Montagsfrage: Mit passender Lektüre einstimmen

Am heutigen Dienstags-Montag stellt Buchfresserchen die Frage nach Büchern und Feiertagen. Sie hat konkret zwar nach Halloween gefragt, aber wie immer nehme ich mir die Freiheit heraus, alles etwas umfassender zu beleuchten.

Das tue ich nicht etwa deshalb, weil Halloween mich kein Stück interessiert, nein! Ich reiße an Halloween immer, wenn es klingelt die Tür auf, warte das „Süßes, sonst gibt’s Saures“ ab und bitte dann um eine freundliche Spende für mein Gurkenfässchen. Irritierenderweise bekomme ich dann aber nichts Saures. Mein Problem mit Halloween ist also einfach, dass ich die kulturellen Normen, die damit verknüpft sind, nicht verstehe.

Vielleicht hülfe es, wenn ich mich literarisch besser auf den Tag einstimmte, habe ich mir selbst gegenüber eingewandt. Aber versucht das mal, wenn euch schon am helllichten Tag vor eurem eigenen Schatten gruselt oder ihr im Spiegel immer so leichenblass ausseht, weil ihr euch vor dem eigenen Anblick fürchtet. Sich mit Grusel-Literatur auf Halloween einzustimmen ist für mich also keine Option.

Überhaupt, wenn ich mich mit einem Roman auf etwas einstimmen muss, dann stimmt etwas nicht. Sachbücher, okay, das fällt unter generalstabsmäßige Planung und dient im Ernstfall „Weihnachten“ bspw. der Organisation von Dekoration und der Schlacht zwischen Stollenberg und Plätzchenhausen. Aber Weihnachtsstimmung kommt bei mir ohne spezielle Weihnachtsgeschichten auf. Das heißt nicht, das bestimmte Geschichten nicht zur Festvorbereitung dazu gehören, aber nicht wegen der Geschichte, sondern wegen des Rituals. Natürlich gehört Andersens Märchen vom Tannenbaum zu Weihnachten dazu, aber es dient nicht zur Einstimmung, sondern es ist Teil des Weihnachtsrituals. Auch das „Es begab sich aber zu der Zeit“ ist so eine Geschichte – aber die Frohe Botschaft eine Geschichte zur Einstimmung auf Weihnachten? Auch ein weitestgehend nicht-religiöser Mensch wie ich würde das als merkwürdige Fehlbeschreibung begreifen. Die Geschichten sind Teile des Festes.

Ihr merkt, ich bin gedanklich schon in den Weihnachtsvorbereitungen, deshalb turne ich meine Gedanken zur „Festtagsliteratur“ an der Weihnachtsliteratur zu Ende. Es sollte klar sein, dass solche Ritualgeschichten jenseits der Festtage nicht funktionieren. Darüber hinaus gibt es natürlich allerlei passende Bücher, die diesen Status nicht haben, zahllose Familienromane rund um die einzelnen Feste. Es spricht nicht für solche Werke, wenn man sie nur zur vorgesehenen Zeit lesen kann. Eine gute Geschichte über die Weihnachtszeit muss, damit man sie als gut bezeichnen kann, auch im Hochsommer am Strand funktionieren können. Und wenn das Buch nicht universell gut („unterhaltsam“ ist eine spezifische Ausprägung von „gut“) ist, stellt sich mir die Frage, warum ich überhaupt Zeit mit solchen Büchern verbringen soll. Da kann ich auch was Sinnvolles lesen. Oder Hustensaft einkochen.

6 Kommentare zu „Montagsfrage: Mit passender Lektüre einstimmen

  1. Mein Herr Silberdistel konsumiert gerade Hustensaft. Das ist seine Einstimmung – nicht auf Weihnachten – mehr auf den trüben Teil der Herbstzeit. Ansonsten stimme ich Dir zu, eine gute Weihnachtsgeschichte muss man mit viel Vergnügen oder/und Spannung zu jeder Jahreszeit lesen können. Ich stimme mich lieber mit Plätzchen und Glühwein auf Weihnachten ein 😉 und lese derweil, was mir Spaß macht.
    Liebe Grüße von der Silberdistel

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