Aus gegebenem Anlass muss ich mal ein paar Gedanken zur Logik loswerden. Nicht zur Logik im philosophischen Sinne, sondern als rationale Erfassung der Welt.
Ich habe gelegentlich von meiner Freundin A. berichtet, die zahllose merkwürdige Eigenschaften hat. Eine dieser Eigenschaften ist es, dass sie sich Kritik immer sehr zu Herzen nimmt. Gibt man ihr einen Rat, fasst sie das so auf, dass sie ein Defizit hat, das sie zu einem schlechten Menschen macht. Sagt man ihr, wie sie ihre Zeit besser einteilen kann, indem sie Aufgaben delegiert, kommt bei ihr in erster Linie an, dass sie noch mehr Überstunden machen muss, um noch mehr Aufgaben zu erledigen und sie versteht es als Vorwurf, sich gefälligst noch mehr zu kümmern.
Sagt man ihr hingegen etwas Nettes, weist sie das von sich. Eine Bewohnerin hat ihr gesagt, dass sie ein besonderes Talent hat und dass es schade ist, dass sie es nicht vielen Menschen weitergebe. A. reagierte darauf wie folgt: Die Bewohnerin habe zwar recht, dass es schön wäre, als Kindergärtnerin oder Lehrerin zu arbeiten, aber sowas wie ein besonderes Talent habe sie überhaupt nicht.
Wo steckt hier die Logik? Kritik wird sofort angenommen und als persönliche Kritik verstanden, Lob und Kompliment werden zurückgewiesen und jeder Zusammenhang mit der eigenen Persönlichkeit wird zurückgewiesen. Das wäre nur logisch, wenn Lob und Kritik verschiedene Modi der menschlichen Kommunikation wären. Es leuchtet sogleich ein, dass dies nicht der Fall ist, sondern dass Lob und Kritik nur verschiedene Ausformungen der gleichen Kommunikationsweise, nämlich der Bewertung von Handlungen und/oder Einstellungen sind.
Das ist kein exklusives Problem von A. Das ist weit verbreitet und ich verstehe nicht so ganz, wieso das so ist. Mir ist klar, dass es etwas mit dem eigenen Gefühlshaushalt zu tun hat, aber wie kann man ernsthaft ein Leben erwägen, das man völlig von seinen unmittelbaren Gefühlen beherrschen lässt? Ratio ist sicherlich nicht alles im Leben, ich habe davon ein ganzes Stück zu viel abbekommen, aber die Fähigkeit dazu besitzt jeder, man muss sie nur kultivieren. Insbesondere dann, wenn die Gefühle einem das Leben schwer machen, sollte man sich doch zumindest ein klein wenig Mühe geben, es seinerseits den Gefühlen schwer zu machen. Und sei es, dass man sich einen Therpeuten such. Aber ich will nicht wissen, was los ist, wenn ich DAS vorschlage.
Bei A. kommt erschwerend hinzu, dass sie gern und viel im Lob-Modus kommuniziert und deshalb wissen sollte, dass solche Ausdrücke von Wertschätzung durchaus ernst gemeint sind. Aber die Sache mit dem Loben ist nochmal ein eigenes Thema, das ich mir für ein Andermal aufhebe. Meine Ratschläge leite ich mittlerweile mit einem „Achtung, Realität:“ ein. Vielleicht hilft’s.
…fehlt da am Zeilenende nicht etwas?
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In der Tat… Das kommt davon, wenn man „mal eben“ noch einen Schluss verfassen will. Waren glücklicherweise nur ein paar Worte. Danke 🙂
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Perfekt 🙂
so….und nun fehlt noch ein ganzer Beitrag. Irgendwas mit Nähe und Distanz? *suchen geh*
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Das dürfte dieser sein, oder?
https://kaffeetaesschen.wordpress.com/2015/06/28/leere-nahe-distanz-und-widerspenstige-mehle/
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