Ist es ein Zeichen von Reife, der Versuchung nachzugeben oder ist es ein Zeichen von Schwäche? Ich finde, wer von seinen Vorsätzen abweicht und der Wollust fröhnt, einen bedauerlichen Mangel an Charakterstärke aufweist. Vielleicht liegt es daran, dass ich gern die Kontrolle habe. Wenn ich die Kontrolle nicht habe, möchte ich gern die Möglichkeit haben, die Oberhoheit über die Situation zurückzubekommen. Wenn es mir nicht gelingt zu improvisieren, sieht es schlecht aus.
Gebt es zu, ihr habt irgendeine tiefgreifende psychologische Einsicht von mir erwartet, alternativ einen Bericht aus dem Arbeitsalltag, dem Bewerbungsgeschehen oder zumindest doch eine neue Episode mit A. Ich muss euch enttäuschen. Auf der Arbeit läuft alles gut, zum konkreten Bewerbungsgeschehen mag ich nix sagen und in Sachen A. gilt: Der werde ich wenn überhaupt Donnerstag über den Weg laufen. Ansonsten: Schweigen.
Ich war im Rheinau-Hafen auf Photo-Tour, wie ich euch erzählt habe, und dort gab es nicht nur viel zu sehen, dort gab es auch ein gewisses Objekt, das direkt aus der Hölle zu kommen scheint. Eines, das meinem überquellenden Buchregal nicht guttut. Ihr kennt solche Objekte bestimmt. In Buchläden kann ich der Versuchung ja zumeist widerstehen, aber, liebe Anonymen Buchsüchtigen, ich habe bei diesem Anblick die Beherrschung verloren.
Bücherschränke hat der Teufel erfunden, um mein Bücherkaufembargo zu umgehen. Meistens komme ich ganz gut dabei weg, weil ich mit Konsalik und Konsorten nichts anfangen kann. Die meisten Ratgeber darin befassen sich nicht mit meinen Problemen. Keine Bücher zu: Wie kremple ich Hemdsärmel richtig hoch? Wo finde ich passende Schuhe? Warum habe ich alle zwei Wochen das dringende Bedürfnis, zum Friseur zu gehen? Wie bekomme ich Herrn Zeilenende Sr. aus der Küche, ohne unhöflich zu sein? Warum läuft das Brot breit? Thriller lese ich auch nur ausgewählt. Kurz: Das Bücherschrankangebot trifft meinen Geschmack oft genug nicht.
Im Rheinau-Hafen sind allerdings viele „hippe“ Unternehmen angesiedelt: Agenturen und Software-Unternehmen. In dieser Klientel wird meine Leib-und-Magen-Literatur offenbar besonders wertgeschätzt. Im stationären Buchhandel meist stiefmütterlich behandelt, von den großen Verlagen nur selten ins Programm aufgenommen und in der Paradeform, der Kurzgeschichte, auf Deutsch oder gar gedruckt nur sehr vereinzelt zu bekommen (auch deshalb folge ich dem Christian Weis so gern, der hält mich ein wenig up to date). Dieser Bücherschrank war so etwas wie Eldorado für mich. Das Resultat des Ganzen … Ich hatte am Ende keinen Platz für Schuhe mehr im Rucksack und ich musste doch mit dem Rad heimfahren. Seht selbst:
Mal so aus Interesse: Sind das die Bücher, die Du übrig gelassen oder die Du mitgenommen hast :)?
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Das überlasse ich der geneigten Leserschaft zur Entscheidung. *g*
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Zähle ich richtig, hst Du 8 Bücher auserkoren. Aus einer Menge von irgendwieviel. Ist eine beachtenswerte Menge. Liest man einmal, zweimal , dreimal – und jedesmal mit neuen Erkenntnissen. Ich finde es spannend, denn ein einziges Buch hat ganz viele Facetten. Wann man es liest, warum man es liest, wie es einem gerade geht, was man gerade für Erfahrungen gemacht hat. Ein einziges Buch hat die übernatürliche Fähigkeit, stets neu zu sein, wann immer man es erneut liest…..
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Ohja. Und weil sie fast alle Kurzgeschichten enthalten, steigt die Menge an möglichen neuen Erkenntnissen noch einmal enorm. 🙂
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Du musst aber auch wieder Bücher hineinlegen, sonst funktioniert das Prinzip nicht. Also…von welchen Büchern möchtest du dich trennen?
*schon mal einen Transport-Karton für dich holen geh*
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Ich habe einen Schwung Regionalkrimis von Herrn Zeilenende Sr. in einen anderen Schrank gestiftet. 🙂
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yep – fast wie ein Schachbrett in Potenz….. 🙂
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