One Lovely Blog Award

Heute mal ein anderer Award als „immer nur“ der Liebste. Ich muss ja von meiner Liste der Dinge herunterkommen, gell? Der hier war herausfordernd, um nicht zu sagen anstrengend. Ich hoffe, die Mühe hat sich gelohnt.

Die Spielregeln für den One Lovely Blog Award umfassen folgendes:
Die Person verlinken, die dich nominiert hat. – https://moopenheimer.wordpress.com/
Die Spielregeln in den Beitrag niederschreiben und hier das Banner holen. (das tue ich gerade)

Sieben Fakten über dich veröffentlichen.
Sieben weitere Blogger nominieren.

1. Ich wollte eigentlich gar nicht über mein Leben bloggen, das ist einfach so passiert. Ich bin nicht wirklich maulfaul, aber unheimlich schlecht in Sachen Small Talk. Im realen Leben werde ich gelegentlich für introvertiert gehalten. Dabei lege ich nur Wert darauf, ein Privat-Leben zu haben, ganz für mich allein und mehrere Leben, in denen mehrere unterschiedlich zusammengesetzte Menschengruppen partizipieren und manch andere nicht. Das hier ist erstaunlicherweise sehr schnell zu einem weiteren Leben geworden, mein Hier-reflektiere-ich-über-meine-diversen-Leben-Leben. Ich wollte eigentlich kluge Dinge schreiben, aber mittlerweile habe ich mehr Spaß daran zu unterhalten. Und weil nichts unterhaltsamer ist als das Leben, erkläre ich mein Leben einfach zur Sitcom… und würge euch hin und wieder, wenn ich euch eingelullt habe und ihr nicht mehr damit rechnet, den harten Stoff rein.

2. Meine Abschweifungen sind harte Arbeit. Sie passieren ganz automatisch, aber ich bemerke das und versuche sie auszureizen, sodass es weh tut, aber nicht schmerzt.Außerdem hoffe ich, dass sie, auch wenn sie ablenken, zumindest hin und wieder auch eine tiefere Einsicht befördern, wenn ich zu assoziieren anfange oder die Welt auch einfach einmal auf den Kopf gestellt habe. Nur weil wir gewisse Dinge in der Welt so wahrnehmen wie wir sie wahrnehmen, ist die Welt nicht notwendigerweise. Das kann man sich nicht oft genug klar machen. Und zumindest mir hilft das Spiel mit dem Von-Hölzchen-auf-Stöckchen dabei.

3. Ich erzähle immer die Wahrheit, auch wenn ich dafür von der Wirklichkeit abweichen muss. Das mag paradox klingen, ist aber notwendige Konsequenz aus dem letzten Fakt. Die Wirklichkeit ist manchmal nicht so schön wie die Phantasie, die sich der Wirklichkeit als Material bedient, um aus ihr Erinnerung zu machen. Wenn ich meine Blogbeiträge mit den Erlebnissen vergleiche, die diesen zugrunde liegen kann ich sagen: Die Fakten stimmen. Wie ich sie gewichte, welche Elemente ich hervorhebe, was sich so ähnlich zugetragen hat oder von mir erzählerisch verdichtet wird, das entspricht nicht unbedingt der Wirklichkeit dessen, was ich in der Situation gedacht oder erlebt haben mag, aber es wird in der Reflexion immer zu einer Einsicht, der ich die höhere Wahrheit vor dem bloßen Bericht einräumen würde.

4. Ich habe mein Mathestudium geschmissen, weil ich keinen Sinn darin gesehen habe, nur um anschließend das unheimlich sinnvolle Fach Philosophie zu studieren.
Ernsthaft: Ich habe großes Verständnis dafür, Lehrmtsstudenten die wissenschaftlichen Grundlagen ihres Faches beizubringen und sie als Wissenschaftler auszubilden. In den Geisteswissenschaften bedeutet das durchaus, das im Studium Erlernte an die Studierenden weiter zu geben. Nehmen wir mal mein Seminar zu Platons Kratylos, darin geht es um die Bedeutung und den Stellenwert von Begriffen. Der Kratylos ist ein ziemlich ätzender Dialog, weil es im Mittelteil ellenlange Ethymologien zu griechischen Wörtern gibt, die auf den ersten Blick nichts zum Thema Erhellendes beitragen. Aber gerade deshalb erfordert dieser Dialog exegetisches Durchhaltevermögen, Hartnäckigkeit und auch die ein oder andere verrückte Idee, um einen Zugang dazu zu finden. Der Kratylos ist völlig ungeeignet für den Schulunterricht, aber in dem Seminar habe ich am eigenen Leib gelernt, wie wichtig unterschiedliche Zugänge zu den Texten sind, gerade weil er so ätzend ist. Das kann man auch in der Schule gebrauchen. Philosophische Texte können eine unheimlich hohe Komplexität entfalten, wenn man sie lang genug malträtiert, werden zu komplex für den Untericht. Dann muss man sie wieder didaktisch reduzieren. Aber um das zu können, muss man zumindest ein wenig Verständnis für solche Komplexitäten entwickeln. Und so ein bisschen Ideenlehre gab es gratis oben drauf.
Im Mathestudium ist das ganz anders. Universitäre Mathematik hat mit dem, was in der Schule getrieben wird, nichts zu tun. In der Schule wird gerechnet und angewandt. Die Fachwissenschaft Mathematik hat mit dem Unterrichtsfach nur den Namen gemein. Nach drei Semestern und etlichen vergeigten Klausuren hatte ich die Nase voll, weil ich keinen Sinn darin sah, mich weiter mit solch einem Unfug abzuquälen. Die Perspektive fehlte komplett.
Philosophie hilft nicht dabei, Probleme zu lösen, auch Ethik nicht, was ich genau genommen studiert habe. Die meisten Menschen verdrehen die Augen, wenn ich ihnen erzähle, worüber ich so nachdenke, selbst wenn es um gesellschaftsrelevante Themen wie Sterbehilfe geht. Wir sind eine sehr pragmatische Gesellschaft. Da ich mich gegen den Lehrerberuf entschieden habe, gilt für mich: Der einzige Unterschied zur Mathematik ist der, dass ich Erfüllung in diesem Fach gefunden habe. Und dass ich jetzt lange und verschwurbelte Texte schreiben kann.

5. Ich habe Lehramt studiert, obwohl ich keine Kinder mag. Außer auf Toast. Mit viel Senf. Und einer Prise Muskat … Mein Verhältnis zu Kindern ist schwierig. Ich hasse sie nicht, ich kann sogar über sie lachen oder sie niedlich finden. Aber ich will weder Verantwortung für die kleinen Monster übernehmen müssen noch mein Leben von ihnen abhängig machen. Das ist kein Ergebnis eines Kalküls oder so. Ich kann mit Menschen, wenn ich über längere Zeit mit ihnen zusammen bin, nicht viel anfangen. Es ist nicht nur, dass ich Abstand brauche, das sage ich ja häufig, mit der Zeit stellt sich bei mir stets eine gewisse Sprachlosigkeit ein, es sei denn, man diskutiert mit mir intellektuelle Probleme. Und bei Kindern ist das noch ausgeprägter. Die Kombination aus: „Ich traue mir die Verantwortung nicht zu“, „Ich kann mit ihnen nichts anfangen“, „Bist du ganz sicher, dass ich es nicht kaputt mache?“ (und die Sprachlosigkeit von Kindern zu Debatten über den Stellenwert von Gefühlen in Kants Philosophie) lässt mich Kindern gegenüber Skepsis und Abstand wahren. Genau genommen mag ich Kinder also nur aus der Nähe nicht.

6. Das erstaunliche Faktum über mich, das ich bei diesem Award über mich gelernt habe: Es gibt Dinge, die ich nicht in Worte fassen kann – und wenn es mir gelingt, für mich behalten will. Sicher, es gibt viel, das ich nicht erzähle, aber ich bin davon ausgegangen, dass alles, was mich betrifft, prinzipiell auch – zumindest verfremdet – blogbar ist.

7. Zum Schluss was Bedeutsames? Das ist schwierig, wenn man das so erzwungen macht. Aber was für mich bis heute bedeutsam ist, ein unerfüllter und unerfüllbarer Traum: Als Kind wollte ich Astronaut werden und auch wenn ich mittlerweile einen anderen Wunschberuf habe (außerdem nicht sonderlich abenteuerlustig bin und eher Neugierde für statt Interesse an höhere Physik verspüre), kommen mir bei Raketenstarts dennoch gelegentlich die Tränen.Und das obwohl ich mich im Laufe der Jahre vom Pessimisten über den Optimisten zum beinharten Realisten gemausert habe.

So, jetzt muss ich noch sieben Blogger mit dem Award bewerfen, gell? Also gut: Hier ist eine Liste …

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

…und hier ist eine Tastatur *wie eine Schrotflinte durchlädt*. Wenn sich keine sieben Leute freiwillig melden, schreibe ich einen beängstigenden Beitrag über Mordphantasien an Katzen.

Und wenn sich sieben Leute finden, schreibe ich einen amüsanten Beitrag über Mordphantasien an Katzen. 😛

(Und wenn jemandem aufgefallen ist, dass ich keine Frist gesetzt habe, dann ist ihr*m aufgefallen, dass ich, clever wie ich bin, mir ein Schlupfloch gelassen habe, falls mir zu dem Thema nichts einfällt. 😉 )

6 Kommentare zu „One Lovely Blog Award

    1. Ich habe ja erst überlegt, sieben Mal zu lügen, aber dann sind mir nur sechs glaubwürdige eingefallen, die Ehrlichkeit ist also allein aus der Not geboren. Außerdem ziehe ich ggern blank, solange das Licht ausbleibt. 😉

      Dank dir für die netten Worte.

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