Buchfresserchen hat am heutigen Dienstags-Montag, Joanne K. Rowling lassen wir mal außen vor, weil sie wenig Konkurrenz von langatmigen Fantasy-Epen hat und auch Preston & Child, Doc Smith und James White lassen wir einmal außen vor, weil ich deren Reihen schon einmal vorgestellt habe.

Ich bin ein großer Fan des gedruckten Wortes. Zugleich verstreue ich meine Aufmerksam recht gleichmäßig. Sicherlich steht manche Autorin für gute Literatur, während ich von manch anderem Autor nach einem Buch die Finger lasse. Es gibt aber nicht viele Autoren, bei denen ich dringend das jeweils aktuelle Buch gelesen haben muss. Ergo: Von vielen Autor*innen besitze ich ein, zwei oder drei Bücher. Drei Abweichungen von dieser gelebten Gleichheit in meinem Bücherregal habe ich für euch herausgesucht.

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John Irving

Ich hoffe, ihr werdet noch nicht müde, von mir zu hören, dass John Irving mein Lieblings-Schriftsteller ist. Man kann Irving einiges zum Vorwurf machen, vor Allem: Seine Geschichten funktionieren immer gleich und er möbliert seine Romane auch immer gleich. Es gibt Schriftsteller, europäische Schauplätze, es geht ums Ringen, starke Frauen in Nebenrollen und natürlich Bären.

Natürlich stimmt das, aber der Vorwurf übersieht, dass Irving die Themen seines Schreibens immer neu variiert, seine Geschichten aus der gleichen Grundmasse immer wieder neue Variationen hervorbringen. Und das Wichtigste an Irving ist: Er unterhält. Auch wenn man um seine Bärenobsession weiß, ich staune immer wieder, auf welch absonderliche Art er das Motiv einbaut. Zwischen den Bären in „Das Hotel New Hampshire“ und „Letzte Nacht in Twisted River“ besteht ein Unterschied wie zwischen Tag und Nacht. Bei Irving begegnet man in jedem neuen Buch alten Bekannten und dennoch verblüffen sie nicht nur, sie unterhalten vor Allem köstlich. Ich jedenfalls freue mich schon auf „Avenue of Mysteries“. Die anderen Werke habe ich alle.

Sue Townsend

Adrian Mole habe ich schon einmal in einer Besprechung verhandelt. Ich mag Adrian, weil er ein Spießer vor dem Herrn, aber zugleich ein verrückter Träumer ist. Das merkt nur niemand, wahrscheinlich merkt er selbst es auch nicht. Sue Townsend ist es gelungen, eine Figur zu erschaffen, die verrückt und spießig zugleich ist. Solche Widersprüche zu vereinen sollte eigentlich spätestens im dritten Roman nach hinten losgehen. Aber er ist von Roman zu Roman unterhaltsam. Das liegt natürlich nicht nur an Adrian sondern auch an der scharfen Beobachtungsgabe von Sue Townsend. Jeder ihrer Romane ist eine Abrechnung mit der aktuellen westlichen Gesellschaft im Allgemeinen und der britischen Gesellschaft im Besonderen. Egal ob Labour oder Irak-Krieg, Townsend blickt durch die Lupe: Wie wirken sich die großen Entwicklungen im Alltag aus. Dabei bezeichnet sie Missstände schonungslos, aber nie mit erhobenem Zeigefinger, weil sie Adrian als ihrem Erzähler verbunden ist. Gesellschaftskritik war selten konstant so lustig. Deshalb habe ich alle Tagebücher von Adrian im Regal.

Arthur Schnitzler

Kommen wir abschließend zur Hochkultur. Ich kann ja nicht ohne. Früher, als man noch Schrankwände im Wohnzimmer stehen hatte, gehörten in diese Schrankwände Werkausgaben, in Leder gebunden, mit Golddruck. Die hat niemand gelesen, aber Goethe, Schiller, Lessing, Shakespeare und russische Erzähler sahen im Bücherregal nicht nur dekorativ aus, sie waren auch der Panzer des Bildungsbürgertums gegen die verrückte Gesellschaft.

Die Werkausgabe findet heute wahrscheinlich nur noch auf Flohmärkten und in Bibliotheken Absatz. Das ist schade, denn es gibt durchaus Autoren, deren Werkausgaben nicht nur das Anschaffen, sondern auch das Lesen wert sind. Arthur Schnitzler zählt definitiv dazu. Eine ganze Weile war er mein Säulenheiliger der E-Literatur. Ich habe die Unterscheidung in E und U irgendwann über Bord geworfen und mich gegen Säulenheilige entschieden. Schnitzler mag ich dennoch gern.

Begonnen hat es eigentlich aus Verlegenheit: Ich hatte nichts zu Lesen dabei und war klamm. Also habe ich in der Frankfurter Bahnhofsbuchhandlung nach einem Reclam-Heft gesucht. Wie der Teufel es wollte, war das die Traumnovelle. Schnitzler hatte mich nach wenigen Seiten gepackt. Das Spiel mit der Phantasie, was ist Wahrheit, was ist Illusion? Die permanente Doppelbödigkeit des Erzählten und das Abtauchen in die Abgründe zwischen bürgerlicher Fassade und seelischem Befinden der Protagonisten hat mich fasziniert.

Nach einiger Zeit bin ich auf dem Flohmarkt auf einige Bände einer Fischer-Werkausgabe gestoßen und habe sie erworben. Seitdem suche ich von Zeit zu Zeit nach den noch fehlenden Ausgaben. Denn: Ich habe natürlich auch andere Autoren aus dem stilistischen Umfeld der Wiener Moderne gelesen, aber an Schnitzler kommen für mich höchstens noch Joseph Roth und Egon Friedell heran. Aber „Spiel im Morgengrauen“, „Therese“ und „Leutnant Gustl“ sind für mich unschlagbarer Lesegenuss.

Wie ist es mit euch? Wo steht der dickste monolithische Block in eurem Bücherregal? Zumindest, wenn ihr so wie ich in der Regel nach Autor aufstellt?

22 Kommentare zu „Montagsfrage: Dein meistgekaufter Autor

    1. Bei mir auch King mit weitem Abstand. Die meisten Regalmeter hat er sowieso – dünne Bücher kann er ja irgendwie nicht. 😀
      Dann kommen Dan Simmons, Joe R. Lansdale, John Scalzi, Andreas Eschbach, Thomas Thiemeyer, Michael Crichton, Preston/Child, Ray Bradbury, John Grisham und sicher noch zwei, drei andere, die ich nicht auf dem Schirm habe, mit 10 und mehr Büchern in meinen Regalen.
      Hochkukturelle habens bei mir nie auf zweistellige Bücherzahlen geschafft.

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          1. Irre ich mich, oder gab es Ende der 1980er/Anfang der 1990er Jahre von einigen King-Büchern so „Maxi“-Ausgaben? Die dürften jeweils in Schriftgröße 32 Pt (geschätzt) und dreifachem Zeilenabstand gesetzt worden sein, waren größer als DIN A4 und extrem dick. Da bekam man quasi ein Buch, das man nach dem Lesen fast schon als Hocker benutzen konnte…

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            1. Die hießen Jumbo-Ausgaben, waren aber kleiner als DIN-A4. Ich hatte ES in diesem Format, hab mir aber später die Taschenbuchausgabe nachgekauft, weil das Buch gelitten hatte (hab es immer im Zug gelesen und in der Tasche aufbewahrt).

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              1. Das habe ich aber wirklich nur bei Stephen King-Romanen gesehen — und nur damals. Seither sind mir diese Jumbo-Ausgaben irgendwie nicht mehr untergekommen. Ich hatte auch persönlich nie eine, aber in den Buchläden sah ich sie stehen. Nur ist es ja meines Wissens so, dass du kein allzu großer King-Fan bist, dann wird die Situation etwas prekär. Andererseits suchst du ja nur einen coolen Tisch, dann musst du den Inhalt ja nicht lesen… 😉😂

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              2. Ich habe jetzt jedenfalls was, wonach ich auf dem Flohmarkt suchen kann, es geht in der Tat nur um Dekozwecke. Manche Bücher muss man wirklich nicht lesen, die müssen nur gut ausschauen. Das ist wie mit Männern … 😉

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              3. Hehe, ich kann dir versprechen: „Sie“ („Misery“) oder „Die Augen des Drachen“ (das habe ich gelesen und mittlerweile dreimal komplett als Hörbuch durch) könnten dir auch gefallen. Vor allem letzteres (Fantasy, kein Horror).

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              4. Letzteres kenne ich sogar, war auch ganz gut, aber schon dabei hat es mich hin und wieder ordentlich geschauert. Muss an Kings Schreibe liegen. Ich wette, selbst wenn er eine Liebeskomödie schriebe, würde es mich bei ihm noch gruseln. 😁

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  1. Zur Frage: Es geht mir ähnlich. Ich verteile meine Liebe recht großzügig breitflächig. Außerdem gebe ich Bücher auch weg (Skandal!), weswegen mir der Überblick fehlt. Von Stephen King habe ich sicher sehr viel besessen, ebenso von Koontz (großartig!). Gewinnerin könnte Agatha Christie sein.

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    1. Ich sortiere auch immer mal wieder aus, die genannten sind aber allesamt Kandidaten für: Bitte im Sarg ein Bücherregal und die Titel dort hinein. Was Aidy angeht: Sind wir nicht alle ein wenig Mole? ^^

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