Katze sein ist nicht leicht. Zumindest gilt das, wenn man Katze im Haushalt Zeilenende ist. Das führt zu großen Irritationen – und zu verdammt viel Ärger. Ein Gastbeitrag von Billy Zeilenende.

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Die Autorin bei einer Denkpause

Alles fängt ja schon damit an, dass niemand meinen richtigen Namen zu kennen scheint. Ich heiße Wilhelmine VON UND ZU Zeilenende. Jawohl! Ich bin eine Majestät. Von Adel, blaublütig. Karl-Theodor von Mäuseberg, der bajuwarische Freiherr, müsste vor mir katzbuckeln. Was eigentlich ein sehr unfeines Wort ist, kehrt es doch die realen Machtverhältnisse um. Wie dem auch sei. Mein Name lautet WILHELMINE von und zu Zeilenende. Aber alle rufen mich „Billy“, nur Herr Zeilenende Sr. manchmal „Willi“, als ob ich der trottelige Sidekick der Biene Maja sei. Noch schlimmer ist, dass er meint, es sei kurz für Willibald und ich sei ein Kater. Dabei bin ich ganz eindeutig eine Katze. Und heiße WILHELMINE von und zu Zeilenende, nicht „Sibylle“, wie der Rest der Familie denkt und zu „Billy“ abkürzt.

Nun, es ist wirklich ein Kreuz, das Leben in diesem Haushalt. Da sind ja nicht nur die unmöglichen Menschen, übrigens keine Dosenöffner, weil ich nur Trockenfutter mag – und Thunfisch, Käse, Schinken, Kaviar, Champagner, Wachteleier sowie mit Maronen gefüllten gegrillten Elefant. Regelmäßig bekomme ich aber nur Thunfisch, Käse und Schinken. Das Leben hier ist unter aller Würde. Meine Geschwister sind genügsamer als ich, die faule Bande.

Es hängt immer an mir, Aufmerksamkeit zu provozieren. Ich bin eine Katze von Welt, ich verlange in Ruhe gelassen zu werden, solange ich schlafe, aber sobald ich erwache, möchte ich bitte beschäftigt werden und ungeteilte Aufmerksamkeit erhalten. Und die Menschen tun das auch, denkste wenn du frisch geschlüpft in solch einen Haushalt kommst. Irrtum, ihr tölpelhaften Banausen! Der eine Teil der Zweifüßler versteckt sich hinter verschlossenen Türen und reagiert auch auf stundenlange Sirenengesänge vor der Tür nicht, der andere Teil spielt mit diesen tragbaren Kästchen herum, auf die Menschen so gern starren, der dritte Teil ist außer Haus und nimmt mich nicht mit. Das ist wirklich keine einer Diva angemessene Behandlung, jawohl!

Dabei habe ich ein zartes, gurrendes Stimmchen, mit dem ich gern stundenlang Geschichten erzähle, ein flauschig-weiches Fell, das ich – großzügig wie ich bin – gern stundenlang streicheln lasse und ich beherrsche Kunststücke! Ich kann auf Schultern balancieren, ich kann Blumentöpfe von der Fensterbank werfen, ich kann meine Schwestern verprügeln (auch wenn ich natürlich nie anfange, sondern das gemobbte Opfer bin) und ich bin erfolgreiche Sportlerin!

Sie werden staunen, gelten wir adeligen Katzen doch gemeinhin als faul. Wir lassen sogar unsere Mäuse von niederen Chargen fangen, wie man sagt. Doch das stimmt nicht. Während ich das Mausen in der Tat meiner minderbemittelten Schwester überlasse, habe ich einen eigenen Sport erfunden: Katzenklo-Rundlauf. Aber dem Nachzugehen ist mir nur selten vergönnt.

Die Regeln sind denkbar einfach: Man benötigt drei Katzenklos und eine Katze. Die Katze beginnt im ersten Katzenklo, scharrt ein wenig, geht zum zweiten Katzenklo, scharrt auch dort, geht zum dritten Katzenklo, scharrt erneut und begibt sich zurück zum ersten Katzenklo, wo die nächste Runde beginnt. Dieses Sportprogramm dauert 1-3 Wiederholungen und endet mit einem Toilettengang, anschließend geht die Sportlerin – also ich, falls Sie es vergessen haben – nach draußen in den Garten und lässt sich die Sonne auf den Bauch scheinen. Es ist schließlich ein unhaltbarer Zustand, sein Geschäft in der freien Natur zu verrichten.

Dennoch, in diesem Punkt kann ich die zweibeinigen Bewohner des Haushaltes verstehen: Die Reinhaltung von drei Katzenklos ist ebenfalls lästig. Ich möchte betonen, dass es zwar lästig, aber notwendig ist. Ich sehe zu diesem Vorgehen keine Alternative. Wie erwähnt, der Freigang fällt aus – oder hocken Sie sich jedes Mal zum Urinieren vor aller Augen unter einen Baum?

Sehen Sie? Ich habe es ja im Guten versucht. Eines Abends spielte ich einmal mehr eine Partie Katzenklo-Rundlauf, als Mutter Zeilenende hinzukam. Ich war gerade ein wenig in Gedanken, denn ich dachte über das schwere Los der Zweibeiner nach und wie ich es ihnen leichter machen könnte. Plötzlich hatte ich einen Geistesblitz. Im Katzen-Badezimmer, die Menschen nennen es vornehm „Waschküche“, wohl weil wir Katzen so reinlich sind, gibt es ein Loch, das den Boden mit der Außenwelt verbindet. Die Menschen nennen es „Abfluss“. Ich wollte es zukünftig Katzentoilette nennen, hockte mich frohen Mutes auf diesen „Abfluss“ und ließ der Natur ihren Lauf – sehr zur Entgeisterung von Mutter Zeilenende. Sie wagte es tatsächlich, mir ungehobelte Worte an den Kopf zu werfen – und einen nassen Lappen gleich hinterher!

Deshalb glaube ich, dass die Menschheit verloren ist. Wer sich so massiv gegen den Fortschritt sträubt, kommt am Ende unter die Hunde wird am Ende zum Hund. Glauben Sie ja nicht, dass ich meinen überlegenen Intellekt noch einmal in die Dienste der Menschheit stellen werde. Diesen Beitrag hier schreibe ich auch nur, um die ganze Situation richtig zu stellen. Dieser Zeilenende, der alte Wahrheitsverdreher, hatte nämlich einen Beitrag über mein unmögliches Verhalten verfasst und zum Korrekturlesen abgespeichert. Der wird sich wundern, wenn er sieht, dass ich zum propagandistischen Erstschlag ausgeholt habe. Aber erwarten Sie keine weiteren Äußerungen meinerseits: Die Katzenklos warten!

23 Kommentare zu „Katzenklo macht die Katz nicht froh.

  1. WILHELMINE von und zu Zeilenende…das muss anders werden! Was denken diese Menschen denn wer sie sind…also…wer Du bist…..also….ach eeeejjjjaaallllll……

    Das sind ja katzenhaar-sträubende Zustände, liebe WILHELMINE von und zu Zeilenende!

    Irgendwas ist da wohl bei der Erziehung Deines Personals aus dem Ruder gelaufen…na ja….ist ja auch nicht einfach, wenn Deine Geschwister auch noch mitmischen…

    Aber, liebe WILHELMINE von und zu Zeilenende: wehret den Anfängen! Denn es ist nie zu spät unhaltbare Zustände zu ändern.

    Also ich persönlich finde diese Abfluß Toilette eine sehr innovative Idee – wozu heißt das Ding denn dann Abfluß!? Allein schon der wirtschaftliche Faktor….hunderte von Euro könnten gespart werden wenn die Katzenstreu eingespart werden würde….abgesehen von dem Geschleppe was Dein Gesinde vermutlich auch nicht gern tut….

    Hätte Mutter Zeilenende gleich daran gedacht das sie durch das Patentieren womöglich ’ne Menge Knete verdienen könnte, indem sie nur noch die nötige Nachspüleinrichtung erfinden müsste ( ich sage Dir….sie hätte ausgesorgt für den Rest ihres Lebens )…..WILHELMINE von und zu Zeilenende….sie hätte den nassen Lappen und die Schimpftiraden nicht über Dich ergossen!

    Aber vielleicht war es auch nur der falsche Abfluss…ich meine….so ’ne Badewanne hat doch auch so’n Teil…..das würde sogar gleich zu viel Reichtum führen….wäre doch die Erfindung der Nachspüleinrichtung eingespart, da man gleich den Duschkopf dafür nutzen könnte….

    Die Connection zu den renommiertesten Autoren von Katzenbüchern hergestellt, um eben jene Bücher um diese innovative Idee zu aktualisieren….und Mutter Zeilenende hört anstatt des Tinnitus nur noch das Klingeln der Kassen…..

    Nun also nichts wie ran, liebe WILHELMINE von und zu Zeilenende, um diese Familie unerbittlich umzuerziehen!

    Sei konsequent in der Umsetzung Deiner Wünsche und Ziele, zur Not setze das Gar-nicht-ignorieren-Mittel ein…ich sage Dir, WILHELMINE von und zu Zeilenende, das wirkt Wunder!

    Ausserdem kann Katze mit ein wenig Training die Türklinken anspringen ( ich empfehle es Nachts zu üben, denn anfangs sieht das ziemlich dämlich aus, und das schmälert den Respekt….langfristig gesehen )….ich sage Dir, werte WILHELMINE von und zu Zeilenende, das öffnet Türen für weit mehr Dimensionen im gelingenden Zusammenleben, die keiner von den Menschen Kreaturen jemals geahnt hätte.

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    1. Jetzt ist es schon so weit gekommen, dass eine Katze neben mir sitzt und mir diktiert, was ich zu schreiben habe, weil Madame angeblich nicht mit dem Touchscreen zurecht kommt. Ich wette, sie ist nur zu fau… AUA!
      Die gnädige Dame lässt ausrichten, dass sie sich für deinen Ratschlag bedankt und sogleich die Badewanne diesbezüglich inspizieren wird und heute Nacht eine neue Sportart ausprobieren möchte. Sie dankt dir weiterhin für den korrekten Gebrauch ihres Namens und bietet dir an, sie in 12 Stunden, sobald sie ausgeschlafen ist, zu kraulen. Als kleine Anerkennung für deine Mühe und weil heute Napfnachten ist hat sie bei Amauson.com eine Gummimaus für dich bestellt, sich dann aber entschieden, lieber selbst damit zu spielen, natürlich aber zu deinem Gedächtnis. 🙂 AU! Warum nochmal?

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      1. Huch 😱 von Kratzen und Schlagen war nicht die Rede für die Erziehung…..das Katzen aber auch manchmal so übertreiben müssen…..tzzzzz…autsch…..das gibt Minuspunkte für mich….eeeejjjaaalllll! 🤔😜

        Ach, das mit dem Kraulen mach ich doch gerne….einfach kurz anklopfen, denn ICH öffne ja sofort die Türen 😇 huch…..ubbela…..Schleimspur….ausgerutscht…..

        Und das mit der Gummimaus ist ja herzallerliebst ( und sich dabei mühsam wieder aufrappel )….vielleicht könnte ich sie ja mal….äh….wenigstens…..hin und wieder…..also….ab und zu…..quasi….leihweise….mal……nicht? O.k. 😰

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  2. Sehr süß geschrieben! Wir haben auch 3 Stubentiger. Der 4. ist leider 2 Wochen vor Weihnachten im hohen Alter von 15 Jahren in den Sternenwagen gestiegen. Aber so wie du von Wilhelmine schreibst ist sehr bei uns auch. Übrigens, einer unserer Kater heißt Wilhelm😀😀

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  3. Den nassen Lappen hatte ich leider nicht zur Hand, als ich vorgestern Nacht nach hause kam. Irgendjemand hatte den Kater wieder rein- und allein im Esszimmer gelassen. Der unangenehme Geruch fiel mir schon an der Haustier auf. Da hatte das Biest doch direkt HINTER die Tür gekackt! Als ich die Tür geöffnet habe, ist natürlich noch alles herrlich verschmiert. *würg* Der Kater hat erst mal so getan, als wäre nichts und ist völlig ruhig durch die Haustür rausgegangen.

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    1. Mhm… Der Kater hatte demnach keinen Zugang zum Katzenklo, wenn ich das richtig verstehe? Ich kenne das von unseren Damen, dass sie sich in solchen Fällen einen Platz nah an der Wand suchen, häufig eine Ecke.

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      1. Eine geschlossene Tür ist ja sozusagen auch eine Wand 😉
        Das Katzenklo ignoriert er schon lange. Aber er konnte auch nicht raus. Ich hatte ihn ja extra mit nach draußen genommen, als ich gegangen bin, aber meine Tochter hat ihn wieder reingelassen und auch noch unbeaufsichtigt im Esszimmer (ach so, nein, sie war es nicht – er hat sich einfach so da materialisiert… *gg*).

        Ich glaube ja, er hat gespürt, dass bei meiner Freundin ein fremder Kater auf meinem Bauch gesessen hat. Sonst hat er das noch nie gemacht 😉

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    2. Kein Wunder…..er hielt den Gestank nicht mehr aus…endlich kam jemand nach Hause….ich kann mir den „It wasn’t me – seriously“ Blick gut vorstellen 😉

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  4. Bei uns gibt es erleichterte Bedingungen für die Blaublüter. Hier stehen nur 2 Katzenklos für drei Majestäten. Die sportlichen Toilettenübungen sind allerdings nicht weniger aufregend. Katz gönnt sich ja sonst nichts 😉

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    1. Also mein Pascha hatte damals nur ein Katzenklo…..und selbst da dauerte es einige Zeit bis er EXAKT die Stelle fand die ihm genehm war….obwohl….hm….doch nicht….

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