Monster-Trucks

Gestern fand auf dem Parkplatz vor dem Freibad eine ganz besondere Show statt. Und ich war nicht dabei.

Seit einigen Tagen steht auf dem Parkplatz am Ortsausgang ein Anhänger. Darauf drei BMWs, die zu US-amerikanischen Polizei-Autos umgestaltet wurden. Gestern morgen tauchte im Ort ein giftgrüner Monster-Truck auf. Farblich war er perfekt auf die Plakate abgestimmt, die versprachen „Wir verschrotten Ihre Autos“. Zeilenende, neugierig wie er ist, merkte sich das Datum und die Uhrzeit, musste aber sogleich feststellen, dass er an dem Tag arbeiten müsse.
Ein Besuch der Show war damit unmöglich, denn frei konnte ich nicht bekommen. Bei aller Freiheit in meiner Arbeitszeiteinteilung gibt es gewisse Fixdaten, an denen nur Krankheit oder Weltuntergang Gründe fürs Fernbleiben sind.
Ich htte es mir gern angesehen. Nicht nur die kindliche Begeisterung für das Plätten alter Autos, das Krachen von Karrosserien und Bersten von Scheiben lockte mich. Ich wollte vor Allem wissen, wie sie die Show aufziehen, welche Geschichte sie erzählen würden als Begründung für ihr Zerstörungswerk. Und vor Allem wollte ich sehen, ob sich die Show wirklich lohnt: Kommen in unserer strukturschwachen und tendentiell überalteten Kommune überhaupt Menschen zu diesem Spektakel? Welche Menschen kommen, warum kommen sie und wie verhalten sie sich?
Auf all diese Fragen habe ich keine Antwort bekommen. Einzig von der Effizienz der Monster-Trucks als Plätteisen-Ersatz konnte ich mich am Abend überzeugen, aber anders als ich dachte.

image

Während mein erster gestriger Brotbackerfolg ein voller Erfolg war und mich himmelhoch jauchzend zurückließ, wurde der zweite zur Mini-Show in meinem Backofen.

image

Das Fiasko war absehbar. Ich schob das Brot nach einigen Stunden im Kühlschrank in den Ofen. Es war schön gegangen, obwohl ich mich gegen Sauerteig (von drei Esslöffeln abgesehen) und für Hefe als Triebmittel entschieden hatte. Beim Kneten klebte der Teig vorbildlich und wurde fast ohne mein Zutun zur Kugel. Er enthielt einen guten Teil Roggenmehl und viel gequollene Haferflockenmasse, dazu Ricotta und Erdnussbutter. Ich wollte eine neue Geschmacksrichtung ausprobieren: Hefe, Hafer, Frischkäse, Erdnuss. Eigentlich hätte er seine Form halten müssen. Doch als das Brot im Ofen war, öffnete sich in dessen Rückwand eine kleine Klappe, der giftgrüne Monster-Truck rollte hinein, verfolgt von drei BMWs in US-amerikanischer Polizei-Aufmachung. Bevor die Gesetzeshüter den Schurken stellen konnten, war er mehrfach über den Laib gerollt. Mein Brot war verloren und als die Polizisten den giftgrünen Ganoven abführten, grinste er hämisch, als wolle er sagen: Selber Schuld, wärest du mal zur Show gekommen, dann wäre dir die Privatvorführung erspart geblieben. Ich lud die Polizisten zu Kaffee und Keksen ein und ließ mir versichern, dass der giftgrüne Monstertruck keine Gefahr mehr darstellte. Er würde gerade zu einem Bügeleisen umgebaut. Das beruhigte mich nur partiell.

19 Kommentare zu „Monster-Trucks

  1. Welch ein Glück, dass der Monstertruck sich gestern Abend nicht über unsere ganz und gar hervorragenden Semmelknödel hergemacht hat – sonst hätte ich ihn plätten müssen. Falls es dich beruhigt: Auch beim Bäcker bekommt man gelegentlich etwas geplättete Brote, und die müssen deswegen noch nicht einmal schlecht schmecken. Vielleicht ist es formtechnisch ein Desaster, geschmacklich aber der glatte Hammer!

    Like

  2. Schließe mich an – die Dampfnudeln, die neuerdings beim Öffnen des Deckels in Deckung gehen, weil sie vor dem Monstertruck Schiss haben, schmecken ja auch. Verstehe allerdings nicht, wie so die früher so standhaft waren und jetzt einen auf Panik machen. Ich hab nichts geändert.

    Like

  3. „Man steckt nicht drin“
    Wer will auch schon in einer Schokorolle stecken? Ich möchte nicht einmal wie eine aussehen.

    Aus gut unterrichteten Kreisen *zum Sofa schau* weiss ich, dass Polizeibeamte sich nicht um platte Brote oder geplatzte Rollen kümmern. Es sei denn, sie dienen als Versteck für Waffen. Aber in dem platten Brot etwas zu verstecken, ist ja kaum möglich;-)
    *Sonntagsküßchen für dich und deine schrägen Geschichten*

    Like

Datenschutzhinweise: Die Kommentarangaben werden an Auttomatic, USA (die Wordpress-Entwickler) zur Spamprüfung übermittelt und die E-Mailadresse an den Dienst Gravatar (Ebenfalls von Auttomatic), um zu prüfen, ob die Kommentatoren dort ein Profilbild hinterlegt haben. Zu Details hierzu sowie generell zur Verarbeitung Ihrer Daten und Widerrufsmöglichkeiten, verweisen wir Sie auf unsere Datenschutzerklärung. Sie können gerne Pseudonyme und anonyme Angaben hinterlassen.