Hallo und herzlich Willkommen zum derzeit Grund, warum dieses Blog sich auch mit Büchern befasst. Es ist Montags-Dienstag, die Bahn streikt und ich werde, wenn es schlecht läuft, noch nicht einmal auf dem Arbeitsweg zum Lesen kommen. Immerhin habe ich so für nebenan auch ein schönes Blogthema. Ich weiß nur nicht, wann ich den Beitrag schreiben soll. Gut, dass ich ein wenig was auf Halde produziert habe. Genug gejammert, in medias res: Genres, die ich noch nicht gelesen habe.
Genres, die ich gelesen habe
Die Monagsfrage dieser Woche ist schwierig gestellt. Es gibt so viele Genres und Subgenres, dass die Antwort zwangsläufig ja sein muss. Selbst im Bersich Science Fiction gibt es Dinge, die ich noch nicht gelesen habe, beispielsweise viel dessen, was unter Military Sci Fi läuft, weil es mich nicht groß reizt. Umgekehrt gibt es Genres, aus denen ich Werke konsumiert habe, aber auf keinen Fall Weiteres von lesen möchte. Da die Frage auch auf literarische Abneigungen allgemein zielt, hier eine kleine Auswahl.
Historische Romane
Wer sich an meinen Beitrag zu Geschichts-TV erinnert, wird kaum verblüfft sein, dass Historische Romane meine Galle überkochen lassen, Ausnahmen bestätigen die Regel. Ich bin bekennender Fan von Horatio Hornblower und lese auch gern andere Geschichten aus der Marine vergangener Tage. Gerade Foresters Hornblower gibt sich meiner Ansicht nach Mühe, historisch akkurat zu sein, davon abgesehen finde ich den Topos Seefahrt unheimlich spannend. Da werde ich gelegentlich sogar romantisch. Und Schiffe finde ich auch toll.
Ansonsten steht es aber düster um den Historischen Roman. Entweder spielt er im Zweiten Weltkrieg, der mich als historische Epoche auch im Studium nie interessiert hat, oder es ist eine Herzschmerz-Schmonzette über emanzipierte Frauen, die ihren Weg gegen alle Widerstände (Hexenverbrennung, Hexenfolter, Hexenverfolgung, erwähnte ich Hexenverbrennung?) gehen. Selbst wenn meine grundsätzlichen Probleme mit historischen Themen durch gute Recherche aus der Welt geschafft würden, ist mir der Themenkreis zu eingeschränkt.
Horror und allzu blutige Thriller
Ich bin sehr schreckhaft. Ich habe zwar kein Problem mit Blut und Gewalt, aber sehr wohl damit, dass Blut und Gewalt Selbstzweck einer Geschichte sind. Dann sind sie überflüssig. Damit habe ich kein Interesse an Geschichten über Folterer und Massenmörder oder Splatter Horror (gibt es soweit ich weiß auch literarisch). Was den feinsinnigeren Horror angeht, nur so viel: Den Friedhof der Kuscheltiere habe ich nur in der sommerlichen Mittagssonne gelesen.
Allzu epische und romantische Fantasy
Wenn Bella sich nicht von Edward hätte dick machen lassen sondern von Frodo Beutlin wäre der perfekte Roman entstanden, den ich niemals lesen würde. Ich mag Fantasy durchaus, aber ich bin wählerisch, weil mit dem Fantasy-Genre noch mehr Schindluder getrieben wird als mit dem historischen Fach, wenn auch „nur“ auf ideologischer Ebene. Ja, ich habe Twilight gelesen, außerdem den zweiten und dritten Band, aber nur, weil ich damals ein Schulpraktikum gemacht habe und wissen wollte, worüber die Gören eigentlich ständig reden. Bei aller Liebe zum Spiel mit den Genrekonventionen, aber weder Vampire noch Werwölfe sind Kuscheltiere!
Anders sieht es mit Tolkien aus. Den bewundere ich für seinen Einfallsreichtum und seine Vorstellungskraft. Der Herr der Ringe ist für mich aber unlesbar. Ich würde sagen, dass ich geduldig bin, bis zum Phlegma geduldig, aber man kann doch nicht ernsthaft auf 200 Seiten jeden einzelnen Grashalm einer Wiese beschreiben. Irgendwann muss es doch einmal genügen und die Geschichte muss vorangetrieben werden! So steige ich jedes Mal aufs Neue nach knapp 150 Seiten aus „Die Gefährten“ aus und werfe es entnervt in die Ecke, denn das ist mein gefühlter Leseeindruck, der sich immer wieder aktualisiert, selbst wenn ich doch einmal 300 Seiten schaffe.
Das Niemals-Nicht-Genre
Genug gelästert, denkt ihr? Was liest er denn überhaupt? So ziemlich alles, sogar die Frauenliteratur von Dora Heldt und Kerstin Gier, zum Abschalten. Auch Thriller, namentlich die von Preston/Child um Special Agent Pendergast. Aber es gibt tatsächlich ein Genre, das ich wohl niemals lesen werde, das ist der Western.
Ich weiß nicht genau, woher es kommt, aber mein Desinteresse an diesem besonderen Genre ist tief verwurzelt. Ich habe schon als Kind keinen Gefallen an den Winnetou-Filmen gehabt und lieber Räuber und Gendarm statt Cowboy und Indianer gespielt. Die Wild-West-Romantik geht mir völlig ab. Ich kann nichts Romantisches daran finden, den ganzen Tag auf dem Pferd durch die Gegend zu reiten und abends im Staub zu schlafen, vorn vom Lagerfeuer gegrillt und hinten durch die kalte Nacht schockgefrostet.
Umso erstaunlicher ist diese spezifische Abneigung, wenn man bedenkt, dass Star Trek letztendlich Wild West im Weltraum ist. Final Frontier und to boldly go sind die gleichen mythisch verklärten Motive, die die Eroberung des Westens umranken. Firefly nutzt diese Ähnlichkeit sogar ästhetisch. Auch das Leben auf hoher See ist entbehrungsreich: In niedrigen engen Räumen in einer Hängematte schlafen, eingepfercht mit dem Rest der Mannschaft und dem erbarmungslosen Drill der Marine unterworfen. Dennoch, Western gibt mir gar nichts, wenn er nich im Weltall spielt. Vielleicht ist es der Sand der Wüste, vielleicht die etwas merkwürdige Kultur der Indianer, ihre Inszenierung als edle Wilde. Auch wenn ich darüber nachdenke, fällt mir kein konkreter Grund ein. Aber dennoch verspüre ich keine Lust, mal einen Western in die Hand zu nehmen, um herauszufinden, woran es liegen könnte.
Wie ist es bei euch? Gibt es Genres, die euch überhaupt nicht reizen oder sogar abstoßen? Habt ihr grässliche Lese-Erfahrungen gemacht, die euch bestimmte Genres verleidet haben? Oder lest ihr alles, vom Abenteuer- bis zum Zooroman?
Die Montagsfrage hat sein neues Opfer gefunden! 🙂
Grüße, Gregor
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Wenn einem so nett die Suche nach geeigneten Reflexionsthemen abgenommen wird, soll man nicht lange fackeln sondern zugreifen, gell? 🙂
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Sicher, vor allem und leider kommt kein Kommentierender und stellt die richtigen Fragen, gell? 😀
Irgendwo habe ich auch Gel 😀
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Liebesromane werden mich wohl nie gewinnen können. Bei Western sehe ich auch keine Zukunft. Mit historischen Romanen komme ich nur ganz begrenzt klar, Splatter und dergleichen sind gänzlich undenkbar, insofern deckt sich unser Geschmack hier schon ein wenig.
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Bis auf die historischen Romane und mein Sci-Fi-Faible lese ich ja eh alles und bin so Mainsream, dass ich auch Russisch Brot und Buchstabensuppe lese. :). Und Vampirschmonzetten sind in ihrer Reaktion Zielgruppenliteratur der schlimmsten Sorte. Gegen Bella ist jede Backfischromanheldin der Kaiserzeit emanzipiert. Auch wenn die Schülerinnen im Praktikum das naturgemäß anders sahen. Bilde ich mir das eigentlich nur ein oder wird lesen (wieder) ne „typische Mädchensache“ oder ist das nur ein Nebenschlachtfeld der Mädchen- vs. Jungenspielzeugdebatte und ich kenne die einschlägige Jungenliteratur schlicht nicht?
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Ganz einfach kann das nicht beantwortet werden, da sich das nach familiärem Umfeld massiv unterscheidet. Mein Sohn liest den ganzen Tag, im Gymnasium sehe ich viele Jungs, die eher Comics lesen oder nur noch am Smartphone in Facebook-Kreisen verkehren. Dennoch: Ohne echte Untersuchung ist das alles völlig aussagelos.
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Immerhin gibt es noch Jungs, die Comics lesen. Die nächste Generation Nerds ist gerettet, auch wenn der Hype wieder abflauen sollte. 🙂
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Dora Heldt und Kerstin Gier ist Frauenliteratur? Dann ist also Simmel und Hohlbein Männerliteratur?;-))
Comics geht gar nicht, Fantasy ebenfalls nicht. Typische Liebesromane auch nicht, Western denke ich gar nicht drüber nach, sci fi schon mal gar nicht.
Historisches…jo, gern..beim Abhängen. Kopfmäßig gesehen.
Was lese ich eigentlich? Jetzt befasse ich mich mit deiner Montagsdienstagsfrage womöglich noch am Mittwoch….
Da fällt mir ein…ich hänge schon wieder der Zeitung hinterher. Und Freitag kommt schon ne neue.
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Simmel ist schrankwand-Deko und Hohlbein ist wie Tolkien zu episch geratene Fantasy. 😉 Frauenliteratur bezieht sich auf den Interessenkreis, in dem wir es in der Bibliothek führen und meint „Literatur über Frauen“, nicht „für Frauen“. 🙂 Unter „Männer“ findet man entsprechend die meisten Irvings aber auch Sven Regeners Romane über Herrn Lehmann. Ich spiele zwar schonmal den Chauvi und gendere meine Texte nur, wenn ich Offizielles schreibe, aber vielleicht sollte ich dazu mal was schreiben, bevor man mich unabsichtlich missversteht. Danke für den nett verpackten Tadel, klassischer Fall von Betriebsblindheit. 🙂
Wenn du Lust hast, verlink dich auch beim Buchfresserchen. 🙂
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Bevor ich ins Bett wanke…(vor Müdigkeit, nicht weil ich voll des süßen Weines bin): wer ist Buchfresserchen? Mir ist der Nick aus einem Forum bekannt, aber ich denke nicht, dass du ihn meinst;-)
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nachtrag: wo du irving erwähnst…..ich lese gerade irving/ witwe für ein jahr….gefällt mir aber -glaube ich- nicht;-)
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Buchfresserchen hat die Montagsfrage ins Leben gerufen, hier der Link zum Blog: http://buch-fresserchen.blogspot.de
Ich verberge den Link hinter dem Montag. 😉 Und Witwe für ein Jahr nicht gut? Das ist Irvings … *nachzähl* drittbester Roman und da ich John Irving verehre, ein grandioses Werk! *empört dreinguck, dann losprust* Wenn es dein erster Irving ist und du danach nicht aufgeben magst, empfehle ich dir „Das Hotel New Hampshire“, danach weiß man, ob man ihn hasst oder liebt, wie eine Freundin so richtig sagte.
Bis dahin wünsche ich eine gute Nacht und wanke auch ins Bett, oder lasse mich vielmehr einfach rücklings in die Kissen fallen:)
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danke für den link *rote Geranie zum Dank rüberreich*;-)))
doch, ich mag Irving (vor allem Gottes Werk und…), aber mit der Witwe kann ich nichts anfangen. Die habe ich heute gelöscht.
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Erstaunlich. Obwohl, Witwe für ein Jahr ist neben „Eine Mittelgewichtsehe“, den ich nicht so gern mag, der am wenigsten „typisch Irving“ ist, wie ich finde. Woran lag es? Mit der Hauptfigur nicht warm geworden?
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Berufliche Überlastung. Ich werde es irgendwann noch einmal versuchen….zur Zeit einfach nicht der richtige Lesestoff;-)
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