Ich habe derzeit entschieden zu viel Freizeit. Das äußert sich unter anderem auch darin, dass ich Zeit vor dem Fernseher verbringe. Dank Amazon Prime Instant Video habe ich Zugriff auf ein riesiges Arsenal an Serien, die schon meine einzige Fernseh-Obsession waren, bevor der Trend vom Film zur Serie gegangen ist.
Über Downton Abbey schrieb ich ja schonmal und dass ich ein riesiger Science Fiction Fan bin, habe ich ebenfalls gelegentlich fallen gelassen. Ich bin mit Captain Kirk und seiner Crew aufgewachsen, habe Kampfstern Galactica wie Battlestar Galactica verschlungen, bete drei Mal täglich Babylon 5 sowie Doctor WHO an und kann sogar Stargate etwas abgewinnen.
Eine zweite Leidenschaft erwachte erst in den letzten Jahren, die Liebe zu Comicheften. Ich bin ein großer Fan von Green Lantern und kann mich stundenlang über den unheimlich miesen Film echauffieren, in dem man meinem Lieblingshelden Grausames angetan hat (und sich für den doofen Hal Jordan statt für Kyle Rayner entschied). In der leidigen Frage Marvel oder DC optiere ich entsprechend für DC, denn wir haben nicht nur Green Lantern, wir haben auch Wonder Woman, den Martian Manhunter, Booster Gold, Green Arrow, Cyborg, Plastic Man, Nightwing, … Okay, wir haben auch Superman, aber Marvel hat nur Spiderman (der in den Filmen besser ist als im Heft) einige X-Men, die ich ganz nett finde … und Captain America. Warum auch immer, der Captain ist sicherlich der „dämlichste“ Marvel-Held, aber vielleicht mag ich ihn deshalb. Vom Typ her ist er wie Superman, aber dennoch anders. Vielleicht widme ich dem Captain mal einen Blogbeitrag. Eigentlich wollte ich nämlich was zu Agent Carter schreiben, die ihre eigene Serie bekommen hat. Da ich ja über alles außer Tiernahrung blogge (zumindest bis auf Weiteres … ), warum nicht also auch mal was zum Popkulturmotor schlechthin, dem Fernsehprogramm?
Peggy Carter war die Freundin von Captain America.Ihre Serie spielt kurz nach dem zweiten Weltkrieg. Der Captain ist tot, Agent Carter findet sich als bessere Tippse der SSR wieder. Niemand würdigt ihren Einsatz im Krieg und dass sie es drauf hat. Sie ist eben nur eine Frau, entschieden zu emanzipiert für 1946.
Damit ist die Serie eigentlich auch schon erzählt. Peggy schlägt Kapital daraus, dass man sie übersieht und lässt sich von Howard Stark engagieren. Dem Vater des Iron Man, der genau so eine widerliche Nervensäge wie sein Sohn ist, werden zahlreiche gefährliche Spielzeuge gestohlen, aber ihm wird unterstellt, er habe die Technolgiien verkauft. Vaterlandsverrat, Flucht und die verzweifelte Suche nach Beweisen für Howards Unschuld.
Die erste Staffel von Agent Carter muss natürlich zuerst die Charaktere neu etablieren und zugleich in die Vergangenheit einführen, denn anders Als Marvels Agents of SHIELD, das ich mir derzeit reinziehe, spielt die Serie nicht in unserer Realität. Die Vergangenheit muss zum Leben erweckt werden und vieles, was damals womöglich genau so gewesen sein könnte, nötigt den Zuschauer, sich ständig mit Klischees zu beschäftigen, inklusive herablassender oder übergriffiger Kollegen von Peggy.
Natürlich gibt es in der Serie einen Undurchschaubaren, diese Rolle übernimmt Howard Starks Butler Jarvis (das fand ich lustig), der zu Peggys Verbündetem wird (zumindest bin ich der Meinung, dass er noch ein paar Geheimnisse verbirgt) und eine große Verschwörung, wie sich das für Marvel Storys gehört. Trotz der Schwächen in der Exposition macht Marvels Agent Carter deshalb Lust auf mehr. Wahrscheinlich eine kluge Entscheidung der Produzenten, die erste Staffel mit nur 8 Folgen laufen zu lassen. Story und Charaktere sind jetzt bekannt und man kann in der angekündigten 2. Staffel endlich richtig auf den Putz hauen, die Geschichte rasant werden lassen und die Charaktere haben die Möglichkeit, ihre Klischees zu transzendieren und die Zuschauer zu überraschen … Oder zumindest zu wirklichen Menschen zu werden. Bei Peggy Carter hat es ja schon geklappt und die Chemie mit Jarvis stimmt auch. Carter wirkt ein bisschen aus der Zeit gefallen und auch wenn man geneigt ist, jedes Mal aufzustöhnen, wenn einer ihrer Kollegen das Wort an sie zu richten droht, macht es Freude ihr dabei zuzusehen, wie sie sich als missachtete Kriegsheldin durchs Nachkriegsleben schlägt, mit Zielstrebigkeit, Einfallsreichtum und einer frechen Schnauze.
Klingt gar nicht schlecht, auch wenn mir die permanenten Comic-Verfilmungen so langsam ganz schön auf den Keks gehen. Bei Spiderman konnte man sich die ersten zwei Teile ansehen, der dritte war ja nur noch Bockmist. Die neueren Superman-Verfilmungen reizten mich nur noch zum Gähnen, Fantastic Four war im ersten Teil schön quirlig, im zweiten schon abgenutzt, X-Men ist okay, hat aber zu viele Ableger produziert, um noch gut zu sein etc.
Mein Eindruck ist der, dass die Hollywood-Studios gemerkt haben, dass sich hier eine unerwartet lukrative Nische aufgetan hat, die nun nach allen Regeln der Kunst ausgeschlachtet wird. Und aller Wahrscheinlichkeit nach übertreiben sie es damit derart, dass die paar Juwelen, die dabei herauskommen, am Ende in einem Meer von Mittelmäßigkeit ertränkt werden. Das wäre sehr schade.
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Das Schöne an den Comics ist eigentlich, dass sie eine ganze Bandbreite an Themen abdecken. Die Abenteuer lassen sich als klassische Actiongeschichten erzählen, aber es gibt stets das Potential nach oben. Die neue Batman-Trilogie ist so ein Fall, die mit dem gemeinen Superheldenfilm nicht mehr so viel zu tun hat, Spiderman erzählt in seinen besseren Momenten gute Geschichten um die Schwierigkeit, gutes nach den eigenen Fähigkeiten zu tun und ein normales Leben zu führen. Das Potential wird leider nicht genutzt.
Das ist dann das doppelt schöne an Agent Carter: Keine Superhelden, nur die Erinnerung an Captain America und der Versuch, im Superheldenuniversum mal was Anderes zu erzählen. Aber deine Bemerkungen haben mein Köpfchen ins Rattern gebracht, mal was über Superheldenfilme allgemein zu schreiben. Danke 🙂
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Gern geschehen. 👍🏻
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Zu viel Freizeit? Wie muss ich mir das vorstellen? Ich glaube, das hatte ich noch nie. Weil ich immer was am Kreieren bin. Oder dann am Nichtstun.
Genieß die Zeit, das ist ja eh nur vorübergebend.
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Zu viel Freizeit heißt, dass meine Belastung durch Erwerbsarbeit momentan überschaubar ist und das, was ich tue, weniger nervenaufreibend ist als mein letzter Job. Dementsprechend habe ich viel Zeit, Dinge zu erledigen, die sich privat einer gewissen Dringlichkeit erfreuen und mich mit Neigungen zu beschäftigen: Kant lesen, Kochrezepte ausprobieren, ausgiebig gärtnern … Zu viel Freizeit ist bei mir der Zustand, wenn ich nicht mehr überlege, welche Tätigkeit ich jetzt erledige, sondern was ich jetzt noch tun könnte, um meinen rastlosen Kopf (den Körper kriege ich trotz viel Sitzen glücklicherweise zuverlässig müde) zu beschäftigen. Und es ist ein unglaublich belebendes Gefühl, über den eigenen Tagesablauf, im Rahmen familiärer Rücksichtnahme, frei zu verfügen. Und ich genieße es, auch wenn ich gern mehr Arbeit hätte, die mich extern strukturiert. Als ausgewiesener Chaot profitiere ich davon nämlich ebenso sehr wie von Freiräumen.
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