Ich denke, im Folgenden werde ich niemanden spoilern. Über den Inhalt des Heftes verliere ich vor Allem einige Gemeinplätze, das Lesevergnügen sollte durch diese Besprechung nicht gemindert werden. Wie es mit Spoilern zum „Erwachen der Macht“ aussieht – ich kannte den Film beim Verfassen selbst noch nicht, also keine Sorge. 🙂

Quelle

Inhalt lt. amazon.de

Haben wir uns nicht alle schon einmal gefragt, was genau nach Episode VI: Die Rückkehr der Jedi Ritter passiert. Dieser Sonderband beantwortet diese Frage und ist gleichzeitig die perfekte Vorbereitung für Episode VII. Der zweite Todesstern wurde vernichtet und mit ihm Imperator Palpatine. Doch die Tatsache, dass die Sith besiegt wurden, bedeutet noch lange nicht, dass alles in Ordnung ist …

 

Weil Comic, deshalb Bilder

Ich habe schon den ein oder anderen Star-Wars-Comic gelesen und für sie gilt das gleiche wie für Star-Trek-Comics: Star Trek und Star Wars waren beides zunächst bewegte Projekte, sie sind geprägt durch die Ästhetik von Film und Fernsehen. Während die Umsetzung eines Comics in einen Film einen Zugewinn an Realität bedeutet (und dennoch zahllose Gründe zum Motzen liefert), gilt in diesem umgekehrten Fall: Ein Comic ist Reduktion von Realität. So sehr ich die Ästhetik von Comics mag, finde ich es befremdlich, Han, Chewie und Leia gezeichnet zu sehen. Es entsteht eine ästhetische Dissonanz in meinem Kopf. Während die Darstellung der Raumschiffe, der Laserblitze und Landschaften gut gelungen ist und zu minutenlanger Entdeckungsreise einladen, mag ich mir die Figuren gar nicht genauer anschauen. Sie versuchen, die Originale zu imitieren, was ihnen nicht gelingt. Etwas mehr Mut und die Suche nach einer eigenen Ästhetik hätte ich goutiert – aber bei einem Massenkulturprodukt wie Star Wars verständlicherweise nicht bekommen.

 

Die Rebellion siegt

Wenn es an Star Wars etwas gibt, das nicht überzeugend ist, fallen mir spontan zwei Dinge ein: Wenig überzeugend ist erstens die Behauptung, es sei eine ernstzunehmende Prequel-Trilogie produziert worden und zweitens die Illusion am Ende von „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“, dass das Imperium nun besiegt sei.

Staaten sind nicht identisch mit ihren Oberhäuptern. Der Tod des bösen Herrschers bedeutet nur den Untergang seines Reichs aber nicht das eines Staates. Und vor Allem ist es nicht das Ende der Herrschaft. Das Imperium ist ohnehin ein zutiefst missverstandenes Gebilde. Der Imperator ist kein absolutistischer Herrscher, allwissend und vollständige Kontrolle ausübend. Er ist zwar mächtig und der Comic zeigt eine raffinierte Technik, mit der Palpatine seine Gewalt über Untergebene ausübt, aber Macht (nicht DIE Macht) hat ihre Grenzen. Und der Imperator duldet die Grenzen seiner Macht nicht nur, er forciert die Besetzung dieser Leerstellen durch Untergebene, auch auf die Gefahr hin, dass sie ihn bedrohen, oder wie Großmoff Tarkin es in Episode IV sagt: „Die Regionalgouverneure haben jetzt direkte Kontrolle über ihre Territorien.“

„Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ musste natürlich enden und der Sieg der Rebellion bietet sich dafür an. Die Leerstelle, mit der der Zuschauer zurückgelassen wurde, füllt das Heft nun und zeigt, dass der Sieg der Rebellion nur ein Etappensieg war. Eine nette Reminiszenz an verschiedene Handlungselemente und -orte der von mir wenig geliebten zweiten Trilogie verbinden die neuen Filme mit dem Ende der alten Trilogie und erzeugen erst so das Gefühl, beide Filmreihen spielen im gleichen Universum und bilden zusammen einen Schauplatz. Bislang war das einzig verbindende Element Tatooine gewesen, während Naboo und Coruscant in der alten Trilogie keine Rolle gespielt hatten und die Handlungsorte der neuen Trilogie nur deshalb Handlungsorte sein konnten, weil sie so unscheinbar sind.

 

Die Rebellion menschelt

Luke, Han, Chewie, Leia, 3PO, R2-D2, Lando, Ackbar, Mon Mothma: Alle unsere geliebten Freunde, die das Ende von „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ überlebt haben, geben sich in diesem Comic die Ehre. Das war erwartbar. Bis auf Prinzessin Leia wartet auch keine dieser Figuren mit Überraschungen auf. Deshalb ist es lobenswert, sich für den Comic einen neuen Protagonisten zu suchen, eine Pilotin namens Shara Bey. Sie ist schon lange Teil der Rebellion und während Leia, der einzigen wirklichen Rebellin der klassischen Trilogie, lediglich politische Motive hat, geht es bei Shara menschlich zu. Sie hat so lange gekämpft, dass sie langsam genug hat, müde geworden ist. Aber zugleich nicht aufhören kann.

Shara ist ein gewöhnlicher Mensch. Shara ist Soldatin, aber Soldatin mit einem Kind, mit einem Mann, der ebenfalls für die Rebellion kämpft. Shara macht sich Sorgen um ihn, sehnt sich eine Zukunft in Frieden herbei, die ein klein wenig Platz lässt für Privatheit und den Genuss von Glück. Die Filme erzählen die große Geschichte des Kampfs zwischen Gut und Böse – die alten ebenso wie die neuen. In Episode I-III ist die Liebesgeschichte zwischen Anakin und Padme nur Mittel zum Zweck. „Imperium in Trümmern“ ergänzt das Bild der Rebellion gegen das Imperium um einen interessanten, wenn auch nicht lebensnotwenigen Aspekt.

 

Für Fans

Wer tiefer ins Star-Wars-Franchise einsteigen will, der hat dazu mannigfaltige Möglichkeiten. Es gibt unzählige Bücher, die Clone-Wars-Fernsehserie und zahlreiche Computerspiele. Das Problem ist, dass diese Werke alle irgendwie miteinander verknüpft sind und den Leser oder Zuschauer häufig mit losen Enden konfrontieren, die er durch weitere Bücher aufgreifen muss. „Imperium in Trümmern“ bietet sich als Appetizer an, denn es schließt nahtlos an die Geschichte der Filme an und schlägt zugleich den Bogen zurück zu den Prequels. Auch wenn der Comic mit dem übrigen Expanded Universe nur in losem Kontakt steht (irgendwo war eine Anspielung auf das Schlund-Forschungszentrum zu sehen, meine ich), bietet er sich als erster Kontakt damit hervorragend an, denn er geht sehr sanft vor und macht Lust auf mehr – wenn auch vor Allem auf Bücher.

Datenschutzhinweise: Die Kommentarangaben werden an Auttomatic, USA (die Wordpress-Entwickler) zur Spamprüfung übermittelt und die E-Mailadresse an den Dienst Gravatar (Ebenfalls von Auttomatic), um zu prüfen, ob die Kommentatoren dort ein Profilbild hinterlegt haben. Zu Details hierzu sowie generell zur Verarbeitung Ihrer Daten und Widerrufsmöglichkeiten, verweisen wir Sie auf unsere Datenschutzerklärung. Sie können gerne Pseudonyme und anonyme Angaben hinterlassen.

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s