finde, hab ich nichts prinzipiell gegen Romantic Fantasy). Schon irgendwie verrückt, oder?

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      1. so etwas von mies…..wenn mir jemand ein Buch empfiehlt, sehe ich das auch anders, aber ich denke immer, der Autor hatte zumindest etwas mitzureden…und wenn es gar niucht passt, interessiert er mich nicht!

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