Weil ich so viel Spaß habe, gibt es heute ein weiteres Plätzchenrezept und einen weiteren Klassiker: „Schwarz-Weiß-Gebäck“. Und natürlich habe ich einen weiteren Tipp zum Thema Weihnachts-Stimmung parat.

Schwarz-Weiß-Gebäck gehört zu den Plätzchensorten, die ich nie verstanden habe. Ich mochte es nie, weil es egal schmeckte. Das war auch der Grund, weshalb ich mich stets weigerte, es zu backen. Mutter Zeilenende mag Schwarz-Weiß-Gebäck. Sie kaufte deshalb früher die fertigen Gebäckstangen, schnitt sie in Stücke und buk sich ihre geliebte Sorte. In diesem Jahr zeigte ich ein Herz und versprach, es selbst zu versuchen. Weniger aus Nächstenliebe, mehr aus Spieltrieb. Ich hatte Lust, mit Teig zu basteln. Das ist beim Schwarz-Weiß-Gebäck die größte Herausforderung, der Teig hingegen ist simpel. Vom Resultat bin ich dennoch überrascht, denn plötzlich schmeckt mir das Gebäck. Ich vermute, es liegt an den Unmengen an Butter, die ich laut Rezept verarbeiten musste, wohingegen das Fertig-Gebäck bestimmt aus irgendwas Geschmacksneutralem produziert werden. Das hier sind richtig tolle Butter-Plätzchen.

Die Menge lässt sich problemlos halbieren, ich gebe aber die Mengen an, die ich verwendet habe, um für Orientierung anhand der Bilder zu sorgen. Ich backe für vier verfressene Familienmitglieder, die Versorgung der Kolleginnen, für eine Weihnachtsfeier und diverse Geschenktüten, die Herr Zeilenende Sr. zum Jahresende den Damen im Schulsekretariat zukommen lässt. Und mein Einmachkumpel T., mit dem ich sonst Marmeladen austausche, kriegt auch eine große Tüte. Desweiteren sollen die Plätzchen ja für die gesamte Adventszeit reichen … und wenn ich ehrlich bin, war ich in einem früheren Leben mal das Krümelmonster. Keeeeeeeeeeeeekse!

Ihr benötigt:

600g Butter

300g Puderzucker

2 Prisen Salz

800g Mehl

80g Kakaopulver

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Beim Mürbteig gibt es ja viele Philosophien. Es gibt die Menschen, die einen großen Haufen Mehl auf den Boden kippen, mit dem Fuß eine Mulde hineinstampfen, in den alle weitere Zutaten hineingegeben werden, um sie anschließend zu einem Teig zu stampfen. Wichtig ist, dass die Butter kühlschrank-kalt ist. Ich mache das nur, wenn ich den Mürbteig direkt einsatzbereit brauche. Wenn Zeit ist, ihn ein paar Stunden im Kühlschrank ruhen zu lassen, empfehle ich die weniger anstrengende Variante: Die Butter zerlassen, den Teig durchrühren, dann kneten und im Kühlschrank ruhen lassen, bis er fest und wenig klebrig ist. In diesem Fall also die Hälfte der Butter zerlassen, die Hälfte des Mehls mit dem Kakaopulver vermischen, die Hälfte des Zuckers und eine Prise Salz hinzugeben und einen dunklen Teig daraus fertigen. Mit den übrigen Zutaten analog verfahren, nur ohne Kakaopulver. In Folie packen und in den Kühlschrank stellen. Sieht dann so aus:

 

 

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In der Zwischenzeit könnt ihr euch überlegen, welche Formen ihr mit dem Schwarz-Weiß-Gebäck herstellen wollt. Ich biete euch diverse Varianten an:

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Der erste Schritt ist das Ausrollen der beiden Teige zu einer Teigplatte. Dann könnt ihr wie folgt verfahren: Jeweils drei Stränge Schwarz und Weiß abschneiden, sie nach dem Muster Schwarz-Weiß-Schwarz aneinander legen und darauf invers stapeln, d. h. Weiß-Schwarz-Weiß. Drückt die Stränge sanft aneinander und rollt den Strang ein wenig. So sind die Triskelen ganz oben im Bild entstanden.

Die Würfel auf dem ersten Bild unten und dem zweiten Bild oben entstehen durch zwei Würfel Schwarz, die ihr mit etwas Luft auf den weißen Teig legt und dann einschlagt. Das Streifengebäck erreicht ihr, indem ihr einen breiteren Streifen Schwarz abschneidet, ihn auf die weiße Platte legt, an der Kante abtrennt, wieder einen breiteren Streifen Schwarz auf die Teigplatte legt, an der Kante abtrennt und auf den ersten Streifen setzt, etc.

Die Schnecken auf dem Bild unten sind am Einfachsten zu erzeugen: Legt die schwarze auf die weiße Teigplatte, rollt sie ein wenig auf und schneidet sie ab, wenn sie dick genug sind.

Die so entstandenen Schwarz-Weiß-Blöcke wandern in den Kühlschrank, bis die Blöcke steinhart sind. Man sollte damit Fensterscheiben einwerfen können. Ich rate dringend zum Praxistest, gebe aber zu bedenken, dafür besser fremder Leute Fenster zu verwenden und sich vor allen Dingen dabei nicht erwischen zu lassen.

In der Wartezeit könnt ihr euch weiter in Weihnachts-Stimmung versetzen. Wie wichtig Stress für die Vorweihnachtszeit ist, habe ich gestern bereits erklärt. Weihnachten ist aber mehr als Stress und Vorfreude, Weihnachten ist eine intellektuell stimulierende Zeit voller ontologischer Wunder. Denn in der Weihnachtszeit geschieht etwas, das katholische Christen aus dem Abendmahls-Zusammenhang kennen: Transsubstantiation. Beim Abendmahl wird Wein zu Blut und Brot zu menschlichem Fleisch, in der Weihnachtszeit werden aus schnöden Keksen Plätzchen. Wie genau es vor sich geht, ist ein weitestgehend unerklärbares Mysterium. Fakt ist aber, dass etwas vor sich geht. Jenseits der Weihnachtszeit gibt es keine Plätzchen, es gibt nur Kekse. Und in der Weihnachtszeit wird auch aus dem schnödesten Butterkeks mit 52 Zähnen ein Plätzchen.

Man kann sich die Wartezeit also damit versüßen, über die Unterschiede von Keksen und Plätzchen nachzudenken. Nur Anfänger leugnen dabei die Existenz solcher Unterschiede. Ich bin der Meinung, der Unterschied liegt in der Luft, im wahrsten Sinne des Wortes. Ab dem 1. Advent ist die Luft gesättigt mit dem Klang kleiner Glöckchen, unhörbar für das menschliche Ohr, aber Teig ist dafür empfänglich. Das Klingeln ändert die Beschaffenheit der Teige auf subatomarer Ebene, ein subtiler Unterschied entsteht, dennoch groß genug, um aus Keksen Plätzchen zu machen. Das einzige Problem, das ich noch habe, ist zu erklären, wie aus Plätzchen nach dem 26.12. wieder Kekse werden, obwohl sie doch in der Adventszeit gebacken wurden. Aber darüber könnt ihr ja nachdenken und so in Weihnachtsstimmung zu geraten.

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Wie dem auch sei, sobald euer Schwarz-Weiß-Gebäck fest geworden ist, will es in ca. 5mm dicke Stücke geschnitten und im vorgeheizten Backofen auf mittlerer Schiene bei 190° Ober-/Unterhitze für 10-15 Minuten hellgelb oder dunkler gebacken werden.

 

9 Kommentare zu „Zeilenendes Weihnachtsdorf: Schwarz-Weiß-Gebäck

  1. Die müssen ja einfach schmecken – so hübsch und formvollendet sind sie geworden. Und dann sind sie auch mit viiiiiiiel Liebe gemacht, wie ich hier herausgelesen habe. Kann man sich nicht noch ein paar Plätzchen für die Nachweihnachtszeit lassen, damit man sich noch weiterhin an der herrlichen Weihnachtsstimmung ergötzen kann? 😉
    Ich nehme diese Buttttttttttttter-Plätzchen dann mal mit und versuche mich auch mal backtechnisch dran 😀

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    1. Ich fürchtr, das mit den Plätzchen klappt nicht, der Pegel in der Dose ist schon gefährlich gesunken. Ich fürchte ehrlich gesagt, ich muss bis Weihnachten nochmal nachbacken. Und das obwohl sie nicht halb so formvollendet aussehen, wie du sie darstellst, alte Charmeuse … Charmeurin, Carmeuenne? Schöneparlefrontsäß … *kopfkratz* Dafür sind meine Kekse und Plätzchen immer sehr individuell. *g*
      Was die Weihnachtsstimmung angeht, wird aus den Plätzchen nach dem 2. Weihnachtstag leider wieder Kekse, die Stimmung retten sie damit nicht. Aber sie werden sicherlich dennoch auch danach schmecken und bin auf deine Meinung zu dem Teig gespannt. 🙂

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