Blogparade: Best On-Screen/Page Chemistry

Die singende Lehrerin, per Akklamation „Königin der Blogparaden“, hat uns aufgerufen, bis zum Valentinstag die besten Paare aus Literatur, Film und Serie aufzulisten. Einzige Bedingung: Liebe darf nicht im Spiel sein – oder zumindest keine gegenseitige Liebe … Oder keine sexuelle Beziehung. Oder … Ach … Lest selbst.

Ich scheitere häufig an zwei Gründen an Blogparaden: Entweder fällt mir zum Thema nichts ein oder ich verstehe die Blogparade nicht. Das ist doof. Diesmal hatte ich Glück: Neun Paare fielen mir spontan ein, das zehnte hat eine Weile gebraucht, um aus den Tiefen meines Unterbewusstseins wieder aufzutauchen. Der Erfinder des letzten Paares wäre stolz auf mich, denn so ähnlich beschrieb er seine schriftstellerische Tätigkeit.

Das Thema verstehe ich nach wie vor nicht so ganz, was allerdings am schillernden Begriff „Liebe“ liegt. Wahre Liebe, liebe Bloggemeinschaft, gibt es nur unter Männern. Zweifler erinnere ich an „Guy Love“ (Scrubs, 6×06). Von daher verstößt meine Liste eigentlich gegen die Regeln. Die singende Lehrerin hat glücklicherweise durch Beispiele deutlich gemacht, wer nicht zählt: Mulder & Scully, Han & Leia, Buffy & Spike.

Diese Einschränkung ist schwierig. Sie klammert im Serien- und Buchreihenbereich eine Vielzahl von guten Paaren aus, die es verdient hätten, genannt zu werden.  Früher oder später wird aus Mann und Frau, zwischen denen die Chemie stimmt, in beinahe jeder Serie zumindest probeweise ein Liebespaar. Ein Paar auf meiner Liste (ich verrate nicht, welches) musste ich sogar streichen und durch ein anderes ersetzen, weil sich Mann und Frau erdreistet haben, eine Beziehung einzugehen.

Auf meiner Liste finden sich deshalb aus Sicherheitsgründen neun gleichgeschlechtliche Paare und ein „Roboter-Paar“. Getreu dem Motto „Wahre Liebe gibt es nur unter Männern“ sind alle neun Paare männlich. Beim Durchsehen der bisherigen Antworten liege ich damit bei den gemischtgeschlechtlichen Paaren zurück, aber ich habe auch nur ein weibliches Paar gesehen (zugegebenermaßen kann ich nicht mit allen was anfangen).

Ich präsentiere euch nun, in zufälliger Reihenfolge (ich hatte zum Brainstorming jedes Paar auf einem Post-it notiert und zum Schreiben zufällig vom Tisch gepflückt) meine Lieblings-Paare:

 

Harry Potter & Severus Snape (Harry Potter)

Wer an Harry Potter denkt, dem fallen wahrscheinlich eher Harry-Ron oder Harry-Hermine ein, Fred-George, Dean-Seamus, … Zugegeben, die kamen mir auch in den Sinn, aber Harry & Snape ebenso. Die Beziehung der Beiden ist kompliziert, zugegeben. Aber im Laufe der Geschichte werden Snapes Motive deutlich. Einerseits verabscheut er Harry anstelle dessen Vaters, er liebt ihn zugleich, aber nicht anstelle dessen Mutter, sondern weil er der Sohn dieser ist. Er hat massive Schuldgefühle. Aber in der Beziehung steckt noch mehr drin.

Der Unterricht in Legilimentik mag hart und brutal sein, nicht nur Harry leidet, auch Snape. Dennoch erklärt sich Snape dazu bereit. Nicht um Harry zu demütigen, sondern um ihn auf Voldemort vorzubereiten. Dort wo Dumbledore Harry schützen will und ihn im Unklaren lässt, konfrontiert Snape Harry mit der grausamen Realität. Harry versteht Snape lange Zeit nicht, hasst ihn, weil er glaubt gehasst zu werden. Aber auch er versteht irgendwann, dass Snape ihm ein treuer Gefährte und ein Mentor war. Die Beziehung lebt im ersten Lesedurchgang von Hass, aber bereits der Hass ist symbiotisch. Liest man es öfter, ist es eine etwas andere Adept-Meister-Beziehung, aber nicht weniger intensiv.

 

Sherlock Holmes & Doctor Watson (Sherlock Holmes)

Egal in welcher Umsetzung, ob in den Geschichten von Doyle oder in der Serie mit Cumberbatch und Freeman: Zwischen John und Sherlock herrscht immer eine besondere Dynamik. Die beiden ergänzen sich einfach großartig.

 

Charles Carson & Robert Crawley (Downton Abbey)

Die Beziehungen in Downton sind verwickelt. Ich bin mir auch nicht sicher, ob es dort – abgesehen von den Liebespaaren – so etwas wie Freundschaften gibt. Auf der Ebene der Oberschicht sicherlich nicht, aber auch unter der Dienerschaft herrscht viel zu häufig Neid und Missgunst, wenn auch zumeist getrieben von Unsicherheit.

Die Beziehung zwischen dem Herrn und seinem Butler allerdings ist idealiter immer eine besondere. Der Butler wird zum Teil der Familie, ohne Teil der Familie zu sein. Was den Butler scheinbar aus der Familie ausschließt, macht ihn frei. Er ist zwar aus Prinzip unbedingt loyal seinen Dienstherren gegenüber, aber er ist kein Teil der verwandtschaftlichen Beziehungen. Ein Butler wird gewählt, weil man ihm vertrauen kann.

Carson ist mit der Familie Crawley eng verwoben, für die Töchter ist er eine Art Zweit-Vater, für Robert ist er ein alter Bekannter, ein Vertrauter, ein Mann, dessen Urteil er schätzt und der letzte Mensch, der noch seine Überzeugungen teilt. Umgekehrt ist Carson aber nicht bloß aus Prinzip loyal zu seiner Familie, sondern es entspricht seiner tiefsten Überzeugung, dass die althergebrachte Gesellschaftsordnung richtig ist und dass die Familie Crawley die richtige für ihn ist. Seine Loyalität speist sich nicht aus seinem Berufsethos sondern aus seiner Überzeugung.

 

JD & Turk (Scrubs)

Okay, irgendwann wurde die Beziehung albern. Das lag allerdings vor Allem daran, dass die Serie zu lange lief und es den Autoren irgendwann nicht mehr gelang, JD auch nur ansatzweise realistisch darzustellen. Er verkam irgendwann zur Karikatur seiner selbst. Dennoch sind JD und Turk das perfekte Paar, mit denkwürdigen Szenen. Diese unbändige Freude, als Turk aus den Flitterwochen zurückkehrt. Die beiden verbindet eine gemeinsame Geschichte aus College-Zeiten. Sie wissen meist, was der jeweils andere denkt, sie trösten sich gegenseitig. Turk, dem es schwer fällt, sich anderen gegenüber zu öffnen, kann mit seinen Sorgen besser zu JD kommen als zu seiner Freundin/Frau. Es würde mich nicht wundern, gäbe es zwischen den beiden einen Pakt: Wenn wir bis 40 beide nicht verheiratet sind, heiraten wir einander.

 

Leonard McCoy & Spock (Star Trek)

Sicher, die Beziehung der Beiden zu Kirk ist offensichtlicher, aber die Beziehung zwischen Dr. McCoy und Spock ist meines Erachtens die tiefere von Beiden. Sie streiten sich, sie sind grundverschieden, aber sie respektieren einander nicht nur, tief in ihrem Inneren liegt ihnen unendlich viel aneinander. Pille ist ein Mann voller Grundsätze und Liebe zur Menschlichkeit. Er spottet gern – Spock bekommt es meistens ab und ist ebenso bevorzugtes Opfer für moralinsaure Anklagen. Andererseits versucht Pille immer wieder, Spock zu berühren, sucht den Kontakt und Austausch mit ihm. Denn Spock ist der ideale Prüfstein für seine Überzeugungen. Umgekehrt hält Spock McCoy für über-emotional, aber andererseits ist es McCoy, den er als Träger seines Bewusstseins auswählt. Warum, wird nie gesagt. Ich vermute: Weil McCoy das menschlichste und emotionalste Crewmitglied der Enterprise ist und Spock nur McCoy vertraut, diesen Aspekt seiner Persönlichkeit zu bewahren und für ihn zu retten.

 

Harvey Specter & Mike Ross (Suits)

Was genau bewog Harvey, Mike einzustellen? Weil er ein brillanter Kerl ist? Weil er sich selbst in dem jungen Mann sieht? Man weiß es nicht genau. Ebenso wenig was Mike dazu treibt, sich auf Harvey einzulassen. Nur die Angst? Während in der ersten Staffel von Suits die Beziehung durch Angst vor den Konsequenzen einer „dummen“ Entscheidung getragen wird (Wenn Harvey Mike auffliegen lässt, ist Harvey ebenso geliefert wie Mike. Gleiches gilt, wenn Mike Harvey auffliegen lässt), entwickelt sich da etwas. Die beiden sind anfangs darauf angewiesen, sich gegenseitig zu vertrauen, im Laufe von zwei Staffeln entwickelt sich dieses Vertrauen zum Selbstläufer, wenn ihm auch immer wieder Steine im Weg liegen. Was sie verbindet, sind ihre Werte, denn beide sind Menschenfreunde, jeder auf seine Weise. Sie wissen zugleich um ihre Unterschiede und können sie produktiv nutzen – beruflich wie privat.

 

Legolas & Gimli (Herr der Ringe)

Wegen ihrer Herkunft dürften sie keine Freunde sein, aber der Ring schmiedet sie zusammen. Sie sind ständig im Wettkampf miteinander, konkurrieren, verlieren aber nie aus dem Blick, dass sie für die gleiche Sache kämpfen. Sie machen ihre Konkurrenz zur Stärke im Kampf für die gemeinsame Sache, sind erfolgreich und erkennen einander an, ohne es aussprechen zu müssen.

 

Han Solo & Chewbacca (Star Wars)

Chewie ist durch einen Wookie-Treueschwur an Han gebunden, das macht die Beziehung auf den ersten Blick ungleichwertig. Aber Han ist zwar ein Schurke (der zuerst schoss!), aber er ist ein edler Schurke. Er respektiert seinen pelzigen Freund für dessen Loyalität und ich glaube, an manchen Tagen fühlt er sich mit dieser Lebensschuld auch unwohl. Er versucht, nicht weiter darüber nachzudenken und schätzt Chewbacca einfach als treue Seele, so wie dieser Hans Sorge zu schätzen weiß und die Tatsache mögen dürfte, dass Han die Lebensschuld ernst nimmt und genau deshalb, aus dieser großen Verantwortung, nicht zu häufig daran denkt. Der ehemalige Sklave, durch Tradition in eine andere Form der Abhängigkeit gezwungen, erhält durch Hans Freundschaftsdienst Freiheit, die ihm abnötigt, loyal zu seinem Freund zu stehen und zu beweinen, dass er in Carbonit steckt.

 

Hornblower & Bush (Die Hornblower-Romane / Des Königs Admiral)

Die Mini-Series über Hornblowers Anfänge steht auf meiner Liste, gesehen habe ich sie nicht. Wie Hornblower-Bush dort funktioniert, kann ich also nicht beurteilen. In den Romanen funktioniert die Beziehung zwischen den Beiden wunderbar. Hornblower, der scheinbar Unnahbare, der von Unsicherheit, Ängsten und einer gewissen Unbeholfenheit zerfressene und Bush, der Hurra-Patriot, der Vorwärtsstürmer und Hitzkopf. Hornblower kann sich nur schwer anderen Menschen öffnen, weil er keine Schwäche zeigen will und deshalb keine Freundschaft schließt. Neben Lady Barbara und Brown ist er sein einziger wirklicher Vertrauter. Bush ist unbedingt loyal, wahrscheinlich spürt er Hornblowers Ängste und Nöte, das erfahren wir leider nie. Aber wie sich Hornblower, Bush und Brown durch Frankreich schlagen, ist ebenso voller großartiger Freundschaftsbezeugungen wie „Lord Hornblower“.

 

Seven of Nine & Der Doctor (Star Trek: Voyager)

Hologramm versucht, menschlich zu werden, Borg-Drohne versucht, ihre verlorengegange Menschlichkeit wiederzuentdecken, auch wenn sie das anfangs gar nicht so toll findet. Seven ist für den Doctor anfangs nur ein Projekt, aus dem sich langsam aber sicher eine tiefe Freundschaft entwickelt. Von Seiten des Doctor ist dabei Liebe im Spiel, doch im Falle von Seven und dem Doctor entschieden die Drehbuchautoren gnädigerweise, daraus keine Beziehung zu machen. Die Freundschaft der Beiden ist ohnehin viel interessanter, es ist die gemeinsame Suche nach Menschlichkeit jenseits der Biologie.

 

Fehlt euch jemand? Dann nichts wie ran an die Tasten und einen eigenen Beitrag für die Blogparade verfassen!

 

10 Kommentare zu „Blogparade: Best On-Screen/Page Chemistry

  1. Moin Moin
    Dir sind ja ganz schön viele eingefallen. Mir wären nur Holmes und Watson eingefallen.

    Und Harry und Sally, wenn man die letzten zehn Minuten weglässt….grins…

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  2. Huhu,

    Serverus und Harry haben mich nie so interessiert, da ich insgsamt mit Snape nur wenig anfangen konnte, auch wenn er zur Geschichte gehört. Ich fand ihn oft einfach nur furchtbar unangenehm und kann deswegen den Hype um ihn nicht ganz verstehen.

    Legolas und Gimli waren wirklich cool zusammen. Richtig witzig die beiden.

    Han Solo und Chewacca mag ich auch. Die kamen ja jetzt schon öfter vor.

    Star Treck hab ich nie geguckt. Hat mich nie interessiert.

    LG Corly

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  3. Und du wirst mir immer sympathischer… 🙂 Erstmal finde ich es klasse, dass Männer auf solche Männerfreundschaften anscheinend doch genauso positiv reagieren, wie wir Frauen – z. B. bei Harvey und Mike. Gut, bei manchen (vielen?) Frauen schwingt da dann noch etwas mit, das bei Hetero-Männern wahrscheinlich fehlt, aber prinzipiell war ich sehr gespannt, wie Männer an diese Blogparade rangehen, und da finde ich es doch höchst interessant, dass du fast ausschließlich Männer“paare“ nennst. Sehr gut gefallen mir Snape & Harry und Carson & Crawley, weil es nicht so die offensichtlichen Paarungen sind, aber wenn man sie sich vor Augen hält, passt das doch sehr gut! Zu „Scrubs“ kann ich ja leider gar nichts sagen, ich habe die Serie tatsächlich nie gesehen. Vielleicht eine Folge mal am Anfang oder so…

    Gleich zwei Nennungen aus dem Star Trek-Universum – und auch keine, die man sofort im Kopf hat bei dem Thema. Aber doch nachzuvollziehen, wobei mir beim Doc und Seven of Nine irgendwie nicht so viel an entsprechenden Szenen einfällt. Aber ich gebe auch zu, dass „Voyager“ nicht gerade meine ST-Lieblingsserie ist.

    Danke fürs Mitmachen! 🙂

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    1. Würde ich zum Psychologisieren neigen, müsste ich mir unterstellen, dass die Differenzerfahrung zur heteronormativen Gesellschaft sich auch in meiner Auswahl niederschlägt, weil es so wenig die offensichtlichen Paare sind, sondern sich mein Blick auf die marginalisierten Beziehungen richtet. Zum Glück ist das hier kein Soziologieseminar, aber es fiel mir auch erst nach deinem Kommentar so wirklich auf (insb. Was Seven und den Doc angeht. Ich bin auch kein großer VOY-Fan) .
      Was Crawley und Carson betrifft: Ich bin mit S5 fast durch, deshalb war mir das offenbar so präsent. Die beiden sind in ihrem Denken in dieser Staffel ja beinahe schon ein einziges Wesen.

      Und zum Thema Crush: Als Teenie war ich tatsächlich ein wenig in Robert Beatty als Bush in „Des Königs Admiral“ verschossen. *hust*

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      1. „Würde ich zum Psychologisieren neigen“ – guuut, dass du nicht dazu neigst! 😀 Ich hab jetzt deinen ersten Satz wirklich mehrfach durchgelesen, ob ich ihn wirklich verstanden habe… *schulterzuck* 😉

        Ach, ich war eher Gregory Peck-Fan… 😉

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        1. Das war tatsächlich eher eine spontane Erkenntnis. Ich denke immer so merkwürdig ^^
          Kurz: Wer sich selbst (und sei es unbewusst) als anders (egal ob man das bedeutsam findet oder nicht) wahrnimmt, nimmt häufig das andersartige eher wahr oder misst ihm die höhere Bedeutung bei. Dass ich das auch (manchmal) mache, war mir gar nicht so bewusst. Erstaunlich, was ich durch deine Frage über mich gelernt habe. Da bin ich dir gleich doppelt zum Dank verpflichtet: Für die schöne Frage und für die Selbsterkenntnis. 🙂

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