Nachdem ich einige Höhepunkte meiner Therapeutentätigkeit mit euch geteilt, mit einem Kalten Hund gekrönt habe und ich mir vorgenommen habe, einige der Tiefpunkte in Form von Begriffsanalyse niederzulegen, bleibt mir noch, meinen letzten Tag Revue passieren zu lassen, denn der war außergewöhnlich schön. Meine Kolleginnen und Kollegen haben es mir fein gemacht.
Donnerstage sind für mich anstrengend, weil ich acht Stunden gearbeitet habe, dann heim gefahren und erst einmal für zwei Stunden ins Fitnessstudio gelaufen bin. Deshalb war Donnerstag immer mein Tiefkühlkosttag. Ich habe glücklicherweise immer was eingefroren, bevorzugterweise Rattenpfui. Deshalb hat Mutter Zeilenende es für mich besorgt Kuchen zu backen, mit denen ich meinen Ausstand geben konnte – und sie hat ihre Sache mit Russischem Zupfkuchen und einer sehr leckeren Donauwellenvariante perfekt gemacht. Meine kuchenverwöhnten Kolleg*innen waren begeistert und wussten nun, wieso ich so gut backen kann.
Meine Therapeutenkolleginnen haben mit dem Pflegepersonal zusammen ein feudales Frühstück ausgerichtet, mit allem, was das Herz begehrt. Wir saßen gemütlich beisammen, haben Kaffee, Tee und Sekt getrunken, allerlei Leckereien genascht und einen Teil der Pausen nachgeholt, die wir über das Jahr verteilt so nicht genommen haben, wie unsere Wohnbereichsleitung sich ausgedrückt hat. Ihr fragt euch: Sekt? Ja klar, natürlich alkoholfrei von Rotkäppchen, der erstaunlich gut schmeckt, aber auch richtigen, weil wirklich ALLE da waren, auch die Leute, die Urlaub oder Spätdienst hatten, nur eine Kollegin fehlte, weil sie im Jahresurlaub war. Ich war wirklich gerührt, sie alle versammelt zu sehen.
Und sie haben sich Mühe gegeben und waren sooo aufmerksam. Ich habe nebenbei wohl mal fallen lassen, dass ich einen schlechteren Schlaf hätte als viele unserer Bewohner*innen (ich erzählte kürzlich davon) und dass ich eine Elster bin und Bling Bling mag, auch wenn ich ihn auf der Arbeit nicht tragen kann, wussten sie natürlich auch. Dementsprechend habe ich zum Abschied einen silbernen Traumfänger an einer Kette als Schmuckstück bekommen. Ich liebe Geschenke, wenn sie ausdrücken, dass sich jemand Gedanken gemacht hat, dann kommt es nicht darauf an, was es ist. Passende Geschenke sind eine wunderbare Sache und auch wenn ich nichts für schamanistische Vorstellungen übrig habe, es ist ein wunderbares Geschenk.
Fast noch besser war, dass eine Kollegin ihre Nachbarin gebeten hat, ihren spitzenmäßigen Spargelsalat für meinen Abschiedsbrunch zu machen. Sie hatte sich daran erinnert, wie ich von einer Geburtstagsfeier erzählt hatte. Dort hatte ich um ersten Mal Spargelsalat gegessen und geschwärmt, ich hätte die Schüssel beinahe im Alleingang geleert, so lecker war er. Und so war es auch diesmal. Ich habe artig gewartet, dass jeder sich was genommen hat und dann ratzfatz die Schüssel geleert. 🙂
Natürlich hatte ich mir außer Kuchen, ein paar Abschiedsworten und einer Umarmung für jeden (ich hasse Umarmungen) noch was überlegt. Auf der Arbeit fanden es alle immer klasse, mich in Jackett zu sehen. Also habe ich mich für meinen letzten Tag ordentlich in Schale geschmissen. Ich besitze leider keinen Anzug, noch nicht einmal eine Krawatte, aber bei letzterem konnte ich mir behelfen und habe mir von Herrn Zeilenende Sr. eine geliehen. Natürlich war mein letzter Tag der erste heiße Tag des Sommers, aber da musste ich durch. Und demnächst kaufe ich mir meine erste eigene Krawatte, denn ich schaue am Ende des Arbeitstages zwar geschafft, aber immer noch gut aus, gell?
Es ist eine Freude bei dir zu lesen. Liebe Grüße
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Vielen Dank, das Lob macht Freude, weiterzuschreiben.
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„aber immer noch gut aus, gell?“
perfekt 🙂
Das Rezept für den Spargelsalat finde ich wo? 😉
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Yay, es geht doch nidhts über Fishing for Compliments. 🙂
Die gemeine Kollegin hatte leider nur den Spargelsalat dabei, das Rezept wollte sie nicht rausrücken, sie hat ihre Nachbarin vorgeschoben, die das Rezept wie ihren Augapfel hüte. Meinen Einwand, dass die Nachbarin womöglich ein Glasauge habe und man deshalb nur des Nachts einbrechen und das Glas mit dem Glasauge anheben müsse, um das darunter liegende Geheimrezept zu stehlen, ließ sie nicht gelten, vielmehr nannte sie mich … hoffentlich nicht zu liebevoll, mir haben zu viele Frauen, die meine Mutter, und im vergangenen Jahr Großmutter oder Urgroßmutter sein könnten, entschieden zu eindeutige Avancen gemacht… Ähm… Wo war ich? Spinner nannte sie mich jedenfalls, aber das Rezept konnte sie leider nicht herausrücken. Es waren jedenfalls Spargel, Mayo, Schinken, wahrscheinlich Schmant und in jedem Fall eine Prise Muskat im Spiel.
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Prima, wenn man so nette Kollegen hat. Oder haben die gefeiert, weil Du jetzt weg bist? Ich hoffe doch, nicht.
Die beiden Kuchen sehen auch sehr gut aus.
Wie geht’s nun weiter? Sommerpause?
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Manchmal wäre ich froh, wenn sie das feiern würden statt so demonstrativ betrübt zu sein wie manche.
Sommerpause, Zeit zum Durchatmen, Wochenend-Thekendienste in der Bibliothek, für das Seniorenzentrum weiterhin einmal pro Monat Bücherlieferdienst und mein Angebot, Bibliothek und Museum als außerschulischer Lernort wird uch weiter gefördert. Ich warte aber auch auf eine Zusage für ein Studium Bibliothekswissenschaft. Langweilig wird mir nicht, aber ich brauche auch mal die Pause, die ich nach dem Studium nifht hatte. 🙂
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Einen Anzug kann ich wärmstens empfehlen, denn ab und zu benötigt man mal eine solche Kleidung. Wenn man dann weiß, dass im Schrank ein (zur eigenen Person und zum Anlass) passendes Utensil wartet, entspannt es sehr.
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Steht auch auf der Liste der nötigen Anschaffungen ziemlich weit oben, auch wenn Bedarf so bald nicht absehbar ist. Konfirmation hatte ich schon. 🙂
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