Die Frage ist ein wenig deckungsgleich mit der ersten, aber umfassender. Das vollkommene irdische Glück bedeutet für mich in erster Linie frei zu sein von Zwängen. Das habe ich heute gemerkt, als ich die letzte reguläre Hausarbeit vor der Examensarbeit fertig gestellt habe. Das Gefühl war einfach unbeschreiblich. Es ist ein Gefühl der Leichtigkeit wie das, wenn man ein oder zwei Gläser Rotwein getrunken hat und in lauer Abendluft den Sternenhimmel betrachtet – oder wenn man ein gutes Buch liest.
Das vollkommene irdische Glück bedeutet dabei nicht Nichtstun, es ist mehr aristotelisch zu verstehen. Man setzt sich Ziele, die man für wertvoll hält, aber nicht wertvoll, um etwas damit zu tun. Viel Geld zu haben ist kein vollkommen irdisches Glück, denn man will das Geld haben, um sich damit Dinge zu kaufen, deren Besitz dann Teil des vollkommen irdischen Glücks sein kann. Vollkommenes irdisches Glück ist also die Möglichkeit, all diese Ziele zu erreichen. Das schließt die Voraussetzungen, diese Ziele zu erreichen, womöglich auch Geld, nicht aus, aber es erschöpft sich nicht darin. Momentan würde ich sagen: Die Freiheit zu besitzen, seinen Tag selbst zu gestalten, Herr der eigenen Zeit zu sein, das ist vollkommenes irdisches Glück. Ich bin an den Wochenenden immer besonders glücklich, wenn ich mir verbiete, an den Schreibtisch zu gehen, sondern mich spontan entschließe, eine Radtour zu machen, die mich an den Rand der körperlichen Belastbarkeit bringt, oder in der Sonne im Garten zu lesen und ein paar Seiten in einem spannenden Buch zu lesen oder mich mit Freunden zu treffen, um gemeinsam ins Kino zu gehen. Das ist vollkommenes irdisches Glück.