Wir knipsen der Alten ein paar Blümchen…

…Blümchen fürs Fotoalbum, weil man geknipste Blumen so schlecht aufs Fensterbrett stellen kann. Es war wieder einmal Ausflugszeit und ich habe das gute Wetter für ein Outdoor-Ziel genutzt. Ein feines, vielleicht unspektakuläres Ziel, an dem ich viel Spaß hatte. Die Idee mit den Reiseführern hat sich schon jetzt gelohnt.

Nach dem Gang ins Museum (es war übrigens das Wallraf-Richartz, falls sich jemand nicht sicher war), fahren wir heute vom Hauptbahnhof mit der U-Bahn in Richtung Zoo, laufen aber an diesem vorbei, denn da war ich in diesem Jahr schon mit euch. Nimmt man die paar Schritte mehr in Kauf, sieht man einen wunderschönen französischen Schlossgarten mit Springbrunnen, der aber nicht sehr fotogen ist – außerdem liegt mir das Nahe mehr als das Ferne.

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Die Kölner Flora ist ein wunderschöner botanischer Garten, wie mir scheint. Es war mein erster Besuch und es wird langsam herbstlich, die große Farbenpracht ist damit vorbei, dafür kann man allüberall auf den Tannenspitzen goldene Lichtlein bli… Ach Quatsch. Es gibt zwar mittlerweile Spekulatius im Supermarkt, aber es weihnachtet noch nicht. Erst einmal müssen die Früchte reif werden.

Begonnen habe ich in der Heidelandschaft, die allerdings recht frisch angelegt war. Erika mag ich ohnehin nicht so gern. Mutter Zeilenende ist davon insbesondere als Grabbepflanzung angetan, während ich mir eher Plastikblümchen aufs Grab stellen lassen würde als dass da Erika drauf käme. Ihr habt euch gefragt, wo die ganzen Untoten in letzter Zeit herkommen? Hier ist die Antwort: Geschmacklose Grabbepflanzung. Da bleibt keiner gern daheim, wenn man von Erikas Wurzeln gekitzelt wird.

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Es folgte ein Duftgarten, denn die Flora hat auch etwas für sehbehinderte und blinde Menschen zu bieten. Die ganze Flora duftet wunderbar. Kein Wunder, wenn man alle 200 Meter eine Fenchel pflanzt. Aber über dem Duftgarten liegt eine dichte Wolke. Hier gibt es nicht nur Fenchel, sondern zudem Basilikum, Rosmarin, Thymian, Lavendel, Ysop und herrlich duftende Rosen, so wie die Kollegin im oberen Bild.

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Wer durch einen Schaugarten wandelt und selbst ein wenig gärtnert, kann schnell von Depressionen geplagt werden, weil es daheim weder so schön noch so ordentlich im Beet aussieht. Doch auch die Gärtner*innen in der Flora kochen nur mit Wasser. Ich habe den Beweis erbracht und einen Löwenzahn gefunden! War aber auch der einzige auf dem Areal.

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Subtropen, Tropen und Wüstenregionen haben ihre eigenen Schau-Gewächshäuser. Während es in den Subtropen noch ganz heimelig war – und man nur dankbar sein konnte, dass unsere Pusteblumen nicht so groß werden wie die Kandidatin im oberen Bild – war es in den Tropen eher unangenehm. Hohe Luftfeuchtigkeit und viel Wärme macht dem Zeilenendeschen Kreislauf leider manchmal ein wenig zu schaffen. Dafür wurde dessen Auge mit schönen Farben und dessen Nase mit weiteren Wohlgerüchen belohnt.

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In der Wüste angekommen erfreute ich mich der besseren Luft. Okay, es gab nur Kakteen zu sehen, die wenig reizvoll sind – Ausnahmen bestätigen die Regel. Ich fühlte mich gerade angenehm sediert, doch dann kam das Grauen. Der Tag war gelaufen. Diese hinterlistigen Biester verfolgen mich. Ich wette, wenn ich eine Wanderung durch U-Bahnschächte machte, würden sie auch noch an irgendeinem Fluchttunnel hängen und mich hämisch angrinsen.

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Ihr habt sicher Verständnis dafür, dass ich nach diesem Schock fluchtartig das Gewächshaus verlassen musste und keine Gelegenheit mehr hatte, weitere Bilder zu schießen. Außerdem war ich nun misstrauisch. Ich lugte unter jedes Blatt, ob der Feind nicht im Verborgenen lauern könnte, doch in den meisten Fällen guckte nur eine Dame mit sehr dunklen Augen zurück, die sich verlaufen hatte, so wie hier:

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Überhaupt, in der Pflanzenwelt gibt es ja kuriose Dinge. Ich sprach die Sache mit dem Neid wegen der Ordnung im Garten schon an, aber auch was die Wuchshöhe manchen Gestrüpps angeht, kann man vor Neid nur erblassen. Ich habe ernsthaft darüber nachgedacht, meinen Rhabarber auch mit Uran zu düngen, wenn der dann so massiv wächst wie dieser hier.

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Wie, ist gar kein Rhabarber? Egal, sieht genau so aus und ist genau so hoch wie ich, also ist das Zeilenende-Rhabarber. Wenn jemand Interesse hat, können wir uns zum mitternächtlichen Rhabarber-Ausbuddeln in der Flora verabreden. Von dem Ding kriegen wir locker genug Pflanze für fünf Leute.

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Wenn ihr nicht so der Typ zum Rhabarber-Stehlen seid, können wir uns auch verabreden, um Real-Live-Frogger zu spielen. Das entsprechende Spielfeld zum Computerklassiker ist in jedem Fall vorhanden. Aber meine lieben Follower sind ja alle brave Menschen. Die würden noch nicht einmal einen Schluck Wasser aus den wunderschönen Kunstinstallationen in den Beeten abzweigen.

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Im Folgenden können wir ein wenig „Was passt nicht ins Bild?“ spielen, denn in so einem Beet kann sich mancherlei Kurioses tun. Seid ihr bereit? Egal, wir fangen an. Erstes Bild: Was ist fehl am Platz?

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Richtig, die gelben Sonnenblumen im Hintergrund haben hier nichts verloren. Das war einfach, oder? Versuchen wir das zweite Bild. Bereit? Ach, ihr wisst ja eh, dass ich trotzdem weiter mache und spart euch die Antwort einfach.

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Zugegeben, das ist nicht so einfach, aber die Antwort lautet erneut: Die gelben Sonnenblumen, dieses mal aber im Vordergrund. Denn wer braucht Sonnenblumen, wenn er einen Kürbis haben kann, der sich ins Beet verlaufen hat?

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Während ihr gespielt habt, lustwandelte ich weiter durch den Garten und erfreute mich der schönen Landschaft. Ich sagte ja bereits, dass ich es mit Landschaftsphotographie nicht so wirklich habe, bzw. ich darin nicht geübt bin. Wer mit dem Blick meistens an seinen Fußspitzen hängt, statt als Hans-guck-in-die-Luft durch die Welt zu marschieren, dem fehlt dafür das Auge. Aber meist sind es ohnehin die Details, die einen Grinsen machen, so wie auf dem rechten Bild. Klar, Baumschulen kennt jeder, da gehen die kleinen Bäume hin. Bei alten Bäumen wird eher aktive Ster… äh Sägehilfe geleistet. Aber mehr und mehr kommt man offenbar auch in Gärtnerkreisen zu der Einsicht, dass die Versorgungslage alter Bäume verbessert werden muss. Krücken gibt es schon, ich erwarte in Zukunft dann auch den ersten Baum-Rollator und die Eröffnung von Pflegeheimen für gebrechliche Grau-Erlen.

Doch halt! Was ist das? Hört ihr auch dieses Rascheln? Nein? Aber da hat es geraschelt. Und ein paar Schritte weiter noch einmal! Hastiges Umblicken, kein Grunzen, also keine Wildschweine. Nirgendwo was Hüpfendes zu sehen, Eichhörnchen gibt es also auch nicht. Ich beginne zu zittern … Sind SIE etwa aus dem Gewächshaus ausgebrochen und verfolgen mich nun quer durch die Flora bis in meine Träume?

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Ich kann Entwarnung geben, die Geranien sind nicht ausgebrochen, sondern weiterhin sicher hinter Schloss und Riegel im Geisterbahn-Gewächshaus. Dort können sie unschuldige Besucher mit ihrem grässlichen Antlitz gebührend erschrecken. Das Rascheln, wie sich kurze Zeit später herausstellte, stammt von diesem Kollegen. Scheint die Flora zu seinem Revier erklärt zu haben und stört sich nicht am photographiert werden. Allerdings war er ein wenig ungeduldig mit mir, wie ihr sehen könnt.

Wahrscheinlich wusste der Kater aber auch bloß, wer ich war und hatte Angst, dass ich ihm eine meiner furchtbar abschweifenden Geschichten erzähle. Bei euch machen sich auch bestimmt Ermüdungserscheinungen breit, deshalb setze ich erst einmal zwei Statements.

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Genau! Wollte ich auch schon immer mal im Garten machen, eine rosa Geranie neben eine rote Geranie pflanzen und neben die eine ein Schild mit „Pest“, neben die andere eins mit „Cholera“ setzen. Das schien mir aber nicht der Sinn der Beete hier zu sein, vor Allem gab es dort auch solche mit Nierenbeschwerden. Ich habe aber noch nie davon gehört, dass eine Pflanze Nierenbeschwerden hätte. Liegst du an der Dialyse und von nebenan rankt ein alter Kürbis rüber oder so… Das wäre bestimmt eine Zeitungsschlagzeile wert.

Logischerweise handelt es sich hier um Aufnahmen aus dem Medizingarten, wo es mir auch gelungen ist, diese wunderschönen schwarz-verblühten Blüten abzulichten sowie das einzige Insekt. Es gab dort haufenweise Insekten: Bienen, Hummeln, Wespen in allen Formen und Farben, viele verschiedene Arten. Aber vor die Linse habe ich nur die eine bekommen. Die Insekten waren weniger kooperativ als die Katze.

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Den Abschluss bildete der Gemüsegarten, der mich doch ein wenig beruhigt hat, weil zumindest mein Brokkoli und meine Tomaten besser wachsen als die in der Flora. Andererseits haben die Auberginen dort praktische Henkel (das Gitter übrigens, weil es wohl ein beliebter Sport war, Auberginen zu stehlen), außerdem gibt es weiße Kürbisse und eine coole Hängevorrichtung für die Tomaten.

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Damit haben wir es auch durch die Flora geschafft. Ich habe locker 6h zwischen den vielen Pflanzen verbracht und doch nicht alles gesehen, die ein oder andere Abzweigung habe ich mir gespart. Wer danach noch nicht müde ist, dem rate ich, den Weg zurück zum Hauptbahnhof zu Fuß anzutreten. Mit etwas Glück kann man sich dabei am Meer wähnen, so wie ich.

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7 Kommentare zu „Wir knipsen der Alten ein paar Blümchen…

    1. Das erinnert mich daran, dass ich hier noch einen habe… *hust* Okay, ich nehms sportlich. Die Fragen sind wie für mich gemacht, also danke ich für die Nominierung, denke ernsthaft über die Sache mit den Bildern nach (neue Kamera, yay!), vertröste dich gleich auf später – Zeilenende nimmt die Awards ernst und braucht dafür einen freien Tag – und fragt sich, wo er je humorvoll gewesen war … Das hier ist ernst. *guckt ernst* Todernst *guckt noch ernster und legt Ernst um*

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    1. Ich glaube nicht, dass irgendjemand mit mir irgendwelche Ausflüge machen will. Ich bin schon beim Supermarktbesuch anstrengend, weil ich ständig verschwinde, wiederkomme, antreibe und mich an der Kasse quengelnd auf den Boden werfe, bis ich ein Ü-Ei, Schokoriegel und ein Fläschchen Pennerglück (damit der Junge EEENDLICH ruhig ist … auch wenn es nicht funktioniert) bekomme.

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