Ah, endlich nochmal ein Grund zum Motzen und Meckern. Sehen Sie heute: Zeilenende ärgert sich über Smartphones, sein Immunsystem, fehlende Eier, Lieblingsmenschen und sich selbst.


Smartphone

Mein Handy und ich, das ist eine besondere Beziehung. Ich finde permanente Erreichbarkeit furchtbar. Andererseits kann ich nicht ohne die permanente Möglichkeit leben, meine Mails zu checken, hin und wieder bei Twitter nachzusehen oder in den Blog hineinzuschauen. Überhaupt meine Mails. Ich kann es nicht haben, wenn ich keine Antworten auf meine Mails bekomme, noch nicht einmal eine Empfangsbestätigung, tagelang nicht. Noch so ein Ding. Ich fragte nach, wie der Stand der Bewerbungsverfahren ist. Ja, ich könnte auch anrufen, aber ich bin berufstätig. Ich könnte aus dem Zug heraus telefonieren oder aus der Mittagspause. Beides mag ich aber nunmal nicht, für so wichtige Gespräche hätte ich gern einen abgeschirmten Raum, der nicht Toilettenkabine heißt. Und die Gesprächsqualität auf unserer Zugstrecke ist … Lassen wir das.
Also Mails. Und das Smartphone. Das, dessen Einschaltknopf sowieso nur sporadisch funktioniert. Dessen Einschaltknopf funktioniert nun gar nicht mehr. Katastrophe. Neues bestellen. Dabei war ich glücklich mit dem Gerät. Das erste Mobiltelefon, über das ich mich nicht nach einem halben Jahr aufgeregt habe.

Immunsystem

Ich erfreue mich einer recht robusten Konstitution. Eigentlich. Ich bin hin und wieder leicht erkältet, hüstel oder niese. Aber nie ernsthaft. Zum ersten Mal seit Jahren darf ich nun Grippostat-C einwerfen, um Symptome zu bekämpfen. Es ging leidlich gut. Bis zu jenem Morgen, an dem ich zum ersten Mal seit meiner Schulzeit wegen Unwohlseins beschloss, daheim zu bleiben. Ich habe zwei Stunden Heimarbeit geleistet, bin wieder ins Bett gegangen und dachte mir: Ha, so ganz ohne Stimme könntest du noch nicht einmal telefonisch nachfragen, wann du eine Antwort auf deine Mail bekommst. Es ist dennoch zum Kotzen, weil ich meinen Körper so nicht kenne. Normalerweise kann ich mit leichter Erkältung auch noch gut Sport treiben. Den habe ich für diese Woche aber auch gestrichen. Dabei hätte ich ihn nach diesem Tag nötig gehabt.

Fehlende Eier

Ich bin momentan leidlich unkreativ, was mein Mittagessen angeht. Ich überlege eine halbe Stunde lang und komme doch nicht auf eine gute Idee. Ich mache dann halt irgendwas. Nach einer halben Stunde hatte ich immerhin Lust auf Pfannkuchen. Hefepfannkuchen, Kartoffelpfannkuchen, normale Pfannkuchen, egal. Hauptsache Pfannkuchen. Alles war da, nur keine Eier. Und der Supermarkt war schon zu.
Es ging dann weiter. Vanillepudding fiel auch aus, dafür brauche ich ein Ei, damit es lecker wird. Ich beschloss, Kürbis zu backen und Maronen zu rösten. Ich ritzte die Maronen ein, schnitt den Kürbis auf und legte alles aufs Backblech. Kaum war das Essen fertig, öffnete ich eine Marone: Schimmelig. Die nächste Marone ebenso. Und alle anderen auch, die ich aus Fratz ebenfalls öffnete. Und der Kürbis? Gut, ich hatte vergessen, ihn zu würzen, stellte also den Salz- und Muskatstreuer auf den Tisch, probierte den Kürbis und spuckte ihn quer durchs Zimmer. Das war bitter. Und schmeckte auch so. Zeilenende brauchte nun zum Trost mindestens 5l Eiscreme … Richtig, die war leer.

Lieblingsmenschen

Im Radio läuft dieser unsäglich kitschige Song rauf und runter. Je häufiger ich ihn höre, desto aggressiver werde ich.

Mich selbst

A. fragte, ob ich am Donnerstag arbeiten käme, sie sei von mehreren Leuten gefragt worden. Ich Doof  sagte „Klar, wenn ich nicht ernsthaft krank werde“. Ich nutze solche Einschränkungen häufig: Wenn ich mir kein Bein breche. Wenn kein Meteorit aufs Haus fällt. Ist ein Tick, der mich regelmäßig daran erinnert, dass die Zukunft unterbestimmt ist. Eine der Quellen meines Optimismus.

Doof, der (m): Männliche Person von geringem Verstand, meist als Selbstzuschreibung in der Form „ich Doof“ gebraucht.

Ich Doof hätte gar nichts sagen sollen, denn A. weiß ganz genau, dass Donnerstag Termin ist. Ich Doof habe nicht begriffen, dass das ein dienstlicher Vorwand war, mir ein Gespräch aufzunötigen. Fragen nach meiner Gesundheit habe ich sofort abgeblockt mit „Keine privaten Dinge“. Mag etwas albern wirken, aber ich sah das Kind in den Brunnen fallen und wollte danach schnappen. Zu spät. A. lief zu großer Form auf, wie schwer sie es doch habe und sich um gute Stimmung im Team bemühe und jedem die Hand reiche, egal was vorgefallen sei und bla bla bla. Subtext: Zeilenende, du Arsch, du bist der Böse, aber sieh, wie großzügig ich bin, indem ich dir die Hand reiche.
Ich Doof erklärte ihr, ich werde am Donnerstag meine Arbeit erledigen, nicht mehr und nicht weniger. Ich halte daran fest: Von mir keine Ratschläge oder Erklärungen mehr. Wenn sie nicht von selbst drauf kommt, was meiner Meinung nach vorgefallen sei, dann hat sie nichts verstanden. Entsprechend missgelaunt war ich ob dieser Reaktion, aber es ging ja noch weiter. Sie brauste auf, was eigentlich mein Problem sei, wo sie doch stets versucht habe, mich zu verstehen. Nebenbei klärte sie mich darüber auf, dass sie mich für einen Asperger-Autisten halte („meine Freundin K. hat das auch“) und dass ich mich nicht so kindisch vor dem Konflikt drücken solle, das könne ich im Beruf auch nicht.
Das Schöne ist, im Privaten kann ich es, wenn ich will. Aber mir geht es nicht um Konfliktvermeidung, sondern darum gewisse Fehler nicht zu wiederholen. Und ich habe keinen Bock mehr auf Endlosdiskussionen und ewige Gefühlsnabelschau, die wirken in keinster Weise nachhaltig, wie ich lernen musste. Meine Laune war aber angekratzt. Ich ärgerte mich nun auch noch maßlos über A.s Selbstgerechtigkeit, ihr Bestreben, mein Verhalten zu pathologisieren (noch so was, worauf ich allergisch reagiere, wie A. sehr gut weiß), ihre Behauptung, sie möge mich, im krassen Kontrast zu ihrem Verhalten und zuletzt über die Frage, wovor ich eigentlich Angst hätte. So viel bullshit wurde nur noch getoppt durch meinen Ärger über mich selbst, ihr in die Falle gegangen zu sein. Und dass ich nur die Wahl hatte, wegen meiner Blödheit meinen Ärger in einem Blogbeitrag zu verpacken, statt ihn mir zu ersparen.

Als Ausgleich habe ich erst einmal die Weihnachtsbäckerei geplant. Stundenlanges Wälzen von Plätzchenrezepten ist der beste Trost. Licht am Ende des Tunnels? Morgen wird ein lustiger Tag, spätestens in der Nach-Berichterstattung hier für euch.

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12 Kommentare zu „So ein Tag

  1. schade… Pfannkuchen vegan kam dir nicht in den Sinn. Die können doch sehr lecker sein.
    Das Bild gefällt mir ausgenommen gut. Es hat mich auf deinen Beitrag gelockt und so wie du A. bin ich Dir (oder Mir) in die Falle getapst. Gute Besserung und heute einen gesunden, lustvollen Tag. En en paar Stunden geht ed jo widder los met d’r 5. Jahreszeit 😀

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    1. Nein, für Pfannkuchen vegan reichte meine Hirnkapazität nicht mehr. Da war festgebrannt: Pfannkuchen gehen nur mit Ei.
      Aber danke für die Wünsche und für das Lob: Ich find das Photo auch super, dabei war das noch nicht mal Absicht. Das verdanke ich dem Versagen meines Belichtungsmessers. *g*

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  2. Hättste nicht neulich erwähnt das Du A. am Do. siehst und es für Dich behalten hätte sich dieser fiese Jeck….äh….Virus nicht mit Herrn Freud verbündet….nä…….nu hasse den eierlosen Salat……und ich hab noch gesacht…. :-p

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  3. Ohhh, du Armer. Wie wäre es mit einer leckeren Hühnersuppe? Die killt die Viren.

    Du brauchst doch keine Ausrede, um zuhause zu bleiben, bzw. um nicht zu arbeiten. Es ist nicht sehr sozial, wenn du mit Triefenase arbeiten gehst, da steckst du alle an, die dir begegnen….neee…das ist nicht nett….also lieber zuhause bleiben.

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    1. Ich bin entschieden zu protestantisch sozialisiert. *g* Das dumme ist, dass ich auch meistens gern arbeiten gehe. Und es ärgert mich einfach, wenn ich es nicht kann. Die Hühnersuppe dampft hier vor sich hin, ich höre die Bazillen schon zittern. *gg*

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      1. lach….ich hoffe es geht dir heute ein bissel besser.

        Ja, ich habe auch den Fehler gemacht, arbeiten zu gehen, wenn ich krank war, gedankt hat es mir niemand und letztlich sind nach und nach die Kollegen ausgefallen 🙄

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  4. Was soll das bitteschön sein..da auf dem Foto?

    Beim Lesen des Textes bekam ich immer schlechtere Laune: kein Ei da, erkältet, dieses blöde Radio, diese Nervfrau.
    Aber dann fiel mir ein, dass ich das ja gar nicht erlebt habe und deswegen auch keine schlechte Laune haben muss.
    *mir einen leckeren Kaffee kochen geh, dazu eine Mozartkugel und ein paar Seiten lesen…..* Das Leben kann so schön sein 🙂

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    1. Ich bin nicht allein! Ich drehe das Radio mittlerweile aus, wenn diese … ihr Lieblingsmensch trällert.
      A. war heute aber weitestgehend friedlich. Review erfolgt nächste Woche, ich „darf“ ihr morgen ja nochmal begegnen, da passiert bestimmt noch was.

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