Ich dachte mir, mit einem Aufruf als Beitragstitel kann ich ähnlich hohe Klickzahlen generieren wie mit einem Rätsel, dabei habe ich nur ein wenig herumgesponnen und mich vom A-Hörnchen bei muetterchenfrost inspirieren lassen. Das Hörnchen dort war nämlich der Meinung, wenn es schon ein Hörnchen sein müsse, könne es auch standesgemäß Kipferl backen. Und ich wäre
1. ein trauriger Kindskopf, wenn ich dabei nicht aus der Ferne mitmachen und
2. ein unglaubwürdiger Wirrkopf, wenn ich dahinter keine Agenda vermuten würde.
Jaja, ich weiß. Im Supermarkt beginnt in nicht allzu ferner Zukunft die spekulatiusselige Weihnachtszeit. Lebkuchen, Printen, Weihnachtsmänner erobern unsere Regale. Was bei den Printen noch nicht einmal schlecht ist, weil ich die mit Vorliebe zur Bindung von Sauerbratensauce nehme. Die Schokoglasur gibt dem Ganzen nämlich eine weitere reizvolle Geschmacksnuance.
Dieses Vorgehen der Lebensmittel-Einzelhändler ist natürlich zu verurteilen. Nur wahre Teufel können den jahresendkonsumistischen besinnlichen Aspekt von Weihnachten so gnadenlos vernichten, indem sie daraus einen halbjahreskonsumistischen Weihnachtsmarathon simples Spiel von Angebot und Nachfrage machen. Wenn ich ein halbes Jahr besinnlich sein müsste, wäre ich nach kurzer Zeit besinnungslos vor angestauten Fluch- und Verwünschungsbedürfnissen. Nichtsdestotrotz oder gerade deshalb: Warum beschränken wir die Zeit, in der wir maßlos Vanille, Zimt, Kardamom und Anis beim Backen einsetzen, auf die Weihnachtszeit? Hier ein wenig Vanillezucker, da ein Hauch Zimt, okay, das macht man. Aber Zimt- und Vanillegebäck? Höchstens mal als Zimtbrötchen oder Puddingbrezel…Und Buttercreme lasse ich nicht gelten, die sollte, wie der Name sagt, nach Butter schmecken, nicht nach Puddingpulver.
Also, um das Anliegen von muetterchenfrosts A-Hörnchen zu unterstützen:
Das ist ein Mürbteig aus
350g Mehl,
1 gestr. TL Backpulver,
100g Puderzucker,
1 TL Vanillezucker,
1 gestr. TL Zimt,
2 Eigelb, 2
50g Butter,
300g gemahlenen Mandeln.
Die Ingredienzien knetet man durch, während man darauf wartet, dass die Paella in der Pfanne gar wird, wickelt den Teig nach einem halbstündigen Kampf mit der Frischhaltefolie in selbige ein. Dabei singt man abwechselnd „In der Weihnachtsbäckerei“ und „In the Summertime“ oder, wer es besinnlicher mag: „Stille Nacht“ und „Summertime“. Während der Teig über Nacht im Kühlschrank ruht, stellt man fest, dass die Paella anbrannte, isst sie aber trotzdem auf, damit es am nächsten Tag nicht womöglich schlechtes Wetter (Schnee!) gibt. Und da wir ja glücklicherweise nicht besinnlich sein müssen, dürfen wir das unter lautem Fluchen tun.
Am nächsten Tag rollt man den Teig, am besten mit einer Dampfwalze, weil er so fest ist, etwa 3mm dick aus. Meiner Erfahrung nach ist der Teig genau dann so dick wie benötigt, wenn man keine Lust mehr hat, ihn weiter auszurollen. Mit einem Glas sticht man dann Ovale aus und deponiert sie auf einem Backblech. Nebenbei nasche man ein wenig Teig. Am Ende sollte das so oder so ähnlich aussehen wie auf dem Bild unten. Als passende Begleitmusik empfehle ich das Trillern von „Eine Muh, eine Mäh“ in Endlosschleife, bis die übrigen Familienmitglieder aufgestanden sind. Damit man nicht zwangseingeliefert wird, sollte man zu diesem Zeitpunkt auf „Summer of 69“ wechseln, ebenfalls in Endlosschleife.
Wer Lust am Dekorieren hat, verpasse den Ovalen noch Blatt-Adern (das Gebäck nennt sich nämlich Zimtblätter) und bestreiche sie mit einem verquirlten Eigelb in das man 1EL Honig einrührt. Da mir das um das weitere Eiweiß zu schade war, habe ich es mir gespart. Wenn man die Kekse bepinselt, kann man allerdings auch noch Zimtzucker darüber streuen. Ein weiterer Grund für mich, es sein zu lassen, weil Brudererz im Gegensatz zu Nesthäkchen kein großer Zimtfan ist. Dann muss man nur noch warten, bis das erste Brot aus dem Ofen ist, um die Kekse bei 160° Heißluft ca. 12 Minuten zu backen, sie dann aus dem Ofen zu holen und ohne Backblech abkühlen zu lassen.
Zum krönenden Abschluss bepinsele man je einen Keks mit dunkler Kuvertüre und setze einen zweiten Keks darauf. Wenn man es versäumt hat, die Kekse vorher zu verzieren, kann man jetzt mit der restlichen Kuvertüre und Resten aus der Vorratskammer (in meinem Fall gehobelte Mandeln), ein wenig Eindruck schinden. Je nach Wetterlage empfehlen sich als Begleitmusik „Leise rieselt der Schnee“, wenn man meinen Rat bzgl. der angebrannten Paella nicht beherzigt hat, „Sonne“ von Rammstein oder, aus gegebenem Anlass meine Wahl: „Der Sturm“ von Subway to Sally.
Anschließend schreibe man einen Blogbeitrag darüber und backe ein zweites Brot. Dann mache man eine Pause und lasse nun den Betrag ruhen.
Nachdem man den Beitrag hat ruhen und bis zu dieser Stelle nochmal überarbeitet hat, schreibe man ein Fazit, während man sich auf eine neue Folge „Marvels Agents of SHIELD“ freut.. Die Weihnachtsplätzchen schmecken auch ohne Adventskranz und Wunschzettelgeschreibe, selbst Bruderherz war angetan, trotz des Zimts und auch wenn er meine partiell irren Ideen eher für Gründe hält, mich in die Klappse stecken zu lassen.
Was war noch? Achja, ist Sonntag. Ich komme, wenn ich keine feste Struktur habe, sondern mir selbst eine basteln muss, mit den Wochentagen gelegentlich durcheinander. Und weil die Alten noch im Urlaub sind (bis Dienstag ist Ruhe) habe ich morgens häufiger Zeit, Serien zu gucken, das gibt also keine Leitung. Aber ich habe doch tatsächlich noch ein Brotbild für euch, wenn das hier zu süß war.
Heute ohne Anschnitt, weil ja nur Bruderherz und ich Brot essen und ich noch einiges in der Truhe habe. Deshalb habe ich zwei kleine Brote gebacken, deren jeweils andere Hälfte nicht eingefroren wird. Aber auf die Größe kommt es ja bekanntermaßen nicht an, weil Größe ein soziales Konstrukt ist. Bewundert linkerhand ein Maisbrot mit Kürbiskernen, auf das ich sehr gespannt bin, weil ich das Maismehl geschmacklich sehr lieb gewonnen habe. Rechterhand ist ein Weizenmischbrot, das mein Goldenes als Vier-Korn-Brot führt, weil im Teig ein Brühstück aus Leinsamen, kernigen Haferflocken, Kürbiskernen und Sonnenblumenkernen steckt. Da das Brot aber auch in Sesam gewälzt wird, währe Fünf-Korn-Brot wohl der treffendere Begriff. Was aber am wichtigsten ist: Seht her, meine Brote werden immer runder und weniger flach, yay!
Dazu kannst du auch „Backe- Backe Kuchen“ singen… du täuschst dann ei.Fach die benötigten sieben Sachen aus.
Ehrlich muss ich gestehen, dass ich mir dringend einen Keks holen muss…zu groß ist die Verlockung.
In den Regalen der Einkaufstempel werden sich genau am letzten Augusttag Stollen finden lassen und Lebkuchenherzen daran mahnen, das Besinnlichkeit nur noch gefragt ist, wenn sie dem Nutzen der Konzerne dient.
Deine morgendliche Singerei hat mir ein Lächeln geschenkt, danke sehr.😊
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Und ich freue mich immer, wenn ich zur morgendlichen Erheiterung beitragen und Menschen zum Kekskonsum animieren kann. Das macht es erträglich, dass bruderherz mich zunehmend für geisteskrank hält. Ich wünsche dir einen schönen Sonntag. 🙂
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Ach, das denken Brüder öfter…;-)
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hab‘ geschmunzelt beim lesen und mein noch leerer Magen knurrt jetzt so, als hätte er ewig nichts zum Vermischen bekommen… Kennst du Kebab Barg? Das sind gegrillte Lammfiletspießchen mit Zimt mariniert (neben anderem). Weil das Filet so zart geschnitten wird heißt es Kebab Barg. Barg heißt Blatt. Mit anderen Worten, die Zimtblätter die ich kenne sind herzhaft und eine gute Vorspeise zu deinen süßen Zimtblättchen beim Sommersonnenpicknick 😉
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Nimm dir ein Plätzchen, dann knurrt er nicht mehr. 🙂 Kebab Barg kannte ich noch nicht, aber danke für die Anregung. Ich werde das mal googlen und dann ausprobieren. Fleisch mit Zimt, das klingt yummie. Gibts dann spätestens zu Weihnachten als Vorspeise. 🙂
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es gibt sehr viele Fleischgerichte mit Zimt, google mal fleißig, denn es ist megaköstlich. Danke übrigens fürs Plätzchen, passt gut zum Milchkaffee im Regen 😀
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In den Frikadellenteig kommt bei mir auch ein Hauch Zimt. Probiere es mal aus. Betonung liegt auf „Hauch“
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Das notiere ich mir auch sogleich. Und: Mal wieder Freak-a-Dellen machen.
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Gewürze, mehr Gewürze – bin ich absolut dafür. Wiltrud kann ich nur zustimmen – Zimt im Hack ist klasse: egal ob orientalisch oder auch mal im Chilli con carne. Aber auch beim Backe muss einfach mehr drin sein. Nehmen wir uns ein Beispiel an den Schweden: Zimtknoten und Kardamomschnecken das ganze Jahr hindurch, die Sloven backen einen köstlichen Hefekranz mit Estragon und probier deine Brote doch mal mit etwas Schabziger Klee gewürzt – das ist guuuuut! Liebe Grüße, Susanna
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Hefekranz mit Estragon *sabber* Der Estragon ist ja neben dem Dill und knapp vor dem Bohnenkraut ohnehin mein liebstes Kraut, das ich an alles tun könnte. Den Schabziger Klee habe ich mir auch mal notiert. Da muss ich wohl mal wieder ins Reformhaus tingeln. Danke für die Anregungen!
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